Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
überwacht.« »Das hat Dia auch gesagt.« Ich deutete mit dem Kopf auf die Bildschirme. »Ist das das Anwesen?« »Ja. Wir versuchen, mit den Kameras näher an das Haus heranzukommen, aber sie führen regelmäßig Kontrollen durch. Das macht es äußerst schwierig.« Ich hob fragend eine Braue. »Haben sie wegen der ganzen wichtigen Leute die Sicherheitsvorkehrungen verschärft?« »Vermutlich. Wenn ein Konkurrent angreifen wollte, könnte er wohl keinen besseren Zeitpunkt dafür finden.« »Nach dem, was Dia über den Vampirangriff erzählt hat, wird Starr wahrscheinlich auch Infrarotkameras installieren lassen.«
Das würde meine nächtlichen Aktivitäten ziemlich beeinträchtigen. Wie jeder andere Vampir konnte ich mich in Schatten hüllen, aber für Infrarotsichtgeräte wäre ich aufgrund meiner Körperwärme als roter Fleck zu erkennen.
»Wir kontrollieren die Infrarotfirmen. Bislang ist keine Bestellung eingegangen.« »Was ist mit dem Schwarzmarkt?« »Die Technik kann man dort sicher erwerben, aber die Installation erfordert Fachkenntnisse, und es gibt nur ungefähr ein Dutzend qualifizierter Leute in Melbourne.« Jack deutete auf das Notizbuch. »Fang an, es auswendig zu lernen.«
Während ich das Notizbuch studierte, ging er den Arbeitsvertrag durch. Starrs Anwesen umfasste mehr als fünfzig Morgen Wald und Wiesen. Das Haus an sich war geradezu monströs, ein zweigeschossiger, rechtwinkliger Komplex, der in seiner Mitte nicht nur eine Arena von der Größe eines Fußballfeldes barg, sondern dazu einen Pool mit olympiatauglichen Maßen und ein riesiges Fitnessstudio. Neben dem Hauptgebäude befanden sich zwei kleinere Häuser, in denen das Sicherheitspersonal und die Prostituierten untergebracht waren. Stall und Zoo lagen auf der anderen Seite des Komplexes. Dahinter erstreckte sich ein künstlich angelegter See, der anscheinend groß genug war, dass man darauf segeln konnte.
»Ein Standardvertrag«, stellte Jack nach einer Weile fest. »Das einzig Interessante ist, dass du dich damit einverstanden erklärst, dass deine Erinnerungen ›neu sortiert‹ werden, wenn du das Gelände wieder verlässt.« »Das ist das, was sie mit den Prostituierten auch immer machen.« Er nickte und blickte auf seine Armbanduhr. »Wir setzen dich gegen eins in der Nähe des Treffpunkts ab. Dir bleibt eine Stunde Zeit, um die restlichen Notizen und den Vertrag zu studieren.«
Ich las und versuchte mir alles zu merken, während er die Bildschirme überwachte. Keine Ahnung, wonach er suchte. Es schien dort nicht allzu viel zu passieren. Um eins ließen sie mich an einem Schnellimbiss aussteigen. Offensichtlich hatte Jack meinen Magen knurren hören. Entweder das, oder es war meine Henkersmahlzeit. Ich besorgte mir Essen, das locker für zwei gereicht hätte, und war wieder einmal dankbar, dass ein ausgewachsener Werwolf eigentlich nie zunahm.
Dann begab ich mich zu dem Treffpunkt, um zu sehen, wer dort noch wartete.
Es waren schon drei Frauen da. Zwei waren dürr und hochgewachsen, sahen aus wie Langstreckenläufer und waren nicht gerade ein Ausbund an Weiblichkeit. Die dritte war größer und kräftiger, hatte kurze, gebleichte Stoppelhaare und wachsame blaue Augen. Auf den Armen war sie tätowiert, und in ihre harten Gesichtszüge hatten sich Sorgenfalten gegraben. Ich hätte sie eigentlich als Punk bezeichnet, doch dazu fehlte ihr irgendwie die provokante Haltung. Sie tänzelte leicht auf den Zehenspitzen und wirkte eher wie eine professionelle Boxerin.
Ich nickte ihr zu, beachtete die beiden anderen nicht weiter und setzte mich auf eine Mauer, um mein Hähnchen zu essen.
Feindseligkeit hing in der Luft, die eher aus der Richtung der mageren Hühner als von der Zehenspitzenfrau zu kommen schien, doch da noch weitere Frauen auftauchten, sagte keine von ihnen etwas. Um zwei waren wir volzählig, eine bunte Mischung von Farben und Rassen. Ich konnte keinen anderen Werwolf entdecken, doch es waren Werkatzen darunter, eine Bärenwandlerin, eine Vogelwandlerin und eine listig wirkende Frau mit roten Haaren und rötlicher Haut, die mit Sicherheit eine Werfüchsin war. In der Arena würde es, gelinde gesagt, interessant zugehen.
Fünf Minuten nachdem die letzte Frau eingetroffen war, rollte der Bus heran, und ein großer Mann mit schiefergrauen Haaren stieg aus. »Okay, meine Damen«, bellte er in militärischem Befehlston. »Wenn ich eure Namen vorlese, steigt ihr in den Bus.« Er las zackig die Namen vor, und wie folgsame
Weitere Kostenlose Bücher