Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin
hast du also nichts dagegen, wenn ich grob werde?« »Nicht wenn du mir noch genug zum Verprügeln übrig lässt.«
Misha lachte, und die Anspannung verschwand aus seiner Stimme. »Tut mir leid, wenn ich unfreundlich zu dir gewesen bin, aber die letzten Tage waren furchtbar, und Talon hat mir den Rest gegeben.«
Hatte er mich nur angerufen, um sich zu beschweren? Irgendwie hatte ich da so meine Zweifel. Misha war ein netter Mann, aber er war ein erfolgreicher Geschäftsmann und löste Probleme normalerweise relativ schnell und häufig auch rücksichtslos. Wenn Talon ihn ernsthaft genervt hätte, hätte er etwas unternommen. Vermutlich steckte noch etwas anderes hinter seinem Anruf.
Oder sah ich jetzt schon Gespenster, weil Jack mich vor Misha gewarnt hatte? »Hast du nur deshalb angerufen?«
»Zum Teufel nein. Ich wollte wissen, ob mein Auto noch unbeschädigt ist.« Ich lächelte trotz meiner Vorbehalte. »Es steht sicher im Parkhaus vom Crown Casino.« »Wieso da?« »Das ist eine lange Geschichte. Aber es ist noch ganz.« »Ein Wunder.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Du hast nicht etwa vor, es mir demnächst irgendwann vorbeizubringen?«
Seine Stimme rutschte einige Oktaven tiefer und floss wie warme Schokolade über meine Sinne. Jack hatte mich zwar misstrauisch ihm gegenüber gemacht, aber ich begehrte ihn dennoch. Obwohl ich bei der Mondhitze selbst den Teufel begehren würde, wenn er einen hübschen Hintern hätte.
»Ich bin momentan bei einem Auftrag, aber wenn du warten kannst, komme ich.« »Ich dachte, du wärst nur ein Mädchen für alles?« Seine warme Stimme klang auf einmal hart, was mich nachdenklich stimmte. »Wenn es nötig ist, müssen bei der Abteilung auch die Assistenten loszuziehen.« »Dann ist Talon wohl deshalb so außer sich«, bemerkte er. »Du kommst nicht, wenn er dich will.«
Talon spielte verrückt, weil ich nein gesagt hatte – daran war er nicht gewöhnt. Ich glaubte kaum, dass er verrückt wurde, weil er mich sexuell so sehr vermisste. So gut wir auch zusammenpassten, er hatte noch sieben andere Partnerinnen, die ihn befriedigen konnten.
Eine Hand berührte meinen Oberschenkel, und meine Haut wurde ganz warm. Mein Blick zuckte zu Quinn. Sein Gesicht war ausdruckslos, als er sagte: »Wir sind da.« Ich blickte über die Straße und entdeckte den alten Friedhof. »Du kannst nicht auf diesem Stück der Camp Road parken.« »Das ist mir klar, aber ich kenne das Gelände nicht.« Seine Stimme klang zwar ganz ruhig, aber er wirkte irgendwie ein bisschen gereizt. Oder wütend. Ich hatte keine Ahnung, wieso. »Du hast die Straßenkarte«, fügte er hinzu.
»Da vorne links ist ein Spielplatz. Dort kannst du parken.« »Wer ist das?«, fragte Misha in mein Ohr. »Niemand Wichtiges«, erwiderte ich und hätte schwören können, dass Quinns Miene sich etwas verspannte. Das war lächerlich. Er bekam, was er wollte, und mehr wollte er doch nicht. »Hör zu, ich muss Schluss machen. Ich rufe dich wieder an.«
»Warte, Riley …« Ich wartete nicht und legte auf. Ich würde mich später dafür entschuldigen, jetzt musste ich arbeiten.
Ich schaltete das Telefon ab, stieg aus dem Wagen und steckte meine Nase in die Luft. Der Wind war kalt und roch nach Regen. Über uns verdeckten dunkle Wolken die Sterne, und der Mond war nicht zu sehen. Doch ich spürte seine Kraft, die erneut das Feuer in mir entfachte. Bis zu einem gewissen Grad hatte mich das Metall des Wagens geschützt, hier im Freien gab es kein Entrinnen mehr. Das Fieber brannte und musste bald beruhigt werden.
Doch es waren immer noch zwei Nächte bis Vollmond, und der Vampir in mir half mir, das Fieber bis auf weiteres unter Kontrolle zu halten. Zugleich wütete der Wolf in mir und hasste es, durch so viel Kleidung beengt zu sein. Wenn ich die Kontrolle behalten wollte, musste ich ihm wenigstens ein bisschen entgegenkommen. Ich zog meinen Mantel aus und warf ihn auf den Rücksitz des Wagens. Meine Stöckelschuhe flogen gleich hinterher.
»Was machst du?« Quinns Stimme klang ein bisschen scharf, als er um den Wagen herumging.
»Der Mond ist schon ziemlich voll, und das Fieber brennt. Ich muss den Boden unter meinen Füßen und den Wind auf meiner Haut spüren.« Außerdem konnte ich mit hohen Absätzen nur schwer herumschleichen, und da ich nicht zu Hause gewesen war, hatte ich nichts anderes dabei.
Sein Blick brannte auf meiner Haut, als er mich von oben bis unten musterte und kurz an meinen Brüsten und an Hüften
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