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Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Riedripp: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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panisch vor uns her. Immer wieder brachen die Hinterläufe auf dem rutschigen Asphalt aus. Dann hatte Meister Lampe die beste Idee dieses Tages, er verschwand von der Straße, wenige Meter vor meinem bremsenden Vorderrad, in die rettende Wiese.
    Harleyfahren hatte für mich immer etwas Meditatives und immer wenn ich meditiere, aber auch ganz unverhofft, macht mein Hirn, was es will. Dieses Mal wollte es singen, als ich mit meiner 16-jährigen Schülerfracht durchs Ried schaukelte. Ich schämte mich für mein Gehirn und fragte mich, wer eigentlich der Herr im Hause ist – mein Wille, also ich, oder das alberne Hirn. Es summte stumm einfach eine Melodie, die mir irgendwie bekannt vorkam, und schon bald setzte auch der schweigende Text dazu ein:
     
    Schööön ist es auf der Welt zu sein
    Sagt die Biene zu dem Stachelschwein
    Du und ich wir stimmen ein:
    Schön ist es, auf der Welt zu sein.
    Du kannst atmen, du kannst gehn
    Mmmmhhh … irgendwas sehn … tatata
    Das Beste am Tag, das sind die Pausen,
    Das ist auch in der Schule so
    Das Schönste im ganzen Jahr, das sind die Ferien
    Dann ist sogar der Lehrer froh
    Dann kann man endlich tun und lassen, was man
will
    Dann sind wir frei und keiner sagt mehr: Du sei
still
    Das Schönste im Leben ist die Freiheit
    Schön ist, es auf der Welt zu sein
    Wenn die Sonne scheint für groß und klein
    Dann singt sogar das Stachelschwein …
     
    Ich zweifelte aufrichtig an meinem Geisteszustand, vielleicht war die Schule doch nicht das Richtige für mich. Vielleicht sollte ich mir aber auch ein neues, intaktes Unterbewusstsein zulegen.
    Gerhard Höllerich, manchen, vor allem unreifen, reiferen Damen auch als Roy Black bekannt, hatte dieses Liedchen mit der zehnjährigen Anita Hegerland Anfang der 70er-Jahre geträllert. Schon damals als Kind fand ich dieses Lied peinlich. Sinnvollerweise tat sich die blonde Kindersängerin in reiferen Jahren mit Mike Oldfield zusammen. Der sang wenigstens nicht von Schweinen. Roy Black starb dann irgendwie irgendwann – zu jung. Nicht nur die Besten sterben jung.
     
    Das arme Schwein stand mitten im Hof. Es hatte aber keine Chance. Von der Hofeinfahrt her kündigte ich mich mit der donnernden Harley an. Zeitgleich näherte sich von der gegenüberliegenden Seite der knallende und rauchende Fendt von Fränkel und von der Haustür her schwang die rundliche Mutter Tobis, mit einer blau-weißen Kittelschürze bekleidet, einen Reisigbesen und versuchte, den quietschenden schweinischen Ausbrecher zurück in den Stall zu treiben. Bauer Fränkel sprang mit Zornesmiene vom Traktor, fuchtelte weit ausladend mit den Armen, seine Frau schlug mit dem Besen auf das Hinterteil des Schnitzel produzierenden Borstentieres. Dieses sah nur noch einen Ausweg und floh kreischend, das Kringelschwänzchen steil erhoben, zurück in den Stall.
    Der Bauer kam auf seinen Sohn Tobi zu und als dieser gerade den Helm abgenommen hatte und sein schulterlanges schwarzes Haar ordnete, klatschte die rechte Hand des Vaters mitten in sein Gesicht. Tobis Augen weiteten sich, er machte einen Satz rückwärts, stolperte und landete mit dem Gesäß im Dreck. Auf seiner linken Wange erschien ein rot-weiß marmorierter Fleck.
    Tobis Mutter stürzte auf ihren Mann mit erhobenem Besen zu und holte aus. Geschickt fing der kräftige Bauer das Schlaginstrument ab und entwand es ihr.
    »Wehe …«, drohte er nun seinerseits mit dem Kehrutensil.
    »Was hat der Bub dir getan?«
    »Schau dir doch die Sauerei am Scheunentor an!«
    Tobi schaute zum Torpfosten.
    »Was soll das?«
    »Das frage ich mich auch. Seit du auf dieser Schule bist, hast du nur noch Scheißdreck im Kopf! Kreativität und so ein Blödsinn … Von Kreativität wird hier auf dem Hof keiner satt. Das sollte wohl wieder ein Fotomotiv werden, experimentelle Fotografie oder so ein Rotz! Mach sofort die Sauerei vom Tor weg, sonst fängst du noch mal eine!«
    Der Bauer fuchtelte mit dem Besen in Richtung des Scheunentores.
    »Das war ich nicht«, fauchte Tobi trotzig.
    Mittlerweile war ich von meinem Bike abgestiegen, hatte den Helm abgenommen und versuchte, die angespannte Lage durch ein paar besänftigende Leerformeln zu beruhigen.
    Der Bauer wurde nur ärgerlicher.
    »Sieee geht das sowieso nichts an. Sieee wissen ja gar nicht, was Arbeit ist, was es bedeutet einen Hof und eine Familie über die Runden zu bringen. Nicht jeder kann mit Nichtstun oder vom Erbe seiner Eltern überleben.«
    Mittlerweile waren wir alle vier vor

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