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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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die Wimpern dunkle Fächer auf ihren hohen Wangenknochen, ihr Mund leicht geöffnet, ihre vollen Lippen glänzend …
    Gott, wie sie plötzlich in der Wohnung gestanden und gesagt hatte, dass alles, was seit ihrer einen Nacht geschehen war, ein Fehler sei und dass sie davon geträumt habe, zu ihm zurückzukehren, und nur ihr Stolz und das Trauma ihrer Ehe mit Harald sie daran gehindert hätten und dass sie jetzt, da Harald wieder da war, erkannte, wie viele Vollidioten in der Welt herumliefen, und dass eine Frau, die von einem Mann wie Peter so sehr geliebt wurde wie sie, Flora, eine Närrin sei, ihn auch noch abzuweisen …
    Peter blickte in ihr schlafendes Gesicht. Seine Gefühle fuhren Achterbahn. Langsam beugte er sich über sie und küsste sie.
    Sie schlug die Augen auf und sagte: »Was soll der Mist? Wieso hat der Mann eine Pfanne im Schrank, die auf dem Induktionsherd nicht funktioniert?«
50 .
    Peter fuhr in die Höhe und fiel vom Wohnzimmersofa. Mit verklebten Augen starrte er auf den Teppich, der ihn aufgefangen hatte. Als er sich aufrichtete, stieß er mit dem Kopf gegen die Unterseite des Tischs.
    »Verflucht«, murmelte er und kroch unter dem Tisch hervor, unter den er beim Absturz vom Sofa gerutscht war.
    Er war nur von einem Traum in einen anderen geglitten. Sein Herz schlug heftig, und auf seinen Lippen glaubte er immer noch den Kuss zu spüren, den er Flora gegeben hatte. Das Einzige, was es in die Realität geschafft hatte, waren die Stimmen, aber sie kamen aus der Küche.
    »Verflucht«, murmelte er ein zweites Mal. Er fühlte sich so mies, als wäre Flora wirklich hier gewesen, aber nur, um ihn endgültig zu verlassen. Ein Tag, der so anfing, konnte nur bescheiden enden.
    Ächzend kam er auf die Beine, am ganzen Körper steif. Er trug die Kleidung, die er am Abend zuvor getragen hatte. Seine Blicke fielen auf die Whiskyflasche neben Daniels zugeklapptem Laptop. Sie war genauso voll, wie sie am Tag gewesen war, als er den zweiten Schluck in sein und Daniels Glas gegossen hatte. Tatsächlich stand sogar sein Whiskyglas noch daneben, ein letzter Rest goldfarbener Flüssigkeit darin. Getrunken hatte er also nicht. Wieso konnte er sich dann nicht erinnern, was geschehen war – und weshalb er die Nacht auf dem Wohnzimmersofa verbracht hatte?
    Die Antwort war vielleicht in der Küche zu finden, aus der er jetzt nach einem längeren Scheppern ganz klar die Stimme seines Vaters hörte: »Die hier hat einen elektrischen Boden.«
    Als er aus dem Wohnzimmer in den kleinen Flur schlurfte, an dessen Ende die Küche lag, vernahm er Connors Stimme. Der Schotte fragte: »Und wie kriege ich jetzt die Eier rüber in die andere Pfanne?«
    Peter wollte gerade krächzen: »Kipp sie einfach rüber, verdammt!«, aber er verschluckte sich, als er die dritte Stimme aus der Küche hörte.
    »Kipp sie einfach rüber, du meine Güte«, sagte Flora.
    Peter blieb wie vom Donner gerührt im Flur stehen. Träumte er immer noch? Wo musste man sich zwicken, um aufzuwachen?
    Daniel streckte den Kopf aus der Küche, vermutlich durch das niemals ganz seine Tätigkeit einstellende väterliche Radar gewarnt, dass der Sprössling wach und auf den Beinen war, wenn auch noch nicht ganz von dieser Welt. »Du kommst gerade recht«, sagte er und grinste.
    Connor rief: »Hat endlich jemand Schneewittchen wachgeküsst?« Er konnte nicht ahnen, dass die Bemerkung Peter einen neuerlichen Stich versetzte.
    »Dornröschen«, sagte Flora. »Schneewittchen ist die mit den Zwergen.« Sie trat aus der Küche und stand plötzlich vor Peter. Ihm blieb die Luft weg, als er sie anschaute. Ihr Lächeln machte einer befremdeten Miene Platz. Sie wedelte mit einer Hand vor Peters Gesicht herum. »Hallo?«, sagte sie. »Erde an Peter. Ist die Raumkapsel bemannt?«
    Peter holte Atem und räusperte sich. »Ich bin …«
    »… völlig losgelöst«, sagte Flora. »Ja, ja, das sehe ich.« Sie beugte sich vor und umarmte ihn. »Puh«, sagte sie, »du und dein Vater, ihr habt wohl das gleiche Kerosin gesoffen.«
    »Das hab ich gehört !«, rief Connor aus der Küche.
    »Was ist denn hier los?«, fragte Peter, in dessen Mund tatsächlich der strenge Nachgeschmack des getorften Whiskys war und der sich verlegen beim Reden die Hand vorhielt.
    »Daniel hat uns zum Frühstück eingeladen«, sagte Flora. »Er sagte, wenn wir das Essen mitbrächten, würdest du die Küche zur Verfügung stellen. Er hat nicht gesagt, dass du nichts davon wusstest.« Sie zuckte mit den

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