Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
versprach sie zurückzurufen, sobald er Neuigkeiten hatte. Nachdem sie ausgeschaltet hatte, ging sie wieder ans Fenster und starrte auf die trostlose Landschaft. Mein Gott, die Welt ist wirklich riesengroß. Wie sollte man da einen bestimmten Menschen finden? Wo mit der Suche beginnen? Tief unter ihr ging ein Mann vorbei, das Handy am Ohr. Plötzlich kam ihr eine Idee.
Sie wischte sich die Tränen ab, klickte durch die Apps in ihrem iPhone und schob die Icons beiseite, bis sie die richtige gefunden hatte. Sie tippte energisch darauf.
Dann durchzuckte sie neue Hoffnung.
»Oh ja! Braver Junge, Tyler! Du bist wirklich schlau!«
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ERLEICHTERT KAM GRACE um zehn vor eins aus der Pressekonferenz und war zufrieden mit der soliden Vorstellung, die ACC Rigg abgeliefert hatte. Er selbst empfand jede Pressekonferenz als Minenfeld. Eine falsche Antwort, schon stand man wie ein Vollidiot da. Rigg war vernünftig und konzentriert gewesen und hatte sich kurz gefasst.
Kevin Spinella war ihm auf den Fersen, weil er wie immer noch eine zusätzliche Frage beantwortet haben wollte. Doch Grace war nicht in der Stimmung, mit ihm zu reden. Als er die Sicherheitstür am Anfang des Korridors erreichte, drehte er sich zu dem Reporter um.
»Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Falls Sie weitere Informationen wollen, müssen Sie sich an ACC Rigg wenden, der ab sofort für die Medien bei der Operation Violin zuständig ist.«
»Ich weiß, dass Sie noch wütend auf mich sind, weil ich die Belohnung erwähnt habe. Aber Sie scheinen etwas zu vergessen, Detective Superintendent: Sie und ich haben beide einen Job zu erledigen, und es ist nicht der gleiche Job. Sie klären Verbrechen auf, ich muss Zeitungen verkaufen. Das müssen Sie verstehen.«
Grace schaute ihn ungläubig an. Das Leben eines Kindes stand auf dem Spiel, er befand sich mitten in einem der kritischsten Fälle seiner Karriere, und dieser junge Reporter hatte beschlossen, ihn über das Zeitungswesen zu belehren.
»Glauben Sie allen Ernstes, ich hätte das noch nicht verstanden, Kevin?« Er wandte sich wieder zur Tür und hielt seine Sicherheitskarte vor das Erkennungsfeld.
»Sie müssen begreifen, dass ich nicht Ihre Marionette bin. Ich möchte Ihnen helfen, aber meine Loyalität gehört immer der Zeitung.«
»Warum sparen Sie sich nicht den Atem, fahren schnell ins Büro und schreiben eine Story, die Tyler Chase das Leben retten kann?«
»Weil ich das nicht muss. Ich kann das hier benutzen«, erwiderte Spinella und hielt grinsend sein BlackBerry in die Höhe.
Grace knallte die Tür hinter sich zu. Er wollte schon Barrington anrufen, um sich auf den neuesten Stand bringen zu lassen, als sein Handy klingelte. Es war Glenn Branson.
»Bist du aus der Pressekonferenz raus, Boss?«
»Ja.«
»Endlich haben wir etwas in der Hand! Es geht um Tyler.«
»Wo bist du?«
»Soko-Zentrale 1.«
»Bin sofort da.«
Grace nahm einige Stufen im Laufschritt, rannte den Korridor entlang und betrat den überfüllten Raum. Im Gegensatz zum Flur, in dem es nach frischer Farbe roch, verbreiteten sich hier Mittagsgerüche wie in einer Kantine. Heute wetteiferten Suppe und Gemüsetopf aus der Mikrowelle mit einem Hauch von Curry.
Grace liebte die Energie und Konzentration, mit der die Leute hier arbeiteten. Manche aßen bei der Arbeit. Norman Potting beugte sich über irgendwelche Unterlagen und mampfte dabei eine große Pastete, ohne auf die Krümel zu achten, die auf Hemd und Krawatte niederregneten.
Glenn Branson saß in der äußersten Ecke des Raumes neben dem Wasserspender. Grace eilte zu ihm hinüber, obwohl Nick Nicholas und David Howes versuchten, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Er schaute auf die Armbanduhr und dann auf die Wanduhr. Das war eine Angewohnheit. In der augenblicklichen Situation kam es auf jede Sekunde ein.
»Boss, hast du schon mal ein iPhone benutzt?«
»Nein. Wieso?«
»Es gibt eine App namens Friend Mapper. Sie arbeitet mit GPS, genau wie ein Navi. Du und deine Freunde, die auch ein iPhone haben, können permanent eingeloggt bleiben. So kannst du beispielsweise sehen, wo ich mich gerade herumtreibe, und umgekehrt natürlich auch. Mit einer Genauigkeit von fünfzig Metern.«
Plötzlich ahnte Grace, worauf sein Kollege hinauswollte.
»Carly Chase und ihr Sohn?«
»Ja!«
»Und? Raus damit.«
»Anscheinend hatte sie mit ihrem Sohn abgemacht, dass er nur dann ein iPhone bekommt, wenn er Friend Mapper die ganze Zeit über aktiviert hat.«
»Und es ist jetzt
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