Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

war verdammt kalt. Ich versuchte, vom sich langsam auf den Kopf drehenden Porsche Diesel wegzukommen. Ich hing aber immer noch am Schaltstock fest. Instinktiv hatte ich beim Eintauchen ins kühle Nass die Luft angehalten. Nun ging sie mir schlagartig aus. Wild zappelte ich im undurchsichtigen Gewässer. Auf einmal löste sich mein eingeklemmter Fuß und ich kam hustend mit dem Kopf aus dem Wasser. Ich ergriff Butzis Hand.

39 Morgenmusterung
    Das Buch Ijob
    7:17 Was ist der Mensch, dass du groß ihn achtest und deinen Sinn auf ihn richtest,
    7:18 dass du ihn musterst jeden Morgen und jeden Augenblick ihn prüfst?
     
    Schon früh klingelte es an der Tür. Ich war noch im hell-dunkelblau gestreiften Schlafanzug, der mir sehr gut stand. Schnell schlüpfte ich in meine Cowboystiefel, um auf dem gekachelten Boden keine kalten Füße zu bekommen. Es war die langbeinig Ermittelnde.
    Grinsend musterte sie mich von oben bis unten, einen Kommentar wollte oder konnte sie sich nicht ersparen:
    »Guten Morgen, Herr Bönle, obwohl Mahlzeit schon angebrachter wäre. Ein sehr schöner Schlafanzug, ein Erbstück, nicht wahr? Den haben Sie bestimmt mit dem Haus übernommen? Passt auf jeden Fall sehr gut zum Schuhwerk, Kompliment, sehr stilsicher! Wo ist Ihre Partnerin?«
    »Welche meinen Sie?«
    »Oh, der Herr gibt sich polygam. Reden Sie schon, wo steckt Frau Maier?«
    »Noch im Kuschelbettchen. Sie kennen ja das Problem, ohne Schönheitsschlaf, … die Falten, die Krähenfüßchen, aber das kennen Sie ja aus Erfahrung.«
    »Nehmen Sie mal Gas weg! Wäre es zu verwegen, Ihre Partnerin zu wecken?«
    »Sie wissen, wir hatten eine harte Nacht und haben unsere Aussagen Ihren Kollegen schon zu Protokoll gegeben. Aber ich hole sie.«
    Cäci ließ es sich nicht nehmen, sich kurz herzurichten, während ich mit der blonden Edelwüchsigen Belanglosigkeiten austauschte.
    »Wollen Sie sich nicht etwas anziehen, Herr Bönle?«
    »Nein, ich denke, mein Outfit erregt Sie.«
    »Ja, vor allem der Schlafanzug, Modell Methusalem. Scheint auch 187 Jahre alt.«
    »Respekt, Frau Kommissarin, Sie scheinen bibelfest. Sie wissen, Methusalem war 187 Jahre alt, als er Lamech zeugte. Ich bin knapp über 30.«
    »Sie wirken wie 15 und ob sie zeugungsfähiger als Methusalem sind, bezweifle ich. Außerdem bin ich religiös sozialisiert und getauft, Sie brauchen mir nicht mit Ihrer Theologie zu kommen.«
    »Ich bin auch getauft, allerdings mit Riedwasser.«
    »Apropos Riedwasser, da haben Sie ja gestern einiges davon geschluckt?«, grinste sie eine Spur zu kokett.
    »Kein Problem für mich, Riedwasser macht nicht dick.«
    »Dann trinkt Ihr Geisterkollege nicht nur Riedwasser?«
    »Sie meinen Butzi? Und was meinen Sie mit Kollege?«
    »Ja, den meine ich, Ihren Moped-Spezel, und mit Kollege meine ich vor allem, dass …, aah, guten Morgen, Frau Maier. Gut sehen Sie aus.«
    Cäci stand, aufgebrezelt wie für den Rummelplatz, in der Küchentür. Sie trug eine schwarze, enge Leggins, ein eng anliegendes T-Shirt in rosa, auf dem unnötigerweise noch Pailletten glitzerten, die man Jahre später noch in allen Ritzen finden würde. Ihre Haare waren frisch geföhnt und standen füllig ab. Die Kommissarin erhob sich und drückte meiner Lebenspartnerin freundlich und warm die Hand.
    Cäci bot der blonden Beamtin einen Kaffee aus meiner guten Maschine an, ich hob fordernd eine Hand:
    »Ich hätte auch gern einen.«
    »Sooo, wo soll ich anfangen?«, fragte uns die Ermittlerin mit übergeschlagenen Beinen und musterndem Blick. »Das war für Sie beide und Ihre alkoholisierten Freunde ja ein wirklich aufregender Abend. Zuerst mal ein kleines Lob und Gratulation an Sie und die beiden Chaoten: Schön, dass Sie Hilde gefunden haben. Die Ärzte meinten, dass sie eine weitere Nacht im Ried nicht mehr überlebt hätte. Sie war völlig unterkühlt und ausgehungert. Sie wird aber körperlich ihre Gefangenschaft gut überstehen, glauben die Ärzte. Ihre selbstgebastelte Isokleidung hat ihr wohl das Leben gerettet.«
    Wir atmeten erleichtert auf. Gestern noch dachten wir, als Hilde in den Krankenwagen geschoben würde, sie könnte sterben.
    Interessiert fragte Cäci:
    »Wer hat sie denn entführt? Hat sie etwas gesagt?«
    »Das ist das Problem. Ich hatte sie gestern noch befragt, sie kann sich nicht erinnern.«
    »Eine Amnesie?«
    »Nein, wohl eher der Einfluss von giftigen Pilzen. Sie hatte Pilze gegessen und war dann wie weggetreten.«
    »Was für Pilze?«
    »Die Ärzte reden da vom