Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
und wandte sich wieder ihren Freundinnen zu.
Kurzerhand abgewiesen drehte ich mich schnell herum und mischte mich wieder in die Menge. Ich hatte keine Ahnung, was da vor sich ging, aber ich durfte auf gar keinen Fall Mrs. Hunts Misstrauen erregen.
Weit kam ich allerdings nicht. Jemand packte mich von hinten und zog mich an seinen festen Körper, der mir irgendwie vertraut vorkam. Der Geruch nach Leder und exotischen Gewürzen umfing mich, reizte meine Sinne und weckte meine Hormone. Es war nicht Quinn. Es war Kellen.
»Hallo, Riley«, flüsterte er, sein Atem strich warm an meinem Ohr vorbei. »Wie schön, dich hier zu sehen.« Offensichtlich hatte das Schicksal noch einiges mit mir vor – oder versuchte es etwa gerade, mich auf den richtigen Weg zu bringen?
Ich drehte mich um und wollte widersprechen, doch als ich ihm in die Augen sah, blieben mir die Worte im Hals stecken. Er wusste Bescheid. Seine grünen Augen ließen daran keinerlei Zweifel aufkommen. Er hatte mich sofort erkannt. Obwohl ich verkleidet war. Obwohl mein Geruch verdeckt war. Das erschreckte mich. Wie konnte ich eine so tiefe Bindung zu jemandem haben, den ich kaum kannte?
Jemandem, dem Quinn misstraute? Doch dieser Kellen war vollkommen anders als der Kellen, der mir in Melbourne begegnet war. Er war durch und durch ein Alpha. Mächtig und gierig. Das sorgte mich noch mehr. Er war kein bisschen geduldig. Dieser Wolf nahm sich, was er wollte, und er wollte mich.
Bei dem Gedanken rauschte das Blut durch meine Adern. Aber ich war nicht hier, um mich zu amüsieren, war nicht hier, um mich mit einem künftigen Partner zu vergnügen. Aber vielleicht, nur vielleicht, konnte ich über ihn an einige Informationen herankommen.
»Ich würde dir gern ein paar Fragen stellen …«, hob ich an. Er drückte leicht meine Hand und unterbrach mich. »Nicht hier. Gehen wir woanders hin.«
Ich hätte mich wehren können, hätte mich wehren müssen, tat jedoch nichts. Ich würde mich gern damit herausreden, dass ich nicht mit brennendem Verlangen zu Misha gehen wollte, weil dieser Mistkerl mich nicht in diesem Zustand verdient hatte. In Wahrheit begehrte ich diesen Werwolf jedoch genauso sehr wie er mich.
Er nahm meine Hand und schritt aus dem Ballsaal durch die Halle auf die Fahrstühle zu. Ich musste beinahe rennen, um mit ihm Schritt zu halten. »Wo gehen wir hin?«, fragte ich ein bisschen atemlos. »In mein Büro. Dort sind wir ungestört.« Der Gedanke ließ meinen Puls schneller schlagen. Ebenso wie sein lüsterner, entschiedener Blick. »Arbeitest du hier?« »Mir gehört das Gebäude.« »Wow.«
Ein Lächeln umspielte seine Lippen, während er seinen Blick über meinen Körper gleiten ließ. »Das Kleid ist wow. Aber ich werde es dir in genau …« Er blickte auf die Uhr, »… zwanzig Sekunden vom Leib reißen.«
Es ertönte ein leises Signal, als die Türen des Fahrstuhls auseinanderglitten. Er zog mich hinein und drückte den Knopf des obersten Stockwerks.
»Findest du das nicht ein bisschen unverschämt?« Er hob eine Braue. »Ach ja?«
Der Fahrstuhl fuhr nach oben, und zur Abwechslung verhielt sich mein Magen einmal ruhig. Vielleicht bewirkte der hitzige Werwolf, der so dicht vor mir stand, dass ich nichts als Lust empfinden konnte. »Ich bin mit jemandem hier, den du kennst.« »Quinn O’Connor.« Er sah mich leicht überheblich aus seinen grünen Augen an. »Es ist mir ein großes Vergnügen, dich aus den Armen dieses Mistkerls zu entführen.« Ich wich zurück. »Ich hoffe, das ist nicht der einzige Grund, denn andernfalls …«
Er lachte und schnitt mir das Wort ab. »Wenn ich ihn wirklich verärgern wollte, wäre ich mit dir irgendwo dort in der Nähe geblieben, wo er mit seinem Vampirsinn genau mitbekommen hätte, was für wundervolle Dinge ich dir angedeihen lasse.«
Und ich hatte gedacht, der Pferdewandler wäre scharf … Ich atmete heftig aus und unterdrückte den Impuls, mir Luft zuzufächern.
Der Aufzug hielt, und erneut ertönte ein leises Klingeln, als die Türen auseinanderfuhren. Nur dass sie sich nicht zu einer Halle hin öffneten, sondern zu einem riesigen Büro mit einem unglaublichen und unbezahlbaren Blick auf den Hafen.
»Atemberaubend«, sagte ich. »Ja«, stimmte er zu, sah dabei jedoch mich an. Ich lächelte. Dieser Wolf gefiel mir immer besser. »Ist das ein Privataufzug?« Er wedelte mit einer Schlüsselkarte, die mir zuvor nicht aufgefallen war. Da konnte man sehen, wie aufmerksam ich war. »Ausschließlich?
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