Riedripp: Kriminalroman (German Edition)
du im Ried herumläufst. Ich weiß ja nicht, ob du die Zeitung liest. Da ist ein Mord passiert.«
»Ich passe schon auf mich auf, das ist kein Problem. Hauptsache, du fährst mich morgen nach Riedhagen. Ich muss mein Fernglas finden.«
»Gute Nacht, jetzt werde ich doch müde, du warst ganz schön anstrengend.«
»Gute Nacht, du bist ein Schatz.«
Hans strahlte wie der Stern von Bethlehem, der die Heiligen Drei Könige verfolgte, in die Dunkelheit des kleinen Zimmers hinein und murmelte wohlig:
»Du auch.«
28 Briefgeheimnis
Das zweite Buch der Könige
5:7 Als der König von Israel den Brief gelesen hatte, zerriss er seine Kleider und rief: Bin ich denn ein Gott, der töten und zum Leben erwecken kann?
Die Person schlich zum Hintereingang von Hildes Wohnung und es war, wie sie befürchtet hatte: Die Kellertür stand immer noch offen. Gott sei Dank bin ich noch einmal hergekommen. Wenn es jemand bemerkt hätte … Hoffentlich habe ich sonst keine Spuren hinterlassen!
Sie stieß die Tür ganz auf, tastete sich in der Dunkelheit durch den Keller und stieg die Treppe nach oben. Es war alles noch so, wie sie es verlassen hatte. Sie machte dann doch das Licht an, denn wäre Hilde hier, hätte sie ebenfalls Licht an. Der Teller mit den angetrockneten Resten des Pilzgerichtes stand immer noch auf dem Beistelltischchen neben dem Sofa.
Alles okay.
Die Person wollte gerade das Haus verlassen, als sie das Geräusch wahrnahm. Ein Summen. Sie folgte den monotonen Schallwellen und gelangte so in Hildes Arbeitszimmer. Der Computer lief.
Verdammt, hier kann man nachts bestimmt reinsehen. Wenn der tagelang läuft, da könnte jemand Verdacht schöpfen.
Sie beugte sich über Hildes Schreibtisch und rüttelte kurz an der Maus. Mit einem leisen Pling erwachte der Bildschirm aus seinem Sleep-Modus. Ein Outlookfenster mit Text erschien. Sie wollte das Fenster schließen, um den Computer herunterzufahren, als ihr einige Worte der E-Mail, die Hilde vorhatte zu verschicken, auffielen. Sie stutzte, setzte sich an den Schreibtisch und begann die Mail zu lesen. Adressiert war sie an phil.lipp.mai.ser@ web.de :
Hi, lieber Philipp,
na wie gehts dir so in Heidelberg? Ich hoffe, du hast dich schon ein bisschen in deine neue Tätigkeit eingearbeitet. Ist bestimmt interessant mit den Behinderten.
Bei uns ist alles durcheinander, du hast es bestimmt in der Zeitung gelesen. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass du dich öfters mal meldest, wenigstens ein kurzes Telefonat. Bist du immer noch sauer? Mir tut es auch leid, aber es hat einfach nicht mehr zusammen gepasst. Du weißt, dass ich keinen Neuen habe!
Aber zunächst ein paar Infos aus unserem Kaff. Du hast ja bestimmt über deine Eltern mitbekommen, dass das Russenmädchen aus Daniels Klasse (der faule Sack tut endlich mal was, er unterrichtet Reli an der Gewerblichen Schule in Saulgau) ermordet wurde und ein Schädel im Ried gefunden wurde und dass Daniel mal wieder seine Nase in alles reinsteckt. Wenn du mich fragst, dann war das ein Ehrenmord. Alexandras Bruder tickt in der Beziehung nicht richtig und ist außerdem spurlos verschwunden. Man munkelt auch, dass Fränkels Tobi mit dem Mädchen was hatte.
Ansonsten freue ich mich arg auf die Ferien. Vielleicht haue ich ein paar Tage in die Berge ab, zumal der alte Fränkel ein Auge auf mich geworfen hat. Seit ich die Eier bei ihm hole, will er bei mir angreifen, das geile Arschloch!!! Ich hab ihm eins auf die Finger gegeben, die dumme Sau soll die Finger bei sich lassen.
Ach ja, Maiwong scheint wieder schwanger zu sein, vielleicht klappt es ja diesmal. Ich würde mich so über ein Lamababy freuen. Ansonsten läufts hier halt recht durcheinander. Überall die Polizei und Verhöre und Daniel mit seiner eingebildeten Cäci natürlich mittendrin. Du glaubst gar nicht, wie es jetzt in der Riedwirtschaft zugeht, und die fette Frieda, das alte Ripp, macht ein langes Gesicht.
Ach, und was noch ganz witzig ist, wir haben zu alldem noch ein Riedgespenst. Eine unheimliche Frau soll schon von mehreren Personen im Ried gesehen worden sein. Du kannst dir natürlich vorstellen von wem: natürlich von Bönle und seiner Zicke. Ich bin mir aber sicher, wer dahinter steckt, ich habe gehört, wie der Bü
Hier brach Hildes digitaler Brief an ihren ehemaligen Freund ab.
»Das kann doch nicht sein!«
Die Person löschte die E-Mail-Botschaft und machte den Computer aus. Sie schüttelte den Kopf und murmelte:
»Was soll ich denn
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