Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
»Geisterechsen sind die Crème de la Crème der Laborzüchtungen. Sie sind exzellente Kämpfer und äußerst stark.« »Dann muss die, gegen die ich gekämpft habe, eine ungünstige Kreuzung gewesen sein. Ich bin keine ausgebildete Kämpferin und habe sie überwältigt. Was sind das für Wesen im Flur?«
Er verzog die schmalen Lippen zu einem Schmunzeln. »Das ist mein Sicherheitssystem.« »Da bin ich aber froh, dass das nicht die zwei Kerle unten am Eingang sind. Die könnten nicht mal eine Mücke aufhalten.« »Genau das soll man denken.« Er musterte mich einen Augenblick, er wirkte immer noch amüsiert und zugleich sehr wachsam. »Die Wesen im Flur stammen nicht aus einem Labor, wenn du das denkst. Sie sind eine Gattung, die man als Fravardin bezeichnet. Das heißt auf Persisch Wächtergeist. Ich habe sie vor einer Weile kennengelernt, als ich durch den Mittleren Osten gereist bin.«
Ich fragte mich, wieso er den Mittleren Osten bereist hatte. Seit ich Misha kannte, hatte er sich nicht besonders reiselustig gezeigt. Wenn er im Mittleren Osten gewesen war, dann sicher nur auf Anweisung. »Solltest du diese Wesen …« – ich deutete auf die Tür – »dort … besorgen?« Er lächelte. »Nein«, sagte er nur.
Was wohl bedeutete, dass ich nicht wissen musste, was er dort eigentlich hatte besorgen sollen. Das war in Ordnung. Ich wollte nur den Namen des Mannes, der hinter diesem ganzen Wahnsinn steckte.
»Waren diese Wesen auch hier, als Jack und Rhoan vor ein paar Monaten dein Büro durchsucht haben?« »Ja.« »Hast du mit ihnen gerechnet und sie absichtlich hereingelassen? « Dann hatte er mit Sicherheit jegliches Beweismaterial vorher beseitigt. »Das alles hier ist Teil eines ziemlich umfassenden Masterplans, Riley.« Ich hob meine Braue. »Was soll das für ein Plan sein? Willst du in die verhassten Fußstapfen deines sogenannten Bruders treten und die Herrschaft über das Monsterreich übernehmen?« Er schnaubte leise. »Ich dachte, du würdest mich besser kennen.« »Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du ziemlich skrupellos sein kannst.«
Er verzog amüsiert den Mund. »Mich interessiert nur mein eigenes Imperium. Es stimmt, dass es mir wirklich nur ums Überleben geht. Und wie Nasias Tod zeigt, sind meine Sorgen durchaus berechtigt.«
Wenn er sich tatsächlich Sorgen machte, hatte er eine seltsame Art, das zu zeigen. Zumindest würde er nicht so lässig hinter seinem Schreibtisch sitzen, wo er durch das Fenster eine wunderbare Zielscheibe bot.
»Wieso sollte er seine eigene Schwester umbringen?« »Wenn du so aufgewachsen bist wie wir, ist Blut nicht dicker als Wasser. Verdammt, er würde nicht zögern, sogar seine Mutter zu töten, wenn er dadurch sein eigenes Leben retten könnte.« Genau wie Misha, nur dass der die Abteilung die Drecksarbeit für sich erledigen ließ. »Wieso behauptest du, mich schützen zu können, wenn du noch nicht einmal für deine eigene Sicherheit sorgen kannst?«
Er stand auf und kam mit einem seltsamen Glanz in den silbrigen Augen auf mich zu. Es war der Blick eines Raubtiers auf der Jagd, das seine Beute bereits im Visier hatte und nicht gewillt war, sie entkommen zu lassen. Hätte Kellen mich so angesehen, hätte mein Puls gerast, aber bei Misha richteten sich lediglich meine Nackenhaare auf. Quinn hatte recht. Misha ging es nicht um Liebe, er wollte mich nur besitzen.
Vielleicht hatte er nie etwas anderes kennengelernt. War jemand, der niemals Liebe, Zärtlichkeit oder Fürsorge erfahren hatte, überhaupt in der Lage, selbst welche zu geben? Als ich Misha mit diesem Blick auf mich zukommen sah, beschlichen mich starke Zweifel.
Er stützte sich mit den Händen rechts und links von mir an der Wand ab und beugte sich dicht zu mir. Ich legte eine Hand gegen seine Brust und drückte ihn immerhin so fest von mir weg, dass er mich nicht küssen konnte. Dennoch strich sein Atem warm über meine Lippen, und seine heiße, lustvolle Aura umfloss mich.
»Er weiß von den Fravardin. Er weiß, dass sie sich mir gegenüber loyal verhalten und zwar nur mir gegenüber.« Er drückte sich gegen meine Hand und stellte meine Kraft und meinen Willen auf die Probe. »Ich habe ihm gedroht, dass sie ihn umbringen, wenn dir etwas passieren sollte.«
Das überraschte mich. Ich sah ihm in die Augen und hatte nicht das Gefühl, dass er mich anlog. »Wieso solltest du das tun? Warum schützt du dich nicht einfach selbst auf diese Weise?« Er strich mit dem Finger über meine
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