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Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Riedripp: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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die Hände weit hinter sich und riefen:
    »Huuuuhuuu!«
    Die Hunde auf der anderen Seite bellten ärgerlich und zogen kräftig an den Leinen. Die beiden Verkleideten formierten sich noch einmal und stolzierten wie bei einem gefälligen, barocken Tänzchen Seite an Seite und vollführten tollpatschige Schrittfolgen. Sie stolperten über eine Tannenwurzel und lagen lachend auf dem feuchten, weichen Boden. Sie genehmigten sich vom Edelbrand noch so viel Schlucke, bis die Flasche leer war. Mit einem dumpfen Pflopp landete sie im trüben, naturgeschützten Tümpel.
    Das war zu viel für den hypernervösen Racko auf der gegenüberliegenden Uferseite. Von seinem Herrchen hatte er gelernt zu apportieren, wenn dieser das Stöckchen ins Wasser warf. Und außerdem hatte er bei seinem letzten Riedaufenthalt gelernt, dass hinter dem Wasser auch ein guter Mensch saß, der ihn liebkoste und mit Gummibärchen fütterte. Und der andere Mensch, der ihm mit dem Fuß in sein Hinterteil geschlagen hatte, den könnte er ja noch einmal beißen. Mit solchen einfachen Hundegedanken positiv aufgeladen, zerrte Racko schlagartig an der Leine. Mit Erfolg.
     
    Die beiden Betrunkenen, sich auf dem Riedboden Wälzenden bemerkten den Hund nicht, der durch den Tümpel geschwommen war, sich kurz schüttelte und mit einer geschickten Lippenbewegung sein Beißwerkzeug knurrend entblößte. Racko war etwas erstaunt. Seine feine Nase hatte ihm gemeldet, dass seine Freundin mit den Leckerlis nicht unter den Menschen war, die sich so seltsam benahmen. Auch ohne den Fass-Befehl seines Herrchens wusste Racko, dass das auf dem Boden die Bösen waren. Sie rochen beißend streng, sie waren falsch gekleidet und sie benahmen sich falsch. Racko stürmte mit gefletschten Zähnen auf die Bösen zu und erwischte Butzi an der Hand.
    »Auuuu!«
    Jetzt erst sah er den riesigen Schäferhund über sich, dem der Geifer und auch schon sein Blut aus dem Maul tropften. Flaschen-Gordon war schlagartig aufgesprungen und hatte schwankend nach einem Stecken gegriffen. Damit versuchte er den wilden Hund zu verscheuchen. Butzi betrachtete erschüttert seine stark blutende Hand. Er riss sich die schwarze Perücke vom Kopf und wickelte damit seine verletzte, pochende Hand ein. Flaschen-Gordon war beim Versuch, den rasenden Hund zu vertreiben, immer weiter in die Defensive geraten. Er fuchtelte mit dem Stecken vor Rackos Kopf herum und schrie:
    »Gschschsch! Hau ab!«, während er langsam rückwärts wich.
    Er stolperte wieder über die gleiche Wurzel und Racko schnappte zu. Er packte den Stecken mit seinen kräftigen Kiefern und riss dabei das Kleid entzwei. In diesem Augenblick bemerkte er, dass der andere Böse schwankend neben ihm stand. Noch einmal schnappte der deutsche Schäferhund zu und entriss Butzi die blutverschmierte Perücke.
    Butzi und Flaschen-Gordon starrten sich entsetzt an. Dann spurteten sie los, ins Ried hinein. Racko setzte ihnen nach. Böse musste man beißen.

36 Riedfluchten
    Amos
    2:14 Dann gibt es auch für den Schnellsten keine Flucht mehr, dem Starken versagen die Kräfte, auch der Held kann sein Leben nicht retten.
     
    Sowohl vom nahen Tümpelufer als auch von der ferneren Gartenwirtschaft aus hatte das Geschehen einen sehr hohen Unterhaltungswert. Was die Zuschauer zunächst wie eine heiter groteske Grusel-Open-Air-Veranstaltung an einem kühlen Herbstabend genossen, entwickelte sich spontan zu bestem Action-Entertainment, als Racko aktiv in das Geschehen eingriff. Beim Versuch den hoch motivierten Hund zurückzuhalten, war Müller, der an diesem Abend schon einige Dosen Billig-Bier konsumiert hatte, in die feuchte Wiese gestürzt. Da er seinen Polyester-Trainingsanzug trug, hatte ihn der kräftige Schäferhund wie einen Schlitten bis zum morastigen Tümpelrand hingezogen. Müller hatte sogar einiges an Riedwasser geschluckt. Als er Racko hustend ›Sitz! Platz! Aus! Komm zum Herrle! Drecksköter!‹ hinterherrief, war dieser schon auf der anderen Seite des Tümpels angelangt und hatte sein Vernichtungswerk gegen das Böse begonnen. Sowohl vom Ufer als auch von der Riedwirtschaft her sah das tierisch-geisterhafte Durcheinander unheimlich aus. Da die beiden Riedgänger und der deutsche Schäferhund auf mondbeschattetem Terrain agierten, war von der Betrachterseite her das Kampfgeschehen nur noch als weiß-schwarzes, unheimliches Stoffgefetze, gepaart mit wilden Schreien zu erfahren. Dann war Stille.
    Die Zuschauer warteten.
    In die Stille hinein brüllte

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