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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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bevor er das Bilderbuch aus seinem Rucksack zog, sich neben ihn setzte und anfing, mit ihm zu gebärden. Genau wie wir es geplant hatten. Jetzt musste ich bloß noch Svens Mutter ablenken.
    Sie guckte von den beiden zu mir, mit einem halben Lächeln und diesem Ausdruck im Gesicht, den Leute kriegen, wenn sie nicht recht wissen, was sie als Nächstes sagen sollen. Ich überlegte, ob ich mich über hohes Gras mit ihr unterhalten sollte. Mit Wildnis und Dschungel hatte ich ja inzwischen Erfahrung, und –
    Â»Was macht denn Otto?«, fragte sie mitten ins Grüne hinein.
    Â»Otto?« Ich runzelte die Stirn. »Der furzt wahrscheinlich gerade bei Lars auf dem Sofa rum.«
    Â»Er tut was? «
    Ups! »Ehm – Lars ist der Otto von Oskar«, sagte ich schnell. »Von Otto, meine ich. Lars ist der Papa von Otto.«
    Â»Ah, verstehe! Namen nenne man!«
    Â»Hab ich doch gerade.«
    Â»Wirklich? Eine güldne gute Tugend: Lüge nie!«
    Erwischt! Keine Ahnung, wie und warum.
    Â»Nun guck nicht so erschrocken! Sei lieb, nebenbei lies!« Svens Mutter ließ begeistert das Buch auf ihre nackten Schenkel klatschen. »Hey – alles Palindrome, verstehst du!«
    Â»Ah … Wie das mit dem Knut im Hundehaufen?«
    Â»Und wer ist Knut? Der Papa von Lars?«
    Sie fing wiehernd an zu lachen, genau wie im Intercity, nachdem ich mich unterm Tisch versteckt hatte. Das Buch klatschte erneut auf ihre Schenkel. Ich fand sie ein bisschen unberechenbar. Wahrscheinlich war es höchste Zeit, dass der Rasen fertig gemäht wurde.
    Als ihr Wiehern langsam in ein Schnauben überging, fragte ich, ob Sven mit uns an den Strand durfte. Er durfte. Und er wollte. Oskar hatte ihn inzwischen eingeweiht. Den Fotoapparat kriegten wir auch. Plus –
    Â»Warum nehmt ihr nicht die Fahrräder?«, schlug Svens Mutter vor. »Stehen im Schuppen.«
    Sehr cool!
    Das Letzte, was wir von ihr hörten, als wir davonpedalten, mit Porsche im Reisekasten auf dem Gepäckträger, war ihr Gebrüll in Richtung Haus. »Schatz, Getränke brauchen wir nicht mehr! Komm her und wirf den Rasenmäher wieder an! Ich pfeif auf die Spießer! Dieses bescheuerte Gras ist der Tod für meine Nerven!«

    Wir nahmen den Weg zum Strand, den wir bereits kannten, über den Teich mit Holzbrücke und voller Schilf, und dann den Pfad zwischen den Bäumen durch, der zu den Dünen führte. Oben angekommen, stellten wir die Fahrräder ab. Wieder hielt ich die Luft an, als ich die Ostsee sah. Blauer Himmel, flimmerndes Wasser, überall gestrandete Menschen, bunte Lenkdrachen in der Luft, Surfbretter auf den kleinen Wellen … So schön. Für einen Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als hier in einem harmlosen Urlaub zu sein und das alles einfach nur genießen zu können.
    Konnte ich aber nicht.
    Oskar schaute auf seine dicke Uhr. Julia und Justin wollten diesen Hehler um dreizehn Uhr treffen. Jetzt war es erst halb zwölf. Also gönnten wir uns erst ein ausgiebiges Herumgetolle im Wasser, bevor wir ernsthaft die Kamera begutachteten. Oskar verstand den Apparat schneller, als ich Apparat buchstabieren könnte, und die ersten Probefotos knipste er von Porsche, als der kläffend ein paar Möwen nachjagte, und von Sven, der lachend Porsche nachjagte.
    Â»Wir sollten schon mal in Richtung Nacktbadestrand gehen«, sagte ich irgendwann. Es kamen immer mehr Urlauber an den Strand. Ich hatte Bammel, die Übersicht zu verlieren.
    Â»Ich zieh mich aber nicht aus!«, sagte Oskar mit rotem Kopf und so schnell, als hätte er diese Antwort schon vor Stunden formuliert.
    Â»Musst du ja nicht.«
    Wir gingen am Wasser entlang in Richtung FKK-Gelände. Es war nicht mit einem Zaun oder so was von dem Strand mit den angezogenen Leuten abgegrenzt. Irgendwo steckte ein Schild im Sand, auf dem FKK stand, und dann ging es langsam mit den Nackten los. Ein paar verschwammen sich draußen im Wasser und kamen bei den Angezogenen wieder raus. Keiner kümmerte sich darum. Oskar knipste hier mal ein Foto und da mal eins. Ich fand, dass es schon beinahe auffallend unauffällig aussah.
    Plötzlich versetzte Sven mir einen kleinen Knuff. Seine Lippen formten zwei Mal nacheinander ein großes O. Das hieß wohl Wow! . Ich folgte seinem Blick. Der Grund für das Wow! kam gerade aus der Ostsee. Vor lauter Sonnengeglitzer auf dem Wasser glich die nackte Frau

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