Ring aus Feuer
Schuldige, und nicht die berechnende, sexy Frau, die da so tapfer vor ihm stand?
In jedem Fall war keine Frau, die er jemals kennengelernt hatte, wie sie. Sie zerstörte seine Sichtweise und sein Ego und drohte, seine ganze heile Welt aus den Angeln zu heben.
„Ich möchte, dass du jetzt gehst“, sagte sie tonlos und blinzelte ihre Tränen fort.
In seinen Ohren pochte es so laut, dass er sie beinahe nicht gehört hätte, aber er rührte sich keinen Zentimeter. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde er vor Scham rot im Gesicht.
Tessas Haltung hatte so viel Eleganz, so viel Klasse. Hatte er sich wirklich so sehr in ihr getäuscht? Waren ihre Motive von edler Natur, und sagte sie die volle Wahrheit? Für einen Moment spürte er, wie die Erfahrungen eines ganzen Lebens zu Staub zerfielen.
Dann schaltete sich ruckartig sein Verstand wieder ein. Eines musste er ihr lassen: Von allen Frauen, die auf der Suche nach einem sorglosen Leben waren, war sie die raffinierteste, die er je getroffen hatte.
„Warum sollte ich gehen? Ich bin dein Ehemann. Und das bedeutet, ich habe gewisse Rechte.“
Er hätte sich auf die Zunge beißen können, als er an ihrem schönen Hals sah, wie der Puls schneller ging.
„Du sollst gehen, weil ich es möchte“, erwiderte sie zögernd. „Bitte.“ Ein paar Sekunden lang sah sie ihm tief in die Augen, dann drehte sie sich abrupt zum Fenster um. Ihr Rücken war stocksteif. „Ich kann nicht mehr.“
„Jetzt reicht es!“ Sie schaffte es, dass er sich wie ein Raubtier fühlte, das seine verletzte Beute jagte. Er selbst konnte und wollte nichts mehr hören.
Entschlossen marschierte er zur Tür. Draußen auf dem Flur lehnte er sich gegen die Wand und stieß einen leisen Pfiff aus. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, was gerade in Tessas Zimmer vorgefallen war. Und er wusste nicht, was ihn mehr durcheinanderbrachte: sein unstillbares Verlangen nach Tessa oder die Art, wie sie ihm Schuldgefühle einredete.
Beide Möglichkeiten erschienen ihm unerträglich, denn jede bedeutete, dass er die Kontrolle über sein Leben langsam, aber sicher verlor. Das war ihm noch nie zuvor passiert. Und es durfte auch nicht geschehen. Niemals.
8. KAPITEL
Nach dieser Auseinandersetzung ließ Stavros sie in Ruhe. Jeden Morgen verließ er die Villa in aller Frühe mit dem Helikopter.
Und vermutlich schläft er nachts friedlich wie ein Baby, nachdem er mich auf meinen Platz verwiesen hat, dachte Tessa traurig.
Sie litt ihrerseits sehr unter den Folgen dieser hässlichen Szene. Wieder und wieder rief sie sich ins Gedächtnis, wie sich seine Arme um ihren Körper und seine Lippen auf ihrem Mund angefühlt hatten. Und dann überfiel sie die Erinnerung an das Entsetzen, das sie empfunden hatte, als er ihr seine wahre Meinung ins Gesicht gesagt hatte.
Am liebsten hätte sie ihn geschlagen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Aber das kam natürlich nicht infrage. Sie fühlte sich, als hätte er ihr Gewalt angetan – verbale Gewalt.
Aber sein Körper war heiß wie die Sünde, das konnte Tessa nicht abstreiten. Sie spürte seine Umarmung immer noch. Er hatte sie so eng umschlungen, als hätte er versucht, ihre beiden Körper miteinander zu vereinen. Zu ihrer Schande musste Tessa gestehen, dass die Lust sie noch immer wie glühende Lava durchströmte, wenn sie an diesen intimen Moment dachte.
Vor Jahren hatte sie ihn als Ritter in schimmernder Rüstung betrachtet, der sein Leben gegeben hätte, um sie zu retten. In ihrer Angst und ihrem Heimweh hatte sie all ihre aufgestauten Gefühle und ihr Verlangen auf ihn übertragen.
Jetzt musste sie sich der Realität stellen: Stavros war ein eiskalter Herrscher, der seine scharfe Zunge, seinen Verstand und seine Macht gegen sie verwendete. Trotzdem waren ihre Träume nicht ganz erloschen. Ein Teil von ihr glaubte noch immer an den Helden in ihm.
Und sie konnte seinen Standpunkt nach wie vor verstehen. Er war der Meinung, seine Familie und seine geliebte Exverlobte vor dem Einfluss einer intriganten Hexe beschützen zu müssen. Tessa hatte seine Verachtung gespürt, als er von seinen Stiefmüttern gesprochen hatte. Kein Wunder, dass es ihm so schwerfiel, Vertrauen zu einer fremden mittellosen Frau aufzubauen.
Allerdings entschuldigte das nicht sein rücksichtsloses Verhalten. Die harten Vorwürfe hatten Tessa zutiefst verletzt. Sie musste diesen furchtbaren Streit vergessen und sich auf die Zukunft konzentrieren. Auf den Zeitpunkt, an dem Stavros nicht mehr ihr
Weitere Kostenlose Bücher