Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin
und warten.« Er grinste, küsste meine Finger und stand auf. »Hast du Lust, etwas zu essen?« »Ich denke schon.« Ich zögerte. »Was ist mit dem Mond? Wir können nichts gegen seine Wirkung tun, und hier draußen könnte das zum Problem werden.«
Sein Lächeln verschwand, und er fuhr sich mit der Hand durch die kurzen Haare. »Ich weiß. Liander ist hier, und nach dem, was du am Telefon über Talon gesagt hast, bin ich davon ausgegangen, dass du Talon nicht bei dir haben willst.« »Nein.« »Dann ist Quinn eine mögliche Lösung für dich. Sein Verhalten in den letzten vierundzwanzig Stunden deutet jedenfalls darauf hin, dass er an dir interessiert ist.« Ich grinste. »Ich weiß ganz sicher, dass er mehr als nur ein bisschen an Sex mit einem Werwolf interessiert ist.« Er lächelte, aber seine Augen wirkten besorgt. »Sei vorsichtig, Schwester.«
Mein früheres Misstrauen gegen Quinn war augenblicklich wieder da. »Seid ihr zwei eigentlich befreundet?« »Ja, und deshalb warne ich dich. Ich glaube, er ist der Typ, in den du dich verlieben könntest. Aber … lass es einfach sein.« »Er ist kein Wolf, also werde ich mich wohl kaum in ihn verlieben.« Ich zögerte und fügte hinzu: »Weshalb also die Warnung?« »Weil ihn ein Wolf beinahe vernichtet hat und er sich geschworen hat, sich nie wieder auf einen einzulassen.«
»Das hat er mir bereits gesagt. Was hat dieser Wolf getan?« »Ich kenne die Einzelheiten nicht. Ich weiß nur, dass er nie wieder einem Wolf vertrauen wird.« »Aber dir vertraut er doch.« »Nur bis zu einem gewissen Punkt.« Er zuckte mit den Schultern, als würde es ihm nichts ausmachen, doch ich wusste, dass es ihn verletzte. Genau wie ich hatte Rhoan nicht allzu viele gute Freunde. »Nimm einfach den Sex, wenn es sich anbietet, und geh dann. Vertrau mir, mehr kriegst du sowieso nicht von ihm.«
»Mehr will ich auch gar nicht, also wird das kein Problem sein.« Er musterte mich einen Augenblick, dann beugte er sich vor und küsste mich auf die Stirn. »Ich besorge dir etwas zu essen. Du bleibst hier und ruhst dich aus.« Bevor er gehen konnte, fasste ich seinen Arm. »Gibt es irgendetwas Neues von Kelly?« Er zögerte, dann schüttelte er den Kopf. »Sie suchen noch nach ihr.«
Ich schloss die Augen, und so sehr ich mich auch dagegen wehrte, ich hatte Angst. Ich ging allerdings davon aus, dass keine Nachrichten gute Nachrichten waren, denn es gab schließlich noch Hoffnung. Daran musste ich mich halten. Mir blieb ohnehin nichts anderes übrig. Er drückte sanft meine Hand. »Sie ist bestimmt in Sicherheit, Schwesterherz.«
Ich nickte und ließ seinen Arm los. Er ging und sah dabei immer noch wie ein Cowboy aus, der zu viele Tage im Sattel gesessen hatte. Ich holte Luft und atmete langsam aus, dann hob ich die Decke und zog kurz Bilanz. Mein linker Arm war von der Schulter bis zu den Fingern verbunden. Obwohl es wehtat, konnte ich die bandagierten Finger bewegen, also hatte ich wieder einmal Glück gehabt. Aber wie lange hielt mein Glück noch an? Früher oder später würden diese Mistkerle mich kriegen, es sei denn, wir erwischten sie zuerst.
Wenn ich sie schnappen wollte, musste ich mich natürlich Jacks Truppe anschließen. Ich musste noch einen Schritt auf ihn zugehen, ihm seinen Willen lassen und Wächter werden. »Es ist noch alles dran, wenn du das wissen willst.« Quinns warme Stimme klang leicht amüsiert, und ich sah lächelnd zu ihm hoch. »Von diesen Dingen überzeugt sich ein Mädchen gern persönlich.«
Ein Lächeln umspielte seinen sinnlichen Mund, und seine dunklen Augen strahlten mich warm an. Beides wirkte sich verheerend auf meinen Herzschlag aus. Der Mond mochte noch nicht aufgegangen sein, aber Quinns Gegenwart weckte das Fieber in meinem Körper. Er nahm den Stuhl, auf dem zuvor Rhoan gesessen hatte, und zog ihn nah ans Bett heran. »Wie fühlst du dich?« »Gut«, erwiderte ich höflich. »Und wie fühlst du dich?« Das Lächeln wurde breiter. Er streichelte mit dem Finger meine Wange und berührte flüchtig meinen Mund. »Zumindest glüht deine Haut nicht mehr.« Das empfand ich aber anders. »Wie geht es deinem Arm?«
Der Beule unter seinem Pullover nach zu urteilen, hatte ich ganze Arbeit geleistet hatte – sein linker Arm schien genauso dick verbunden zu sein wie meiner. Er zuckte mit den Schultern. »Ein Vampir heilt fast genauso schnell wie ein Wolf. In einem Tag bin ich wieder in Ordnung.« »Es tut mir leid, dass ich dich angegriffen habe.« Ich
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