Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
Wange.Verglichen mit der heftigen Lust, die auf meiner Haut brannte, fühlte sich seine Hand eisig an. »Wieso? In fünf oder sechs Jahren bin ich doch sowieso tot.« »Aber wenn du sie nicht zu deinem eigenen Schutz einsetzt, bist du vielleicht schon in fünf oder sechs Tagen tot.« Oder in fünf oder sechs Stunden. »Solange ich lebe, tun die Fravardin alles, um mich zu schützen. Wenn ich tot bin, werden sie auf dich aufpassen.«
Der Gedanke, dass ein paar geisterhafte Kreaturen zu meinem Schutz um mich herumstrichen, jagte mir einen Schauer über den Rücken. »Wieso sollten sie sich darum kümmern, wenn du tot bist und sie nicht mehr bezahlt werden?«
Seine Aura wurde noch intensiver und brannte auf meiner Haut. Schweiß lief mir den Rücken hinunter. Obwohl ich meine Schutzschilder hochgezogen hatte, war es schwer, dem Anschlag auf meine Sinne zu widerstehen.
»Weil in meinem Testament festgehalten ist, dass sie weiterhin Unterhalt sowie ein Anwesen in Gisborne erhalten, wo derzeit ihr Stamm lebt. Vorausgesetzt, sie erfüllen einige Bedingungen.« Geister wurden bezahlt? Seit wann das denn? »Können sie nicht getötet werden?« »Jedes Lebewesen kann umgebracht werden. Es ist allerdings schwieriger, etwas umzubringen, das man nicht sieht.« »Wenn dein Chef von ihnen weiß, weiß er vermutlich auch, wie man sie umbringen kann.« »Zweifellos. Das Problem ist nur, dass sie, anders als Vampire, durch Infrarot nicht sichtbar sind. Du bist die Erste, die sie überhaupt gespürt hat.«
Abgesehen von ihm vermutlich. »Weil ich besonders bin. Deshalb haben es ein paar Verrückte auf mich abgesehen.« Ich schob ihn von mir weg. Die kühle Luft, die über meine Haut strich fühlte sich wunderbar an, wie kaltes Wasser an einem heißen Tag. »Du musst mir von deinem Chef erzählen.« Seine Augen blitzten gereizt auf. »Damit du danach gehst? Ich denke nicht daran.« »Dann erzähl mir von Roberta Whitby. Sie ist das Alphatier der Helkis, stimmt’s?«
Er nickte und verschränkte die Arme. »Das Rudel ist durch kriminelle Machenschaften reich geworden.« »Hat Roberta ihren Sohn in die Regierung eingeschleust?« Er lächelte. »Nein. Warum auch? Die Geschicke eines Landes werden häufig nicht von den offiziellen Regierungsstellen, sondern von kriminellen Vereinigungen bestimmt.« Ich hob eine Braue. »Was soll das heißen?« »Hört man nicht oft, dass in Japan eigentlich die Yakuza die Macht hat?« »Aber doch nicht hier.«
»Nein, aber auch hier gibt es kriminelle Organisationen. Einige von ihnen sind überaus mächtig und haben sogar Verbindungen in höchste Regierungskreise.«
Gehörte die Abteilung zu diesen Kreisen? War Gautier so zum Wächter geworden? Da man Alan Brown, der für die Einstellungen zuständig war, erpresst hatte, war es naheliegend, dass er das Bindeglied zwischen der Abteilung und dem Mann hinter den Mutanten bildete. Aber wieso konnten Rhoan und Jack dann keine Spuren dieser Verbindung finden?
»Ich bin kaum mehr als eine glorifizierte Sekretärin«, sagte ich gelangweilt. »Davon weiß ich nichts.« »Dann solltest du dich dringend schlau machen, denn der Mann, den du suchst, leitet inzwischen eine dieser Organisationen und beabsichtigt, sie zu der wichtigsten zu machen.« Ich musterte ihn einen Moment, dann sagte ich: »Ich nehme an, man hat ihn nicht gestürzt, sondern heimlich ersetzt.« Misha nickte. »Es ist wesentlich leichter, in erfolgreiche Fußstapfen zu treten als sich von unten hoch zu arbeiten.« »Aber wie? Wenn der Mann so mächtig ist, ist er doch sicher vorsichtig und lässt keine Fremden in seine Nähe.«
Misha lächelte kalt und irgendwie herablassend. »Aber er ist nicht vorsichtig genug, wenn es um dauerhafte Liebschaften geht.« »Roberta?« Er nickte. »Das Helkirudel hat lange an diesem schmutzigen Plan gearbeitet. Als Roberta nach all den Jahren in Roccos Labor zurückgekommen ist, hat sie den Mann mit Hilfe ihrer Aura um den Finger gewickelt. Sie waren drei Jahre lang ein Liebespaar, bevor er ausgetauscht wurde.«
Genug Zeit für Roberta, sich als Geliebte sein Vertrauen zu erschleichen. Genügend Zeit, seine Art und seine Geheimnisse zu kennen. »Dann sind die Labore, in denen die Kreuzungen gezüchtet werden, gar nicht neu, wie du mich hast glauben machen, sondern werden von der Organisation schon seit Längerem betrieben.«
Wieder nickte er. »Talon und ich waren die Einzigen, die unsere eigenen Labors aufgebaut haben, wobei Talon die Arbeit unseres Vaters
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