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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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Schritte, senkte den Schädel und schnupperte an Porsches Hintern. Wir sahen atemlos zu. Zuletzt legte Porsche sich hin, wälzte sich auf den Rücken und hielt Bobo seine Kehle entgegen.
    Fiep, fiep … fiep!
    Bobo gab ein knappes WUFF! von sich. Er stupste mit seiner dicken Schnauze gegen Porsches Hals. Seine fette Zunge schob sich aus dem sabberigen Maul, bevor er unter begeistertem Grunzen und Schnauben seinem neuen Kumpel das glatte Fell sorgfältig noch glatter zu lecken begann. Es war zwar Glück für uns, aber eigentlich war Bobo eine Schande für das Geschlecht der Kampfhunde.
    Sven zupfte mich am Ärmel. Seine Augen waren weit aufgerissen und sahen aus, als wäre alles Badewasser daraus ausgekippt. Er zeigte nach unten und machte eine Kopfbewegung in Richtung Hundeklappe. Jetzt oder nie. Ich nickte und tippte Oskar an. Der nickte ebenfalls.
    Millimeterweise, einer nach dem anderen – Sven zuerst, dann ich und zuletzt Oskar mit der Taschenlampe – schoben wir uns rückwärts nach draußen, damit wir Bobo im Blick behalten konnten.
    Regen empfing uns, kalt und mit harten kleinen Schlägen. Heftiger Wind heulte wie tausend unglückliche Geister. Es war mir egal. Ich konnte nur noch an Flucht und an Porsche denken. Meine Beine wollten wie von selber laufen.
    Â»Porsche!«, rief ich leise durch die Klappe. »Komm her! Bei Fuß!«
    Das funktionierte sonst so gut wie nie. Diesmal schon. Porsche kam im selben Moment zu uns rausgewitscht, als hinter dem Fenster über der Haustür plötzlich das Licht anging. Die unerwartete Helligkeit war so grell, als wäre die Sonne auf die Erde gefallen. Dann erklang Gepolter von der Treppe.
    Â»Bobo?«, dröhnte Justins schlaftrunkene Stimme durch die Hundeklappe bis zu uns nach draußen. »Was geht denn ab da unten, du Penner?«
    Â»Der Köter ist taub«, rief Julia ihm nach. »Also schrei hier nicht so rum.«
    Oskar ließ die Klappe los. Nun also doch noch Plan B, wenn auch nur der halbe: Wir rannten, aber ohne dabei zu schreien.
    Das Letzte, was wir hörten, war ein langgezogenes unglückliches Jaulen in unserem Rücken, als wir zu viert durch die Wildnis stürmten. Und das Letzte, was ich eine halbe Stunde später vor dem Einschlafen spürte, war das Schlottern meiner Beine, das sich einfach nicht abstellen ließ. Das und die kuschelige Wärme von Porsche, als ich ihn zu mir auf die Liege unter die Decke nahm.
    Er brauchte fünf Sekunden, dann schlief er tief und fest.
    Ich brauchte länger.
    Ganz zuletzt überlegte ich, ob es auch eine Gebärdensprache für schwerhörige Hunde gab.



»Noch eine Apfelschorle mit Bläschen?«
    Â»Nein danke.«
    Â»Und das andere Montagswaisenkind – für dich noch etwas?«
    Oskar winkte nur matt ab. Sobald ich bezahlt hatte und die nette Kellnerin abgezischt war, ließ er den Kopf auf die Tischplatte sinken und schloss die Augen. Ich weiß nicht, wie er es schaffte, aber diesmal landete dabei eine von den Bommeln in einem Schälchen mit Bio-Erdbeerkonfitüre.
    Lutschfutter für Notfälle.
    Ganz toll.
    Inzwischen kam mir mein ganzes Leben vor wie ein einziger Notfall. Ich war müde und enttäuscht und besorgt. Zusammengezählt ergab das total schlechte Laune. Um halb zehn war die Schuppentür aufgeflogen, und Sven hatte uns wach gerüttelt: Sein Vater würde gleich anrücken, um zuerst den Rasenmäher und dann den Garten auf Vordermann zu bringen. Also blitzschnell aufräumen und abhauen, diesmal mit Hundekasten. Und mit Hunger im Bauch. Im Café erwischten wir mit Mühe und Not noch einen Platz auf der Terrasse. Kann sein, das lag bloß am guten Wetter – der Sturmregen der vergangenen Nacht hatte keine Spuren hinterlassen, es war ein schöner warmer blauer Tag. Konnte aber auch sein, den Urlaubern gingen langsam die Vorräte aus. Überall um uns herum klimperten Geschirr und Bestecke fröhlich um die Wette, aber manche der Leute guckten über ihr teures Frühstück sehnsüchtig rüber zum Edeka. Tja, selber schuld. Mit meinem Mitleid musste heute keiner rechnen. Hätten sie ihre Vorräte eben besser einteilen oder wenigstens daran denken müssen, dass Pfingstmontag auch noch ein Feiertag war.
    PFINGSTEN
: Eines schönen Frühlingstages wurde ein Heiliger Geist über die Jünger vom toten Jesus ausgeschüttet, der ihnen sagte, dass

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