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Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)

Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)

Titel: Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Stadt.
    In den ersten Jahren nach Sandys Verschwinden war er oft allein hergekommen, hatte im Auto gesessen, durchs Fenster geschaut oder war umhergewandert. Immer getrieben von der schwachen Hoffnung, sie könnte genau hier auftauchen. Er hatte sich an die Vorstellung geklammert, Sandy hätte das Gedächtnis verloren. Von einem Neurologen wusste er, dass Menschen in diesem Zustand manchmal einen Teil ihrer Erinnerungen zurückerlangten und vertraute Orte aufsuchten.
    Manchmal war er in jenen einsamen Jahren aber auch nur hergekommen, um Sandy nahe zu sein und ihren Geist im Wind zu spüren.
    Mit Cleo war er nie hier gewesen. Er wollte nicht, dass die Erinnerungen wie ein dunkler Schatten auf ihre Beziehung fielen. Er wollte nicht, dass sie seinen Geistern begegnete. Sie hatten sich andere Teile der Stadt und ihrer Umgebung erobert.
    Er fuhr, so schnell er es wagte, mit Blaulicht und heulender Sirene. Zu seiner Linken erstreckten sich die Felder unter dem fast wolkenlosen Nachmittagshimmel. Ein Stück weiter südlich tauchten die ersten Häuser von Hangleton auf, dahinter, noch weiter im Süden, lag Shoreham mit seinem Hafen. Er schaute flüchtig hinüber und bemerkte den hohen Schornstein des Kraftwerks, der den Seeleuten als Erkennungszeichen diente.
    Als er mit dem silbernen Ford Focus nach rechts abbog, sah er von fern einen Wagen, der gerade den Parkplatz des Waterhall Golf Clubs verlassen wollte. Er drückte den Knopf im Armaturenbrett, um die Sirene lauter zu stellen. Der Trick funktionierte, der andere Wagen bremste abrupt ab.
    Wann immer er auf dem Weg zu einem Tatort war, arbeitete Roy Grace im Geiste eine Checkliste ab. Erinnerte sich an die Kernpunkte im Handbuch für Mordermittlungen, der Bibel aller Kripoleute. In sämtlichen Fluren der Abteilung Kapitalverbrechen hing eine Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte. Jeder Ermittler, der dort arbeitete, kam mehrmals pro Woche an ihnen vorbei. Und so oft man auch eine Ermittlung leitete, musste man immer mit den Grundlagen beginnen. Niemals in Routine verfallen. Eine Eigenschaft eines guten Ermittlers bestand darin, methodisch und geradezu pedantisch vorzugehen.
    Er spürte die Last der Verantwortung, so wie am Hafen, als sie die Leiche von Ewan Preece gefunden hatten. Der erste Schritt bestand immer darin, den Tatort zu analysieren. Fünf fette Überschriften hatten sich förmlich in sein Gehirn eingebrannt: Ort. Opfer. Täter. Spuren. Autopsie.
    Die erste Stunde unmittelbar nach der Entdeckung eines Mordopfers war als goldene Stunde bekannt. In diesem Zeitraum bot sich die beste Gelegenheit, um kriminaltechnische Beweise zu finden, bevor der Tatort durch zu viele Personen, die Wetterbedingungen und Ähnliches kontaminiert wurde.
    Er fuhr zügig durch das malerische Dorf Poynings, das noch hübschere Dorf Fulking und bog hinter dem Shepherd and Dog Pub, in das er Sandy bei ihren ersten Verabredungen eingeladen hatte, nach rechts ab. Dann gab er auf der Straße, die am Fuß der Downs entlangführte, richtig Gas.
    Springs Smoked Salmon war eine Institution in Sussex und genoss einen ausgezeichneten Ruf. Er hatte schon in vielen Restaurants gegessen, die mit ihrem Räucherfisch warben, und sich immer gewundert, warum die Firma mitten im Nirgendwo angesiedelt war. Vielleicht, weil es hier keine Nachbarn gab, die sich über den Fischgeruch beschwerten.
    Er kam an einigen landwirtschaftlichen Gebäuden und Wohnhäusern vorbei und fuhr langsamer, als die Straße steil abfiel. Hinter der nächsten Kurve parkte ein Streifenwagen mit Blaulicht. Dazu weitere Polizeifahrzeuge, Tracy Stockers Kombi und der Einsatzwagen der Spurensicherung.
    Er hielt hinter dem letzten Fahrzeug, schaltete den Motor aus, die Standleuchte ein und stieg aus. Als er sich in den Papieranzug zwängte, roch er Holzrauch und den schärferen Geruch von Fisch, die sich mit dem Duft von frischem Gras mischten.
    Der Zugang zur Räucherei war mit einem blau-weißen Band abgesperrt und wurde von einem jungen Constable, den er nicht kannte, bewacht.
    Grace wies sich aus.
    »Guten Tag, Sir«, sagte der Constable leicht nervös.
    Grace streifte Latexhandschuhe über und duckte sich unter dem Band hindurch. Der Polizist führte ihn einen steilen Weg zwischen zwei Reihen von Schuppen entlang. Vor ihnen tauchte eine Gruppe von Leuten in Schutzanzügen auf, darunter Tracy Stocker.
    »Warum treffen wir uns nicht mal unter erfreulicheren Umständen, Roy?«, fragte sie fröhlich.
    Er grinste. Tracy mochte er

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