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Richard Lukastik Bd. 1 - Nervöse Fische

Richard Lukastik Bd. 1 - Nervöse Fische

Titel: Richard Lukastik Bd. 1 - Nervöse Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Schätzchen jetzt mein Sofa okkupieren. Es ist übrigens der Kleine, vor dem ich mich hüten würde. Wobei ich nicht behaupte, der Dobermann sei ungefährlich. Seine Schwermut ist sicherlich verdächtig. Jede Schwermut ist das.«
    »Was für eine Art von Ärztin sind Sie eigentlich?«
    »Ursprünglich Internistin. Nach und nach habe ich mich aber ganz der Rekonvaleszenz verschrieben. Die Frage ist ja, ob jemand überhaupt gesund werden will. Wenn nicht, hat er in diesem Haus eigentlich nichts zu suchen. Ich bin da ganz offen zu meinen Patienten. Manche sind in ihre Verletzungen und Krankheiten regelrecht verliebt. Das geht völlig in Ordnung. Allerdings sehe ich keinen Sinn darin, jemand einreden zu wollen, seine große Liebe aufzugeben.«
    »Ich nehme an, Herr Sternbach ist einer Ihrer Patienten.«
    »Er war es einmal. Allerdings liegt das jetzt zehn Jahre zurück. Er gehörte zu denen, die ganz gewiß gesund werden wollten. Und wurde es ja auch. Er ist uns treu geblieben, als Freund, und hin und wieder als Gast des Hotels.«
    »Treu genug, um ihn nun zu verstecken?«
    »Verstecken? Wie kommen Sie denn da drauf? Wollte ich das tun, würde ich doch kaum zugeben, Herrn Sternbach überhaupt zu kennen.«
    »Aber er ist doch hier, oder?«
    »Er hat mich vor etwas mehr als zwei Stunden in diesem Büro aufgesucht und mir mitgeteilt, die Polizei wäre hinter ihm her. Oder sei zumindest gerade im Begriff, einige Anstrengungen in diese Richtung zu unternehmen.«
    »Hat er gesagt, warum?«
    »Darüber wollte er nicht reden. Und das habe ich auch respektiert. Was immer er getan hat, ich denke nicht, daß Habgier oder irgendeine Form von Lustgewinn dahintersteckt.«
    »Sie meinen, es gibt einen Mord, der zu rechtfertigen wäre?«
    »Einen Mord?   … Nun, wahrscheinlich kaum vor dem Gesetz«, sagte Dr. Gindler. »Doch moralisch gesehen passiert sicher Schlimmeres als die pure Tatsache, daß jemand umgebracht wurde. Es soll sogar Morde geben, die nicht nur aus gutem Grund geschehen, sondern auch einem guten Zweck dienen. Denken Sie an den Tyrannenmord.«
    »Ein heikles Thema.«
    »Heikel bloß darum, weil ein sinnvoller Tyrannenmord natürlich rechtzeitig, also frühzeitig geschehen muß. Ist das nun aber der Fall, hat der Mörder das Pech, als ein Verbrecher dazustehen. Das Pech, immer als ein Wahnsinniger zu gelten, nie als ein Weitsichtiger. Das ist das Schicksal eines Helden, der zur rechten Zeit mordet. Hätte jemand – sagen wir – Anfang der dreißiger Jahre Hitler umgebracht, würde dieser Jemand in den heutigen Geschichtsbüchern kaum besser abschneiden als die rechtsradikalen Mörder von Walter Rathenau.«
    »Nicht jeder frühzeitige Tyrannenmord ist auch ein weitsichtiger.«
    »Sie haben recht, das ist schwer zu entscheiden. Ich wollte nur andeuten, daß mich das Faktum eines Mordes nicht unbedingt vom Sessel reißt. Sie sehen mich also nicht entrüstet.«
    »Ich glaube kaum, daß Sternbachs mutmaßliches Opfer unter die Kategorie der Tyrannen fällt.«
    »Es gibt Tyrannen auch im Kleinen«, meinte die Ärztin.
    »Kannten Sie Tobias Oborin?«
    »Ist das der Tote?«
    »Ja.«
    »Ich habe von ihm gehört. Ein Graphologe aus Zwettl.«
    »Ein Freund Sternbachs«, erklärte Lukastik und fragte, ob er rauchen dürfe.
    »Lieber nicht. Bacon kann das nicht leiden. Und was Bacon nicht leiden kann, das stört auch Burton.«
    »Sie sollten sich von den beiden Typen emanzipieren«, schlug Lukastik vor.
    Dr. Gindler verdrehte die Augen und sagte, wie um von den Hunden abzulenken: »Wir sprachen von diesem Graphologen. Ich glaube nicht, daß er zu Herrn Sternbachs wirklichen Freunden gezählt hat. Er war bloß ein Kunde.«
    »Sternbach, nehme ich an, ist auch Ihr Friseur«, mutmaßte Lukastik.
    »Richtig.«
    »Das ist aber noch lange kein Grund, ihm Unterschlupf zu gewähren.«
    »Ich sagte doch schon«, erinnerte Dr. Gindler, ohne ihren ruhigen Tonfall aufzugeben, »daß davon keine Rede sein kann. Herr Sternbach war hier, wir haben uns ein wenig unterhalten, über private Dinge, über nichts, was mit dieser Sache zu tun haben könnte. Der Name Oborin ist nicht gefallen. Und schon gar nicht wurde über einen Mord gesprochen. Bevor Herr Sternbach wieder ging, hat er erklärt, daß möglicherweise ein Chefinspektor Lukastik demnächst hereinschneien würde. Und hat mich gebeten, Sie zu empfangen, freundlich zu empfangen, was somit geschehen wäre. Auch wenn Burton und Bacon nicht nach Ihrem Geschmack sind.«
    »Sternbach hat

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