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Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Riedripp: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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war lecker. Hilde stand mit dem Teller in der rechten Hand auf, eckte mit ihrer knochigen Hüfte am Tisch an, der Löffel fiel vom Teller auf den Boden. Als sie ihn aufhob, wurde ihr schwindelig. Der Kreislauf. Sie fühlte sich müde und ein bisschen euphorisch.
    Ferien, Herbstferien! Eine Woche keine Schüler! Eine Woche keinen Ärger mit den Kollegen! Schnell aufs Kanapee! Wenn nur der Weg dorthin nicht so unendlich weit wäre.
    Sie schaute aus dem Panoramafenster ihres kleinen, aber feinen Platz-Fertighauses über die goldgelben Birken hinweg ins angrenzende Ried und bewunderte überglücklich die herrliche Wohnlage und das Changieren der gelben Blätter in einen kräftigen Lila-Ton. Wochenende, und Ferien, und so einen schönen Riedblick, dreifaches Glück. Hysterisch lachte sie laut ins Ried, erschrak über sich selbst und schwankte plötzlich. Unsicher stand Hilde im Raum und drehte ihren Kopf, als suche sie ihre Liegestätte. Sie bewegte sich vorsichtig im Kreis, die Hände unsicher ausgestreckt, das Wohnzimmer drehte sich jedoch mit! Verdutzt rieb sie sich über die Stirn und murmelte:
    »Ich hab doch nichts getrunken?«
    Sie kicherte, erinnerte sich plötzlich wieder, wo ihr Kanapee stand, und wankte hin. Das Rot des Liegemöbels schien ihr plötzlich kräftiger. Und das Kanapee riesengroß. Sie schaute, um einen Größenvergleich zu haben, auf ihre linke Hand. Ganz lang, immer länger werdend streckten sich ihre Finger ihrem Gesicht entgegen und wollten es zerkratzen. Sie erschrak und riss die Hand nach unten.
    »Was ist los?«, lallte sie.
    Schwankend stellte sie den Teller, der auf einmal die Größe eines Wagenrades hatte, auf ein Beistelltischchen. Dann ließ sie sich ins weiche Polster des Liegemöbels plumpsen. Sie legte ihre Füße auf die Kopflehne und schloss die Augen. Sie fühlte sich ganz leicht, leicht wie eine Fledermaus, und ihr Körper hob sich langsam im Rhythmus ihres Herzschlages. Mit jedem Flügelschlag fühlte sie sich freier und heiterer. Ihre Beine begannen plötzlich in einem fremden Rhythmus zu zucken. Und dann flog sie, weit weg, ohne jedoch voranzukommen. Es wurde helle Nacht. Aber da war doch noch jemand im Raum. Sie merkte es, ohne die Augen zu öffnen. Irgendjemand stand im Raum. Ganz dicht bei ihr. Hinter ihrem Kopf. Sie war aber zu müde, den Kopf zu drehen. Und dann hörte sie ganz deutlich eine Stimme:
    »Komm mit! Ich bring dich zum Arzt. Der Kreislauf.«
    Hilde kicherte, sie wusste, dass alles nur ein Traum war. Dann legten ihre Sinne eine Zwangspause ein.
     
    Es war kein Traum. Ihr Kopf hämmerte im schnellen Takt ihres Pulses, Füße und Hände waren eiskalt. Sie zitterte am ganzen Körper und ihr Magen suggerierte ihrem Gehirn, dass er etwas Ungenießbares gegessen hatte. Heftig musste sie sich übergeben.
    Scheiß Pilze!
    Die Übelkeit verursachenden Pilze erklärten jedoch nicht im Geringsten, warum sie sich in dieser misslichen Lage befand.
    Hilde saß in einem Erdloch, die torfigen Abstiche sagten ihr, dass sie sich im Ried befand. Das Loch war circa 1,30 Meter tief und fast quadratisch gestochen. Sie schätzte die Bodenfläche auf ungefähr zwei Mal zwei Meter. Auf der feuchten Erde lag eine stabile, verwitterungsbeständige graue Folie, eine Silofolie, wie die Bauern sie zum Abdecken des Grünfutters verwendeten. Die Folie war mehrfach gefaltet und bot zum weichen Riedboden eine zusätzliche Polsterung. Sie erschrak, als sie nach oben schaute. Im gedämpften Licht erkannte sie über ihrem Kopf eine gitterförmige Abdeckung. Es war ein riesiges Armiergitter, wie man es zur Verstärkung von Betonbauteilen verwendete. Sie hob ihre Arme über den schmerzenden Kopf und versuchte, das rostige, schwere Gitter, das weit über die gestochenen Ränder des Erdloches hinausragte, anzuheben. Es bog sich lediglich um einige Zentimeter in sich selbst, die Ränder schienen solide befestigt. Wenn sie wenigstens stehen könnte, dann hätte sie ihre Kraft besser nach oben wirken lassen können. Ihre Augen hatten sich an das Zwielicht gewöhnt und sie erkannte, dass sich über dem Erdloch ein Holzschopf befand. Sie sah die Balken und Bretter einer baufälligen Holzdecke über sich. Als sie durch das Gitter spähte, bemerkte sie, dass sich das Loch, in dem sie saß, in einer Ecke der baufälligen Scheune befand. In der Scheune selbst herrschte Unordnung, die unterschiedlichsten Gerätschaften lagen im Raum verteilt.
    »Wo bin ich?«, hauchte Hilde.
    Ihr Mund stand offen, die

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