Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin
Flussufer auf die Knie fallen und schöpfte gierig etwas Wasser. Es schmeckte modrig, aber es war nass und kalt, und das war alles, was zählte. Ich spritzte mir ein bisschen ins Gesicht und auf den Hals, dann wusch ich das Blut von meiner linken Hand. In der Ferne lachten Kookaburras. Es war ein ansteckendes Geräusch, aber ich hatte nicht einmal genug Kraft, um in ihr Gelächter einzustimmen. Mist. So viel zu Jacks Behauptung, ich wäre ein guter Wächter.
Mit einem Seufzer streifte ich den Mantel ab, riss den Ärmel von meinem Pullover und legte die Wunde frei. Sie bot keinen sonderlich schönen Anblick. Sie war rot geschwollen und hatte in der Mitte ein daumengroßes Loch. Es hatte sich zwar Schorf gebildet, und sie blutete nicht mehr, aber es sah nicht gut aus. Ich musste mich in einen Wolf verwandeln, damit meine natürlichen Heilkräfte ihre Wirkung tun konnten. Doch wegen der Silberketten war ich in meiner menschlichen Gestalt gefangen.
Ich machte meinen Ärmel nass, wusch meinen Arm ab und wickelte den Stoff dann um die Wunde. Es war zwar kein sonderlich hygienischer Verband, doch mehr konnte ich nicht tun. Außerdem fühlte sich die kühle Nässe angenehm auf meiner fieberigen Haut an. Ich zog wieder meinen Mantel über, stand auf und betrachtete die Umgebung.
Wohin jetzt? Ich rieb meinen schmerzenden Kopf und konnte die Bäume auf der anderen Seite des kleinen Flusses kaum noch erkennen. Mit den Ketten konnte ich weder zurück in die Stadt noch durfte ich mich in die Nähe des Freeways wagen. Ich brauchte Hilfe, und zwar schnell, denn ich ahnte, dass sich der Zustand meines Arms bald deutlich verschlechtern würde. Ich hatte ein Telefon, aber durfte ich es benutzen? Dank Satellitenüberwachung konnte man Chips millimetergenau orten, und die meisten Telefone hatten einen Chip.
Ich zog es aus der Tasche. Es war zwar nicht eingeschaltet, aber spielte das überhaupt eine Rolle? Ich wusste es nicht. Ich konnte es mir kaum vorstellen. Ich starrte es noch einen Augenblick an, dann warf ich es auf den Boden, trampelte darauf herum und kickte die kaputten Überreste in den Fluss. Lieber auf Nummer sicher gehen. Einige Sekunden starrte ich zum Horizont, schwankte und fragte mich, was ich nun tun sollte. Dann traf ich eine Entscheidung und durchquerte zügig den Fluss. Die Ketten blieben an jedem Felsen hängen und beim gefühlten hundertsten Mal kam mir der Gedanke, dass ich sie ja hochziehen könnte. Schließlich erreichte ich das andere Ufer und zwang mich, einen großen Schritt zu machen. Mir wurde schwindelig, und ich dachte nur daran, dass ich Abstand zwischen mich und den Wagen bringen musste.
Das rote Glühen des Sonnenuntergangs verblasste allmählich, als der Abend in die Nacht überging. Das Klirren der Ketten mischte sich mit dem Zirpen der Grillen, und im Gras um mich herum raschelten kleine Lebewesen. Über mir ging der Mond auf. Ich konnte ihn mehr fühlen als sehen. Ich rannte weiter. Ich war in Schweiß gebadet, und meine Muskeln zitterten. Jeder Atemzug brannte in meinen Lungen, obwohl das nichts gegen den Schmerz an meinem Arm war. Es war, als würde mir jemand ein heißes Bügeleisen auf die Haut stellen und mich verbrennen.
Ich stolperte auf die Straße, bevor ich überhaupt bemerkt hatte, dass sie da war. Ich taumelte zurück und rang nach Luft, die mein Körper so dringend brauchte. Das Straßenschild tanzte vor meinen Augen und verschwamm. Ich blinzelte, was keine Besserung brachte. Mit zitternder Hand wischte ich mir den Schweiß aus dem Gesicht und versuchte, mich zu konzentrieren. Bakers Road. Gott wusste, wo das war. Ich blickte mich in der staubigen Gegend um und konnte nirgends ein Zeichen von Zivilisation entdecken. Ich witterte. Ein schwacher Frühlingsduft lag in der Luft, es roch nach Jasmin. Der wuchs normalerweise nicht in der freien Natur. Irgendwo in der Nähe musste ein Haus sein.
Ich ging zurück zu den Bäumen und lief parallel zur Straße weiter. In der Nähe muhten Kühe, und ich trat zurück auf die Straße. Dort entdeckte ich nun ein Gebäude. Es sah nicht wie ein Haus, sondern eher wie eine zweistöckige Blechhütte aus, auf die Stromleitungen zuliefen. Vielleicht – hoffentlich, ein Wochenenddomizil. Ein unbewohntes.
Ich blieb stehen und stellte meinen Blick auf Infrarot um. Keine roten Flecken, die abgesehen von den Kühen auf irgendwelches Leben hindeuteten. Ich entspannte mich ein bisschen, zitterte dadurch allerdings noch stärker und fühlte mich ganz
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