Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin
Freeway verlassen und so schnell wie möglich den Porsche loswerden.
Ich nahm nicht die erste Abfahrt, sondern fuhr zur Abzweigung Mickleham Road. Die Firma, bei der Quinn den Porsche geliehen hatte, hatte eine Station am Flughafen, doch dort konnte ich nicht mit dem bewusstlosen Quinn auftauchen. An der Mickleham Road gab es nicht weit vom Freeway ein altes Hotel. Der Parkplatz lag hinter dem Haus, und von dort aus führten ein paar Stufen zu den Zimmern. Ich würde ein Zimmer mieten und Quinn dort lassen. Dann würde ich das Auto zurückbringen und wiederkommen.
Während ich darauf wartete, dass die Ampel auf Grün umsprang, zog ich die Perücke ab und nahm die Kontaktlinsen heraus. Nachdem ich deutlich weniger gespenstisch aussah, fuhr ich zu dem Hotel und hielt etwas abseits von dem grellen Licht vor dem Eingang zur Rezeption. Ich holte meine Tasche aus dem Sicherheitsfach hinter dem Beifahrersitz, zog meinen Mantel über und stieg aus. Ich wollte die Frau nicht auf falsche Gedanken bringen.
Wie sich herausstellte, hätte ich mir keine Sorgen machen müssen. Der Frau an der Rezeption war egal, wer ein Zimmer mietete, solange im Voraus bezahlt wurde. Als ich nicht nur gleich bezahlte, sondern auch noch das beste Zimmer, die große Flitterwochen-Suite verlangte, führte sie beinahe einen Freudentanz auf. Offenbar lief das Geschäft wegen der zahlreichen neuen Hotels am Flughafen nicht mehr so gut.
Ich fuhr nach hinten und parkte. Nachdem ich die Zimmertür geöffnet hatte, trug ich Quinn die Treppen hinauf und war heilfroh, dass die Absteige beinahe leer war und sich niemand über den Lärm beschwerte. Ich hatte jetzt keine Zeit, Erklärungen abzugeben. Ich machte es ihm auf dem Bett bequem und hinterließ ihm zusammen mit den Akten, der Waffe und meiner Perücke eine Nachricht auf dem Tisch, so dass er alles gleich sah, wenn er aufwachte. Dann ging ich.
Ich konnte den Wagen problemlos zurückgeben und mietete bei einer weniger exotischen Autovermietung einen unauffälligen Ford.
Als ich wieder ins Hotel kam, war eine Stunde vergangen und Quinn immer noch bewusstlos. Ich nahm das Telefon und rief Jacks Bildtelefon an, das bei Liander geblieben war. Nur dass nicht Liander abnahm, sondern Jack.
»Was machst du denn schon da?«, fragte ich und machte mir Sorgen, dass etwas schiefgelaufen war. »Es ging alles schneller, als wir dachten. Hör zu. Ich kann nicht lange reden. Alex hat mir gesagt, dass die Nummer zurückverfolgt wird. Du hast höchstens eine Minute.«
»Als wir aus Browns Büro gekommen sind, sind wir auf Gautier gestoßen. Er hat mich zwar nicht erkannt, aber er hat irgendwie gemerkt, dass Quinn nicht Brown ist. Er hat uns die Cops auf den Hals gehetzt. Wir wurden angehalten, und sie haben Quinn mit einem Elektroschocker außer Gefecht gesetzt. Es kann eine Weile dauern, bis wir wieder da sind.«
»Alex hat erwähnt, dass der Polizeiwagen mit einem Überwachungssystem ausgestattet war. Sie hat es nicht rückgängig gemacht, weil wir sehen wollten, was passiert. Du hast die Lage ganz offensichtlich gemeistert.« »Offensichtlich«, erwiderte ich trocken. »Und nein, ich bin nicht süchtig nach Adrenalin.«
Er lachte. »Hat Quinn die Wanze installiert?« »Ja. Wir haben einige interessante Akten gefunden, die mit einem Projekt namens ›Das Weiße Phantom‹ zu tun haben.«
»Gut. Lass dir Zeit. Die Cops haben auf dem Freeway Sicherheitskontrollen eingerichtet, die bis zur Hauptverkehrszeit dort bleiben. Bis es wieder dunkel ist, können wir sowieso nichts machen.«
Ein ganzer Tag, um mit Quinn zu spielen. Wie cool!
»Auf welchen Koordinaten befindest du dich?«, fragte er weiter.
Ich zögerte, versuchte mich an die Codes zu erinnern und übertrug den Namen des Hotels in so etwas Ähnliches wie Kartenkoordinaten. Ich gab sie ihm, und er knurrte.
»Ruf an, wenn du Probleme hast oder den Ort wechselst.« »Mach ich.« Ich beendete das Gespräch und ging hinüber zu der alten Badewanne, die in der einen Ecke des Raums stand. Sie war groß genug, dass zwei Personen darin plantschen konnten. Als ich die Reihe ätherischer Öle an der Wand entdeckte, freute ich mich noch mehr. Es hatte Vorteile, sich die Flitterwochen-Suite zu gönnen.
Ich warf Mantel und Kleid auf den nächstbesten Stuhl und ging ins Badezimmer, um mein angeschossenes Hinterteil zu inspizieren.Es war nicht schlimm, nur ein Kratzer über beide Pobacken hinweg. Es hatte noch nicht einmal stark geblutet. Ich
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