Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
befolgen?« »Genau.«
Möglicherweise spürte ich die Anwesenheit des Fravardin erst, wenn mein Leben in Gefahr geriet. Aber wie wollte er das merken, wenn er nicht in der Nähe war? Wollte ich darauf wirklich eine Antwort haben, wenn ich dazu erst mein Leben aufs Spiel setzen musste? Bestimmt nicht.
»Wieso sollte Misha dir einen von den Fravardin geben? Ich dachte, ihr fünf wärt euch nicht sehr wohlgesinnt.« Sie lächelte. »Das stimmt bis zu einem gewissen Grad. Aber Misha und ich hatten mehr gemeinsam als die anderen. Ich glaube, man könnte sagen, dass er mein Bruder war.« »Du bist seine Schwester? Aber … seid ihr nicht alle Klone?« Sie nickte. »Ja, aber Misha und ich sind Klone von Geschwistern. Die Mutter war eine Helkifrau, der Vater stammte von einem Silberrudel ab. Es waren Zwillinge. Wenn ein Klon überhaupt zu so etwas wie Geschwisterliebe fähig ist, dann haben wir sie füreinander empfunden. Ich vermisse ihn.« »Also …« Ich zögerte und versuchte meine Gedanken zu ordnen. »Wenn ihr Klone von Geschwistern seid, könnt ihr dann nicht auch wie die Originalle beide die Gestalt wandeln?«
Sie hob eine ihrer blassen Brauen. »Wieso fragst du das?« »Aus reiner Neugier.« Als ich zum ersten Mal von den Helkis und ihren Gestaltwandlerfähigkeiten hörte, hatte ich mich gefragt, ob Misha vieleicht ganz anders aussah. Ob der Körper, in dem er sich mir zeigte, überhaupt ihm gehörte. Klar, er war tot, und es spielte wirklich keine Rolle mehr, aber irgendwie wollte ich es dennoch wissen. Zumal wenn seine »Schwester« über das Gelingen oder Scheitern unseres Auftrages mitentschied. Mein Blick glitt zu ihren blauen Augen.
Sie waren so ganz anders als seine. Wahrscheinlich mit Absicht. »Misha hat mir erzählt, dass ein Gestaltwandel eine Menge Kraft erfordert, insbesondere bei den Augen. Wer von euch ähnelt am ehesten eurer wahren Gestalt, und wie konnte er, wie kannst du die Veränderungen tagein tagaus aufrechterhalten?«
»Unsere Veränderungen sind subtil, deshalb können wir sie so leicht beibehalten.« Sie lächelte flüchtig, beinahe traurig. »Gestern Abend hast du unsere wahre Haarfarbe gesehen. Misha mochte die silberfarbenen Haare lieber als das Gemischte, aber er hat nie seine Augenfarbe verändert. Wie unser Original wurde er mit silberfarbenen Augen geboren.« »Und du?« »Helkibraun mit einem blauen Rand.« »Wieso hast du die Farbe verändert?« »Weil blau bei meinem Job effektiver ist.« Auf einmal waren ihre strahlenden Augen vollkommen emotionslos und wirkten dadurch noch furchteinflößender. »Schon allein wegen Misha werde ich mich rächen.« »Deshalb also hat Starr Risa als Geisel genommen.« »Ja.« »Wieso hast du nicht früher Kontakt mit der Abteilung aufgenommen?«
»Wegen Gautier. Ich wusste nicht, was ihr von ihm wisst und wie groß sein Einfluss ist.« Sie schnaubte leise. »Er tut so, als würde er den Laden quasi allein schmeißen.« Ich hob erstaunt die Brauen. »Ich hatte den Eindruck, dass du und Gautier euch bei dem Informationsaustausch niemals begegnet seid.« »Sind wir auch nicht.« »Wo hast du dann mit ihm gesprochen?« »Wo hätte ich schon mit ihm sprechen sollen? Auf dem Anwesen von Starr natürlich.«
5
Mist, dachte ich nur. Das beschrieb Allerdings nicht im Entferntesten den Ärger, der da auf mich zukam. Oder besser gesagt, den fettigen, stinkenden, hässlichen Kopf von Gautier.
»Nun, das erklärt, wohin Gautier abgetaucht ist, als wir ihn ein paar Mal verloren haben«, bemerkte Jack. »Aber es ändert nichts an unseren Plänen. Liander hat hervorragende Arbeit geleistet. Gautier wird dich nicht wiedererkennen.«
Vieleicht nicht an meinem Äußeren, aber spätestens dann, wenn ich ihn mit den üblichen Gehässigkeiten bombardierte. Kaum jemand verhielt sich in seiner Nähe so dumm wie ich.
»Du musst ihm nur aus dem Weg gehen und den Mund halten«, fuhr Jack fort. »Das ist ein Befehl.«
Ich würde auf jeden Fal versuchen zu gehorchen. Gautier hatte mich einmal verprügelt. Ich hatte nicht vor, ihm ein zweites Mal Gelegenheit dazu zu geben. Vor allem nicht, wenn niemand dort war, der mich im letzten Moment retten konnte.
»Wie häufig taucht er dort auf?«, fragte ich Dia. Sie zuckte mit den Schultern. »Nur gelegentlich. Starr will nicht, dass er sich dort blicken lässt und womöglich erkannt wird.« »Er ist ein Wächter. Die arbeiten nachts. Ich glaube kaum, dass irgendeiner von Starrs Stammgästen ihn erkennen würde.« Dia
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