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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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doch?«
    Er grapschte sich ein Müffelchen mit Käse und Schnittlauchgefrissel und schluckte es runter, praktisch ohne zu kauen, jedenfalls nicht zweiunddreißig Mal, wie man das machen soll, damit jeder Zahn was davon hat.
    Als hätte ich es nicht geahnt! Ich mag den van Scherten wirklich gut leiden, schon deshalb, weil er Oskar jetzt nicht auf die peruanische Bommelmütze ansprach, und sowieso, weil er letztes Jahr sein Leben riskiert hatte, um Mama zu helfen. Aber das ging nun doch ein bisschen weit – der war imstande und plünderte den ganzen Teller! Wenn er noch imstandiger war, würde er als Nächstes seine Krawatte lockern, sich zu uns setzen und bestimmen, was wir in der Glotze guckten. Wahrscheinlich einen Tierfilm, irgendwas über Schmetterlinge. Der Lawottny aus dem Förderzentrum hat mal einen Film mit Schmetterlingen gesehen, der hieß Das Schweigen der Lämmer , aber als er uns in der Pause davon erzählen wollte, war der Wehmeyer dazwischengegangen und hatte geschimpft, das sei verdammt noch mal kein Film für Kinder und falls er mitkriegte, dass der Lawottny noch mal davon anfing, würde er sich dessen Eltern vorknöpfen, weil die ihn nachts vor der Glotze abhängen ließen. Ich wusste deshalb nicht viel über den Film, außer dass ein Schmetterling in einer Hauptrolle mitspielt. Der ist zwar von Anfang an tot, aber immerhin flattern ein paar von seinen Kumpels in Nebenrollen durch die Gegend. Zusätzlich sterben auch noch ein paar Leute. Es ist also anscheinend nicht nur ein Tierfilm.
    Â»Tja, schade, dass Ihr Abend schon verplant ist«, wandte der van Scherten sich an Frau Dahling. »Ich hatte überlegt, Sie in Klärchens Ballhaus zu entführen. Schon mal davon gehört?«
    Frau Dahling nickte begeistert. Ich nicht. Ich kannte nur Karstadt Sport. Da war der Bühl mit mir gewesen, um mir einen Basketball zu kaufen. Der dazugehörige Korb lag immer noch in unserer Wohnung, weil der Mommsen Randale gemacht hatte, als wir ihn im Hof aufhängen wollten.
    Â»Eine Runde schwofen«, sagte der van Scherten, »ein Gläschen Wein hinterher und so weiter. Ist so ein schöner lauer Abend. Ich darf doch, oder?«
    Er zwinkerte mir verschwörerisch zu und schnappte sich das nächste Müffelchen. Das Zwinkern war wahrscheinlich irgendwas unter Männern. Das Müffelchen war das letzte mit Salami und einem kleinen Gürkchen drauf.
    Â»Das kommt jetzt ein wenig überraschend«, sagte Frau Dahling und strichelte nervös über ihre Kittelschürze.
    Â»Ãœberraschungen!«, dröhnte der van Scherten. »Das Salz in der Suppe des Lebens! Männer sollten Frauen viel öfter überraschen.«
    Â»Mit einem Fußball?«, sagte ich zweifelnd.
    Â»Nein. Mit einem Ball wie dem, bei dem Aschenputtel ihren, ehm, Prinzen kennenlernt.« Jetzt kriegte er tatsächlich rote Ohren. »Bei Klärchens tanzt man natürlich nur Standard. Aber ich denke, ich gebe immer noch eine flotte Figur auf dem Tanzparkett ab.«
    Â»Das ist … eine wunderbare Idee«, sagte Frau Dahling zögerlich. »Aber ich wäre ja gar nicht richtig angezogen. Außerdem hab ich die Jungs hier, und, nun ja …«
    Sie würde so gerne! Sogar ein Blinder mit Krückstock und einer von diesen dicken Sonnenbrillen hätte das gesehen. Und ich fand, Oskar und ich mussten sie lassen. Man konnte ja nie wissen, womöglich hatte der van Scherten ausgerechnet heute Abend den Sicherheitsabstand fürs Verlieben verringert, und jetzt saßen wir Frau Dahlings Glück nur wegen ein bisschen Fernsehen und ein paar Müffelchen im Weg. Andererseits wollte ich echt nicht so schnell wieder runter nach Sparta.
    Â»Oskar und ich könnten allein hierbleiben und fernsehen«, schlug ich vor. »Jedenfalls bis das Essen alle ist oder so.«
    Â»Hach, wenn … Also gut, ich … wenn ihr meint.«
    Oskar meinte zwar gar nichts, er gab nämlich immer noch keinen Pieps von sich. Aber Frau Dahling war schon herumgewirbelt und losgespurtet. In der Tür drehte sie sich noch mal kurz um und strahlte den van Scherten und mich an, mit dermaßen roten Backen, dass ich dachte, die brennen gleich durch. »Wirklich, Sie kommen auf Ideen, Ludger! Und du, Rico, hast ein gutes Herz! Das hast du. Ein gutes Herz!«
    Und weg war sie.
    Sie und Ludger. Das kriegen nur Erwachsene hin, dass sie sich schon fast ein

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