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Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Riedripp: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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wir letzte Woche beim Huber in Foto-Theorie. Das hat was mit dem Computer zu tun, da werden Daten in eine Rastergrafik umgerechnet, ich glaube für die Druckvorstufe oder so ähnlich. Vielleicht hat ja jemand auf diese Art einen Hinweis geben wollen?«
    »Das kann aber auch was mit Joe the Ripper zu tun haben.«
    »Jack the Ripper!«
    »Wer war das?«
    »Ein Mörder in London, der hat Frauen aufgeschlitzt und verstümmelt, auch Innereien herausgeschnitten … Was heißt Ripper, Herr Bönle?«
    »Das hast du gerade gesagt, Aufschlitzer.«
    »Oh mein Gott! Vielleicht wars der? Das Unterhemd ist doch auch aufgeschlitzt. Vielleicht gehörte es Alexandra?«
    Vicky hob theatralisch die rechte Hand zur Stirn.
    Ich hörte mir die weiteren Spekulationen der Schüler aufmerksam an, ohne meinen eigenen fürchterlichen Verdacht auszusprechen. Ich erinnerte mich an die unheimliche Begegnung im nebeligen Wald und an das, was die Frauengestalt Cäci zugerufen hatte. Vielleicht war es doch Ripp. Und das Unterhemd, das schlaff am Kreuz hing, vielleicht war es tatsächlich Alexandras letzter Feinripp-Begleiter und der Schnitt… ich wollte nicht weiter denken.
    Die fast schon winterlich gekleidete Alisa stellte sich neben mich und sagte mit dünnem Stimmchen stockend:
    »Man hat doch der Alexandra, ich meine, … die Sache mit der Verstümmelung, eben die Rippe, eine herausgeschnitten, und da könnte es ja sein …«
    Der Rest des Satzes ging im würgenden Schluchzen unter.
    »Und Ripp sagt man doch bei uns im Schwäbischen auch zu einer bösen Frau. Das weiß ich vom Deutschunterricht und mein Opa sagt das auch noch zu meiner Oma. Und zu allen Frauen, die er nicht leiden kann.«
    »Aber wenn das gemeint ist, dann haben das aber nicht die Holds hingeschrieben. Und das Unterhemd stammt bestimmt auch nicht von denen, vielleicht hat das ja….«
    »Der Mörder wars«, kreischte Vicky und schlug die Hände vors Gesicht, »der ist bestimmt noch irgendwo, der versteckt sich hier im Ried, oh mein Gooott! Der beobachtet uns.«
    Schluchzend liefen die Mädchen auf die zitternde Vicky zu und nahmen sie in ihre Mitte, gaben ihr Wärme, Geborgenheit und machten sie zum femininen Zentrum. Um eine weibliche Massenhysterie im tiefsten Ried zu verhindern, hob ich meine Hand und sagte:
    »Also Leute, das ist alles schon ganz schön viel für euch, das versteh ich ja, aber denkt mal nach. Ich glaube, ihr habt noch ein recht antiquiertes und naives Bild von Verbrechern, Räubern und Mördern. Die wohnen nicht im Wald oder im Ried, was sollen die denn hier? Hier können sie ja nicht unter einem Baum sitzen und warten, bis eine Currywurst vorbeikommt und sagt, iss mich, oder ein Glas Most und sagt, trink mich oder ein Schlafsack vorbei…«
    »Ist ja schon gut, Herr Bönle, wir habens begriffen«, nickte der feiste Rolf ernst.
    »Aber sicher ist das auch nicht«, kreischte Vicky weiter.
    Mittlerweile hatte ich schon meine Kamera gezückt und begann das Kreuz mit der schlapp hängenden Schiesser-Devotionalie in Feinripp-Qualität aus allen erdenklichen Perspektiven zu fotografieren. Dann holte ich mein Handy aus der Tasche, und überraschenderweise war dies eine bessere Ablenkung als mein pädagogischer Vortrag. Vicky lachte überdreht und rief schluchzend:
    »Was ist denn das, das hat ja ein Zipfelchen.«
    Die übrigen Schüler staunten nicht schlecht:
    »Cool, das war bestimmt das erste Handy der Welt.«
    »Wauuu, das hat ja Seltenheitswert. Kann man die Antenne nicht einschieben?«
    »Verkaufen Sie das? Zehn Euro?«
    »20!«
    »Ich tausche, Sie können mein Sony haben, da können Sie sogar fotografieren. Dann brauchen Sie Ihre alte Kamera nicht mitschleppen.«
    Ich ignorierte die dilettantischen Schülerkommentare und schilderte meinem blauen Handy die Situation an Alexandras Kreuz. Das Blaue gab pflichtbewusst mein informatives Reden via sehr weit entferntem Satellit nach Bad Saulgau weiter, das fast in Hörweite lag. Während wir auf die Polizei warteten, sprangen die Jungs wieder gemeinsam in die Höhe, um die schwammige Riedhaut zum Tanzen zu bringen. Die Mädchen standen mit ihren bunten Handtaschen in kleinen Grüppchen, rauchten und diskutierten. Plötzlich schrie Sabine:
    »Schnell, kommt mal schnell hier her, das ist ja ekelhaft!«
    Vicky schlug sofort die Hände vor ihr hübsches Gesicht und stammelte:
    »Oh nein, nicht schon wieder was! Nicht schon wieder Leichen! Das halt ich nicht mehr auuus!«
    Die blonde Sabine schaute angewidert ins

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