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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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miteinander gesprochen.«
    »Bei der ersten Vernehmung hat er nichts davon ausgesagt«, erklärte Peter. »Es steht nicht im Protokoll. Die Erinnerung an solche Details kommt meistens erst später und wenn man eigentlich geistig abgelenkt ist.«
    »Oder euer Protokoll ist Bockmist«, sagte Harald. »So wie die Adressen.«
    »Nehmen wir mal an, es wäre kein Bockmist, sondern eine unverhoffte Spur«, entgegnete Flora geduldig.
    »Dann …«, sagte Harald, »… würde ich sagen: Verdammt noch mal, der Freund von der Seitz ist doch …«
    »… Rettungssanitäter«, bestätigte Peter.
    »Wir hätten gleich zu dem Miststück fahren sollen!«
    »Wir könnten schon lange unterwegs sein, wenn du nicht ständig quatschen würdest«, sagte Flora.
    »Steigt ein!«, stieß Harald hervor. Er glitt hinter das Steuer und knallte das magnetische Blaulicht auf das Dach des BMW . Es begann sich zu drehen. »Wir haben’s eilig!«
    »Nehmen Sie das Ding wieder runter«, sagte Peter. »Das sind hier nicht die Straßen von San Francisco.«
25 .
    Die Adresse, die Natalie Seitz ihnen gegeben hatte, gehörte zu einem kleinen Haus in einem großen Garten, das von vielen großen Häusern in kleinen Gärten umgeben war. Wenn man auf die kleine Streuobstwiese, den Gemüsegarten gleich hinter dem Zaun und die von weiteren vereinzelt stehenden alten Obstbäumen beschattete Grasfläche blickte, wurde einem klar, dass hier jemand den ursprünglichen Traum vom Eigenheim mit Garten bewahrt hatte. Betrachtete man die Anwesen drum herum, sah man hingegen die Träume von Architekten, deren Können für wirklich großartige Bauten nicht ausreichte und die stattdessen ahnungs- und geschmacksfreie Häuslebauer davon überzeugt hatten, dass ein Haus nur dann ein Haus war, wenn die Wohnfläche dem Terminal eines mittleren Regionalflughafens entsprach.
    »Schön ist das hier«, sagte Robert Kalp, der sich einmal um die eigene Achse gedreht hatte. Eine breite, ungeteerte Straße trennte die Anwesen von der Kleinen Isar, dem schmaleren Seitenarm des Flusses, der die langgestreckte Insel Mitterwöhr im Südosten umfloss. Alte Pappeln säumten das Ufer. Die frühe Mittagsstunde verlieh der Szene eine Art entspannter Ruhe, die Bäume fingen den größten Teil der Sommerhitze ab. Der Grasstreifen, der anstelle eines Bürgersteigs zwischen der Straße und den Zäunen entlanglief, war grau überzogen vom Straßenstaub, aber kräftig und gesund.
    Das Gartentor war verschlossen. Ob die Klingel funktionierte, ließ sich nicht feststellen, da das kleine Siedlungshaus weit im Hintergrund des Anwesens stand. Es machte den verschlossenen Eindruck eines Hauses, dessen Bewohner nicht erst seit heute Morgen abwesend waren.
    Die drei Männer ließen Flora den Vortritt, als sie nach einigem Warten beim Nachbarhaus klingelte. Es war die übliche glücklose Mischung aus toskanischem Palazzo und niederbayerischem Bauernhaus, auf dessen Dachschrägen blitzende Solarpaneele Strom erzeugten und ins Netz einspeisten. Was an Gartenfläche übrig geblieben war, leuchtete in der Sonne: weiße Steinplatten, die sich mit Feldern voller weißer Kieselsteine abwechselten, an strategischen Stellen von zwei, drei Sets Entschuldigungsgrün durchbrochen, das den Eigentümern als Bäume verkauft worden war.
    Ein sportlich wirkender Mann mit Poloshirt, knielangen Hosen und Schlappen trat aus dem Haus und fragte vorsichtig: »Ja, bitte?«
    »Wir wollten zu Ihren Nachbarn«, sagte Flora und knipste ihr Ich-bin-eigentlich-nur-hier-weil-ich-so-schön-bin-Lächeln an. Der Mann zögerte, dann schlappte er über seine blendenden Steinplatten heran. Es war ein Slalomparcours, weil er den Kiesflächen dabei auswich.
    »Ja, die sind …«, begann er, dann wurden seine Augen eng. »Wer sind Sie überhaupt?«
    Harald Sander holte Atem und fuhr schon mit der Hand in seine Hosentasche, um seinen Ausweis zu zücken, da sagte Peter: »Wir sind von der Firma E. ON . Die Stromversorger, Sie wissen schon.«
    Harald warf ihm einen fragenden Blick zu, aber er ließ den Ausweis stecken. Peter ahnte, wie schnell sich in dieser Art von Nachbarschaft die Kunde herumsprechen würde, dass die Polizei da gewesen war, besonders, wenn der Besuchte sich mit seinem Lebensstil so offensichtlich von der Umgebung unterschied. Man musste den Menschen nicht noch zusätzliche Schwierigkeiten machen, solange nicht erwiesen war, dass sie etwas auf dem Kerbholz hatten.
    Der Mann deutete zu seinen Solarpaneelen nach oben und lachte.

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