Riedripp: Kriminalroman (German Edition)
Pupillen waren dunkle Nagelköpfe, der Kopf weit in den Nacken verdreht. Noch einmal rüttelte sie am Gitter.
»Hilfe!«
Doch Hilde ahnte, dass niemand sie hören würde. Sie hob die mehrlagige Folie auf dem Boden an, bildete ein Dreieckszipfel, kniete sich darauf und buddelte in der Ecke ein kleines Loch in den weichen Torf. Dann schob sie angewidert ihr Erbrochenes von der Folie in das Loch, drückte die ausgehobene Erde als Verschluss fest darauf und legte die Folie wieder darüber. Sie setzte sich in die gegenüberliegende Ecke und streckte die Beine weit aus. Sie rieb sich die schmutzigen Hände an den Torffasern der Wand ab und schüttelte wie in Zeitlupe den Kopf. Erschrocken zog sie die Hände zurück, an den hellen Ablagerungen am Torf sah sie, dass ihre Grube nicht immer trocken war. Das Wasser stand hier schon einmal bis zum Gitter, davon zeugten auch die Gras- und Schlammreste, die das wieder rückfließende Wasser an den quadratisch angeordneten Gitterstäben hängen gelassen hatte. Hilde fuhr sich verzweifelt durch die kurzen dunklen Haare.
Was war passiert?
19 Biberglück
Das Buch Kohelet
3:19 Denn jeder Mensch unterliegt dem Geschick, und auch die Tiere unterliegen dem Geschick. Sie haben ein und dasselbe Geschick. Wie diese sterben, so sterben jene. Beide haben ein und denselben Atem. Einen Vorteil des Menschen gegenüber dem Tier gibt es da nicht. Beide sind Windhauch.
Dort, wo Hornbach und Ostrach dunkel zusammenfließen, direkt am Spazierweg hatte sich der Biber mit seiner Familie eine Burg gebaut. Zurzeit war er aber aushäusig, er war seiner Lieblingsnebenbeschäftigung nachgegangen. Der stattliche Bibermann war mit seiner Arbeit offensichtlich zufrieden, noch einmal hob er, wie zum Zeichen des Triumphes, seine Kelle. Mit Bibergeil, einem stinkigen, öligen Sekret aus seinem Hinterteil, hatte er sein Revier markiert. Mit unbeholfenen Schritten zog es ihn durch das dürre Gras nun wieder zum Hornbach hin, um zu seiner Gattin, mit der er monogam lebte, und zu seinen Kindern zurückzukehren. Mit einem sanften Plumpsen verschwand der große Nager mit kräftigen Schlägen seiner haarlosen Kelle im dunklen Wasser. Plötzlich war er leicht und behänd, nur sein Kopf schaute neugierig aus dem schwarzen Wasser. Schon erkannte er seine stattliche Burg. Und weil dem stolzen Biber seine Biberburg heilig war und er bemerkte, dass der Hornbach durch die lange Trockenheit gesunken war, beschloss er, um zu verhindern, dass der Eingang seines Wohnkessels trocken gelegt wurde, den Hornbach wieder aufzustauen. Das war ihm vor Kurzem schon einmal gelungen, doch die Bauern hatten bald seinen Damm eingerissen, damit ihre Felder wieder trockenen Rades zu erreichen waren. Er begann seine Arbeit dort, wo Hornbach und Ostrach dicht beieinander in ihren schmalen Betten flossen. Des Bibermännchens erstes Opfer war eine junge Birke. Die starken Schneidezähne hobelten Rinde und Holz, bald fiel der erste Baum. In einigen Stunden würde der Wasserspiegel ansteigen.
20 Kohlrouladenbrand
Das Buch Exodus
16:23 … Backt, was ihr backen wollt, und kocht, was ihr kochen wollt, den Rest bewahrt bis morgen früh auf!
»Hallo, komm schnell, sonst wirds kaaaalt«, rief Cäci vergnügt von der Küche her.
Aus der Garage, in der ich meinen Porsche Diesel Junior frech neben meiner schwarzen Harley Davidson eingeparkt hatte, war ich über die Terrasse, die zugleich das Dach der Garage war, direkt in meine gute Stube geeilt. Die sensiblen Sensoren meiner verwöhnten Nase meldeten mir kulinarisches Ungemach. Es roch leicht angebrannt, und weil das Brenzlige alle anderen Düfte übertünchte, konnte ich nicht erraten, was kalt werden konnte. Mit gerunzelter Stirn und einer guten Portion berechtigter Skepsis trat ich von der guten Stube in die Küche. Etwas nebliger Qualm hing noch unter der Decke, beide Küchenfenster waren zum Durchzug weit geöffnet. Ich wollte schon zu einem rhetorischen Schlag wider den Verfall von Kochkünsten und Kochsitten ausholen, doch Cäcis strahlende Riedaugen und vor allem ihr eng anliegendes T-Shirt, unter dem sie eindeutig nichts trug, verdrängten sofort den brandigen Geruch aus meinen Nasenschleimhäuten. Ich küsste sie und griff behänd unter ihr T-Shirt. Sie drehte sich keck weg und grinste:
»Den Nachtisch gibt es erst nachher, deshalb heißt er ja Nachtisch.«
Sie zupfte zickig am Saum ihres T-Shirts herum, präsentierte mir ihre ebenso attraktive Kehrseite, deren unterer
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