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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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nicht sterben, hast du gehört?« Sie trat zu dem Loch im Boden, machte sich zitternd vor Anstrengung wieder klein und zwängte sich hinein. Broch folgte ihr gehorsam.
    »Ich muss auch gehen«, sagte Rhosmari, ohne Pauls Blick zu erwidern. »Aber die Kaiserin wird nicht in die Nähe dieses Hauses kommen, auch nicht, wenn der Waffenstillstand vorbei ist. Ab jetzt seid ihr alle, du und Peri und Timothy, vor ihr sicher, das verspreche ich euch.«
    »Wirklich?«, fragte Paul. »Und wie willst du das erreichen? Willst du zu ihr raus und sie erschießen?«
    Rhosmari hob den Kopf und sah ihn an, denn wenn jemand verstand, was sie vorhatte, dann er. »Ja«, sagte sie und hielt dem vorwurfsvollen Blick seiner blauen Augen stand, während sie auf die Größe einer Eichenfee schrumpfte und sich rückwärts dem Eingang der Röhre näherte. »Genau das werde ich tun.«
    Bogen und Köcher lagen noch an der Stelle, an der sie beides zurückgelassen hatte, am Übergang von der Röhre zum Heckentunnel. Im schwachen Schein des Leuchtzaubers nahm sie den Bogen auf und prüfte seine Spannung. Dann vergewisserte sie sich, dass die Pfeile gerade und unbeschädigt waren, und ging zum letzten Mal die einzelnen Schritte ihres Plans durch.
    Von Martin hatte sie gelernt, dass man das Misstrauen der anderen am besten einschläferte, indem man sich hilflos zeigte. Martin und die Kaiserin wussten schließlich beide, wie hilflos Rhosmari war, ein Kind des Rhys, das gelobt hatte, niemals Blut zu vergießen. Wenn sie also auf die Wiese hinausging und verkündete, sie wolle sich der Kaiserin ergeben, um die Schlacht zu beenden, würde niemand Grund haben, an ihren Worten zu zweifeln.
    Den unsichtbaren Bogen beim Gehen über ihrem Kopf schweben zu lassen, würde eine Herausforderung sein, denn im freien Schweben war Rhosmari nicht geübt. Aber wenn sie von Martin lernen konnte, dann auch von der Kaiserin: Sobald sie in den Mondschein hinaustrat, würde ihr auch dieser schwierige Zauber leichter fallen. Mit erhobenen Händen würde sie über die Wiese gehen und sich den Gefolgsleuten der Kaiserin ergeben. Sie würde warten, bis die Kaiserin kam, um sie in Empfang zu nehmen, und dann …
    In ihrem Köcher steckten drei Pfeile. Aber wenn sie den Bogen erst in Händen hielt, brauchte sie nur einen.
    Und dann?, fragte eine Stimme in ihrem Kopf, aber sie wollte nicht daran denken. Warum auch? Sollten Veronica und die Schwarzen Flügel sie doch töten, wenn sie wollten. Denn die Rhosmari, die sie früher gewesen war, war bis dahin sowieso tot. Sie hängte sich den Bogen über die Schulter und schickte sich an, zu springen.
    Da flog die Tür zur Röhre auf und Timothy kletterte heraus. An seinem Hals baumelte der hölzerne Anhänger. »Halt«, rief er. »Tu’s nicht, Rhosmari.«
    Paul hatte ihm also gesagt, was sie vorhatte. Dass er sie verraten hatte, ärgerte sie, aber jetzt konnte sie niemand mehr aufhalten. »Ich muss«, erwiderte sie und zwang sich zur Geduld. »Wenn ich die Kaiserin nicht töte, kämpft sie weiter, bis die Eiche zerstört ist und alle tot sind. Und dann macht sie mich wieder zu ihrer Sklavin und überfällt mit meiner Hilfe die Grünen Inseln …«
    Timothy legte die Taschenlampe auf den Boden und kam einen Schritt näher. »Ich weiß«, sagte er. »Oder … ich weiß, dass das alles passieren könnte. Aber ich weiß auch, dass du deine Tat nicht überleben wirst.«
    »Was aus mir wird, zählt nicht. Nicht, wenn ich dadurch alle anderen retten kann.«
    Timothy schwieg einen Moment mit gesenktem Kopf. Dann sagte er leise: »Das mit Garan tut mir leid.«
    Er wollte ihren Willen brechen. Rhosmari ballte die Fäuste. Sie hätte sich nicht auf ein Gespräch mit ihm einlassen dürfen, sondern gleich springen sollen. Es geschähe ihm nur recht, wenn sie …«
    »Ich weiß, dass ihr nicht mehr verlobt seid«, fuhr Timothy fort. »Aber ich glaube, er hat dich im Grunde doch geliebt.«
    Scham stieg in ihr auf und das Eis um ihr Herz bekam Risse. »Aber ich habe ihn nicht geliebt«, erwiderte sie. Und mit plötzlicher Heftigkeit fügte sie hinzu: »Verstehst du denn nicht? Ich habe ihn nie geliebt, obwohl ich ihn doch hätte lieben sollen, denn er war herzensgut und hat alles geopfert, um dir und Linde und den anderen zu helfen, während ich aus lauter Angst weggesehen habe. Und dann hat die Kaiserin ihn getötet und ich konnte es nicht verhindern …«
    »Rhosmari.«
    »Ich hasse die Kaiserin!« Rhosmari atmete schneller und stieß die Worte

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