Ring aus Feuer
meisten interessieren dürfte. Die Höhe der Abfindung, die du erhältst, nachdem du unterschrieben hast.“
Das Telefon klingelte, aber Stavros machte keinerlei Anstalten, das Gespräch anzunehmen. Erwartungsvoll betrachtete er Tessa, bis ihr schließlich der Geduldsfaden riss.
„Du kannst ruhig den Hörer abnehmen! Ich unterschreibe sowieso nicht, bis ich nicht alles gelesen habe.“
Seine Augen wurden schmal, und beim sechsten Klingeln griff er endlich nach dem Telefon. Tessa hob eine Augenbraue, und Stavros bedachte sie dafür mit einem vernichtenden Blick. Dann beschäftigte er sich eifrig mit seinem Computer und seinem Anrufer, was Tessa genug Zeit gab, den Vertrag gründlich zu prüfen. Mit halbem Ohr lauschte sie den weichen griechischen Silben, die Stavros vor sich hin murmelte.
Schließlich war sie auf der letzten Seite und … erstarrte. Ihre Augen wurden riesengroß. Sie sah zu Stavros hinüber, der in sein Telefonat vertieft war und scheinbar vergessen hatte, dass sie an seinem Schreibtisch saß.
Dann richtete sie ihren Blick wieder auf das Papier vor ihr. Sie hatte gewusst, dass Stavros reich war, aber dieses Angebot war einfach nur unfassbar! Drei Mal las sie den Absatz durch, in dem die Summe stand, die sie erhalten sollte.
Die Anzahl der Nullen verschwamm vor ihren Augen. Mit dieser Abfindung wäre sie für den Rest ihres Lebens großzügig abgesichert. Nie wieder bangen, nie wieder sparen müssen. Keine Schwierigkeiten damit, sich eine schöne Wohnung zu suchen und einzurichten. Sie müsste nicht einmal mehr arbeiten …
Wieder und wieder las sie die Worte und konnte kaum glauben, dass ihm ihr Schweigen so wahnsinnig viel wert war. Genauer gesagt: Er zahlte diese enorme Summe, um Tessa endlich loszuwerden.
Ihr wurde übel, als sie sich klarmachte, was das für sie bedeutete. Sie musste nur unterschreiben, dann wäre sie frei. Die Scheidung würde länger dauern, aber grundsätzlich war Tessa dann im wahrsten Sinne des Wortes frei. Stavros musste keine Angst mehr davor haben, dass sie der Presse gegenüber etwas ausplauderte. Er würde sie einfach gehen lassen.
Ihre Hand schwebte über dem schmalen goldenen Kugelschreiber.
Das ist es doch, was ich die ganze Zeit über wollte, oder etwa nicht?, überlegte sie. Ich will so schnell wie möglich nach Hause reisen und mein Leben wieder in die Hand nehmen.
Vor allem wollte sie, dass ihre Begegnung mit Stavros Denakis endlich der Vergangenheit angehörte. Nur eine Idiotin würde sich der Vorstellung hingeben, er könnte ernsthaft einen Platz in ihrem Leben einnehmen. Vor allem, nachdem er sie so schlecht behandelt hatte …
Tessas Hände zitterten.
Wieder warf sie einen unsicheren Blick in Stavros’ Richtung, doch er starrte wie gebannt auf den Computerbildschirm. Die Sorgenfalten auf seiner Stirn waren verschwunden. Er wirkte wie der geborene Geschäftsmann: selbstbewusst, entschlossen, konzentriert. Sein teures Jackett betonte die breiten Schultern, und er strahlte eine ungeheure Energie aus, als er sich über einige Unterlagen beugte.
Dafür lebte er, für sein Geschäft.
Was vor vier Jahren geschehen war, als er fern der Heimat in ein wildes Abenteuer verstrickt worden war, ist nichts weiter als eine unbedeutende Ablenkung gewesen. Eine Episode, die er am liebsten gleich wieder vergessen hätte.
Sie blinzelte und wandte sich den Papieren zu. Entschlossen holte sie tief Luft und nahm dann den Kugelschreiber zur Hand.
9. KAPITEL
Tessa hatte beinahe den oberen Treppenabsatz erreicht, als sie plötzlich das Schlagen einer Tür und dann Schritte hinter sich hörte. Sofort lief sie schneller.
Letztendlich hatte sie das getan, was er die ganze Zeit über wollte. Der Vertrag war unterzeichnet. Jetzt musste sie nur noch eines tun: ihre Habseligkeiten zusammenpacken und verschwinden. Mit oder ohne Pass war es allerhöchste Zeit, dass sie abreiste. Schon morgen um diese Zeit würde sie in Athen sein und ihren Flug nach Sydney buchen.
„Nicht so hastig!“ Stavros war schon dicht hinter ihr, und sein Tonfall barg eine unverkennbare Warnung.
Tessa spürte seinen Nähe, und sie zitterte vor Aufregung. Panik durchfuhr sie, als er seine Finger um ihren Ellenbogen legte. Sie wollte sich seinem Griff entziehen, aber Stavros hielt sie mühelos fest.
„Lass mich los!“
„Nicht, bevor ich ein paar Antworten bekommen habe.“
Energisch führte er sie durch den Flur und an ihrem Schlafzimmer vorbei.
„Du tust mir weh.“ Seine Umklammerung
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