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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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ich meine Taschenlampe einpacken wollte. Wie es aussah, überlegte ich traurig, hatte ich diese heilige Gabe inzwischen wohl verloren. Vielleicht funktionierte sie auch einfach nicht auf halben Inseln in der Nähe von Salzwasser.
    Drei Jungen und ein kleiner Hund. Niemand außer uns war unterwegs. Nicht um diese Zeit, nicht bei diesem Wetter. Ein, zwei Fenster von Ferienhäusern waren erhellt, das war’s. Nur noch jede zweite Straßenlampe in Prerow brannte. Bevor es in einen der Seitenwege ging, auf den die unzähligen Gassen und kleinen Wege folgten, erkannte ich trotzdem etwas wieder.
    Â»He, da ist die Haltestelle von der Kutsche!«, flüsterte ich Oskar zu. »Und da vorn in dem Haus, da wohnen der Kiesling und Ulf Brauscher. Guck mal, da steht sogar der Porsche!«
    Der Wagen vom Kiesling stand unter einem Holzdach neben dem dunklen Ferienhaus. Es war schön, so einen vertrauten Anblick wie in der Dieffe zu haben. Irgendwie machte es, dass ich mich weniger in Gefahr fühlte.
    Zehn Minuten später, als die Wildnis uns verschluckte, war von dem schönen Gefühl nichts mehr übrig. Stürmischer Wind fuhr mit kalten Fingern unter meine Jacke. Keine Straßenlaternen mehr. Bei jedem Geräusch, das ich hörte, rechnete ich damit, dass uns ein Wildschwein überfallen würde. Wir liefen durch tiefe Dunkelheit, die sich bloß dann für einen Moment aufhellte, wenn es dem Mond gelang, flüchtig durch die dicken Wolken zu lugen, die ihn hinter sich verbargen. Als ich die Taschenlampe aus dem Rucksack kramen wollte, hielt Oskar meine Hand fest.
    Â»Lass mal, das fällt zu sehr auf. Die nehmen wir nur im Notfall.«
    Ich bewunderte ihn dafür, wie er, praktisch ohne eine Hand vor Augen zu sehen, dermaßen locker, aber mit festem Schritt, einen Weg wiederfinden konnte, den er nur ein einziges Mal gegangen war. Aber vielleicht wollte Oskar auch nur deshalb kein Licht, weil es ihm im Dunklen leichter fiel zu reden als im Hellen.
    Â»Es gab keine Bekannte in Dänemark«, begann er so unvermittelt, als würde er eine Unterhaltung fortsetzen, die wir gerade eben mal für zehn Sekunden unterbrochen hatten. »Da waren nur Lars und ich. Er war mal als Kind dort gewesen, im Urlaub. Wir sind ziellos in Bussen herumgefahren und haben in billigen Hotels übernachtet. Die ganze Zeit über konnte ich ihm bei seinen Depressionen zugucken und mir sein Gejammer anhören.«
    Ich schluckte. Wenn ich jetzt was Falsches sagte, würde Oskar womöglich nie wieder davon erzählen.
    Â»Immerhin hat er da aufgehört mit Trinken. Einfach so. Komisch, oder? Vorher war das ganz schlimm gewesen. Jedes Wochenende. Ich holte ihn überall ab, ich kannte jede Kneipe in Schöneberg. Jetzt hatte meine Entführung ihn wohl etwas aufgeschreckt. Bloß …«
    Oskar führte den Satz nicht zu Ende. Musste er auch nicht. Seine Entführung hatte Lars aufgeschreckt. Bloß nicht genug.
    Â»Hat er dir eigentlich jemals verraten, wo er gewesen ist?«, sagte ich zögerlich. »Nachdem er dich bei Mama und mir ausgesetzt hatte, meine ich.«
    Â»Nein.«
    Â»Hast du ihn nicht gefragt?«
    Â»Nicht direkt. Aber eines Abends hab ich ihn gefragt, wo meine Mutter wohnt. Er hat gesagt, er wisse es nicht.«
    Â»Hast du ihm das geglaubt?«
    Â»Nein.«
    Ein Streifen Mondlicht erhellte Bäume und Büsche am Wegrand. Gras flüsterte im Wind. Sven, der mitkriegte, dass Oskar und ich uns unterhielten, schaute nur kurz rüber. Er machte einen kleinen Hopser, als Porsche ihm um die Beine wuselte. Ich zog die Leine etwas näher an mich ran, damit Sven nicht stolperte.
    Â»Vielleicht will Lars dich bloß vor deiner Mutter schützen«, überlegte ich laut. »Dafür sind Eltern doch da, oder? Dass sie wissen, was gut ist für ihr Kind und was nicht gut ist für ihr Kind. Vielleicht ist deine Mutter doof.« Ich zuckte die Achseln. »War bei meinem Vater auch so.«
    Â»Wenn das so wäre, würde ich mir darüber gern selbst ein Urteil bilden.« Oskar seufzte leise. »Ich glaube, als er mich letztes Jahr bei euch sitzenließ, da hat Lars meine Mutter besucht. Ich weiß bloß nicht, warum. Ich denke, er will mich loswerden und wollte nachfragen, ob sie mich nimmt.«
    So war das also. Mein lieber Schwan! Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Am liebsten hätte ich Oskar noch mal in den Arm genommen, wie heute

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