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Richard Lukastik Bd. 1 - Nervöse Fische

Richard Lukastik Bd. 1 - Nervöse Fische

Titel: Richard Lukastik Bd. 1 - Nervöse Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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hergestellt worden war, ein wunderschönes Stück, dabei trotz des Aufwands zweier Hilfszifferblätter sachlich gestaltet.)
    »Die Haie!«, schrie Jordan jetzt. »Mensch, wo sind die Haie?«
    »Na, unten halt«, sagte Barwick, den seine Vornehmheit nun auch sprachlich verlassen hatte.
    Jordan erhob erneut seine Faust, so ziemlich am Ende seiner Geduld.
    »Hören Sie doch mit dem Theater auf«, sagte Frau Barwick. Sie hatte gewissermaßen die straffe Haltung ihres Mannes beibehalten und blickte fortgesetzt auf den Fernseher. Frau Barwick erklärte, an Jordan gewandt, ohne ihn dabei anzusehen: »Nehmen Sie den Aufzug und drücken Sie gleichzeitig auf die Fünfzehn, die Vier, die Fünfundzwanzig und die Zwei.«
    »Und dann?« fragte Jordan.
    »Na, was denken Sie?« sagte Frau Barwick und blickte nun doch zu dem Polizisten. »Der Aufzug bringt Sie hinunter. Hinunter zum See. Sie brauchen mich nicht so anzusehen. Weder haben ich und mein Mann dieses Wasser als erste entdeckt, noch haben wir den Aufzug manipuliert. Wofür halten Sie uns? Für kleine Götter? Und schon gar nichts können wir dafür, daß dort unten ein paar bissige Fische schwimmen.«
    »Was haben Sie dann mit der ganzen Sache zu tun?« fragte Jordan. »Sie wissen schon, der Tote auf dem Dach. Und Sternbach. Und Lukastik.«
    »Ich schwöre«, ließ sich jetzt wieder der Geschlagene vernehmen, »noch nie von einer Person gehört zu haben, die Lukastik heißt. Was ist das überhaupt für ein Name? Und mit dem Toten im Pool haben wir genauso wenig zu tun.«
    »Und mit Sternbach?«
    »Ein Auftrag«, meinte Barwick knapp.
    »Reden Sie«, verlangte Jordan.
    »Manche Leute wollen ihren Tod nun mal zelebrieren. Wir helfen diesen Leuten. Ich betone ausdrücklich das Wort helfen . Wir geben keine Giftspritzen, wir drehen keine Schläuche ab, wir stoßen niemanden in einen Abgrund, bloß weil er sich das wünscht. Wir sind also mit Sicherheit keine Mörder, wir  …«
    »Schon gut«, unterbrach Jordan, »was ist mit Sternbach?«
    »Ich muß hinzufügen, daß ich so spezielle Wünsche wie die Inszenierung des eigenen Todes nur für ganz bestimmte Kunden vornehme. Und nur auf Empfehlung. Herr Sternbach wurde mir empfohlen. Und zwar von jemand, den ich in einem ganz anderen Zusammenhang kennengelernt habe. Sie müssen wissen, ich sammle Handschriften. Nichts Wertvolles, alte Briefe und Postkarten.«
    »Tobias Oborin!« rief Jordan aus, wie man ausruft: Gott lebt! Oder: Gott ist tot!
    »Oh, Sie kennen Herrn Oborin bereits«, meinte Barwick beinahe vergnügt.
    »Der Tote auf dem Dach«, erklärte Jordan.
    Das war nun sichtlich eine weitere Überraschung für Hans Barwick. Selbst seine Frau hob den Kopf an, als müsse sie über irgendeinen Tellerrand lugen.
    »Teufel noch mal«, entfuhr es Hans Barwick, »das ist ja schrecklich. Ich hatte keine Ahnung. Wir hörten bloß von einem Badeunfall. Wenngleich natürlich ein bißchen viel Polizei im Hause war.«
    »Oborin hat Ihnen also Sternbach empfohlen.«
    »Das hat er. So eine Angelegenheit ist fraglos heikel und bedarf der äußersten Diskretion. Mein Kontakt zu Herrn Sternbach ist bis heute nachmittag ein rein telephonischer gewesen. Es war alles genau abgemacht. Nicht, daß es mich erfreut hat, daß diese Sache in meinem eigenen Haus stattfinden sollte. Aber wie gesagt, der Kunde ist König. Herr Sternbach hat darauf bestanden, von mir höchstpersönlich empfangen, überfallsartig unter Narkose gesetzt und hinunter zum See gebracht zu werden. Aus dem restlichen Prozedere habe ich mich dann allerdings herausgehalten  … meine Mitarbeiter waren so frei. Hundertprozentig vertrauenswürdige Leute, obgleich nicht ganz unbescholten, aber sie werden für eine solche Tätigkeit niemanden finden, der  …«
    »Meine Güte«, stöhnte Jordan im Angesicht der Erkenntnis, »mein Chef! Es war mein Chef, nicht Sternbach. Sternbach hat sich bereits letzte Nacht das Leben genommen.«
    (Obgleich zu ergänzen wäre, daß Sternbach dennoch nicht darauf verzichtet hatte, auch seinem in der Schwimmhalle des Sanatoriums eilig improvisierten Selbstmord einiges an Theatralik beizufügen. Aber es war schon richtig: Barwicks Team unkonventioneller Sterbebegleiter hatte den falschen Mann betäubt und hinunter zum See gebracht, wo diesen ein Tod ereilen sollte, den Sternbach ursprünglich für sich selbst ausgedacht hatte. Ein Tod unter Haien. Absurd, aber frei gewählt. Lukastik hingegen hatte nichts dergleichen frei gewählt.)
    »Welche Zahlen

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