Ring aus Feuer
wurde immer fester, je mehr sie sich wehrte.
„Glaubst du, das kümmert mich?“, entgegnete er barsch. Tessa fühlte, dass er sich nur schwer beherrschen konnte. Dennoch lockerte er seinen Griff etwas, aber nicht genug für Tessa, um sich loszumachen.
Sie bogen in einen weiteren Flur ab, den Tessa noch nie zuvor gesehen hatte. Flüchtig nahm sie wahr, dass die Wände mit abstrakten Malereien dekoriert waren. Plötzlich wurde sie durch eine Tür auf der linken Seite geschoben, die gleich hinter ihnen schwer ins Schloss fiel.
Das Geräusch der soliden Holztür hallte noch lange nach. Tessa zuckte zusammen. Allerdings nicht wegen des Geräuschs, sondern wegen Stavros’ wutentbranntem Gesichtsausdruck. Verschwunden war die eiskalte Maske, die ihr so oft einen Schauer über den Rücken gejagt hatte. Seine Augen blitzten wild auf, und die ungestümen Gefühle darin trafen sie bis ins Mark.
„Was ist?“, fragte sie provozierend. „Was habe ich jetzt wieder angestellt?“
Wieder versuchte sie, sich seinem Griff zu entziehen, und dieses Mal ließ er sie los. Unfreiwillig taumelte sie ein, zwei Schritte zurück. Die Atmosphäre zwischen ihnen war zum Zerreißen gespannt.
Mittlerweile war es Tessa egal, was diesmal seine Laune verdüstert hatte. Und es war ihr gleichgültig, wie viel Macht er hatte und mit welchen Mitteln er ihr das Leben schwer machen konnte. Kämpferisch baute sie sich vor ihm auf und erwiderte seinen bösen Blick.
„Nun rede schon!“, forderte sie ihn heraus.
Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Vor einer Woche noch hätte sie bei diesem Anblick vor Angst gezittert. Jetzt kam ihr sein Wutanfall gerade recht. Ihr eigener Zorn konnte sich mit seinem messen. Sie fühlte sich wieder stark und widerstandsfähig. Im Augenblick konnte nicht einmal ihre erbärmliche Schwäche für diesen Mann sie zurückhalten.
„Worauf willst du eigentlich hinaus?“, wollte er wissen.
„Wieso ich? Ich spiele keine Spielchen. Das überlasse ich dir.“ Es war befreiend, ihm endlich die Stirn bieten zu können. Tessas Frust und Verzweiflung verwandelten sich in Angriffslust und eine Verärgerung, die sie viel zu lange unterdrückt hatte. Es war, als läge ihr ganzer Schmerz der letzten Jahre in diesem Gefühlsausbruch.
„Du kannst gegen mich nicht gewinnen. Ich habe Möglichkeiten in der Hinterhand, mit denen ich dich regelrecht vernichten kann. Einfach so.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, ballte er eine Hand zur Faust, sodass die Knöchel weiß hervortraten.
Und Tessa genoss es in vollen Zügen, ihn so außer sich zu sehen.
„Du hast nur eine Chance gegen mich, falls ich mich auf dein Spiel einlasse“, sagte er rätselhaft.
„Was soll das denn bedeuten?“
Kopfschüttelnd fragte sie sich, warum er sie nicht in Ruhe lassen konnte. Hoffentlich entdeckte er eines Tages, dass er sie vollkommen falsch eingeschätzt hatte.
Stavros kam auf sie zu und schob seine Hand unter ihr Kinn. „Finde es selbst heraus, kyria Denakis!“ sagte er mit einem gefährlichen Ausdruck in den Augen. „Warum hast du das getan?“
„Was getan?“
„ Sto diavolo! Du weiß genau, wovon ich spreche.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Der Vertrag! Warum hast du ihn unterschrieben?“
Gelassen zuckte sie die Achseln, obwohl sie innerlich unendlich weit von jeglicher Sorglosigkeit entfernt war. „Ich habe ihn eben unterzeichnet. Das wolltest du doch?“
Stavros schloss die Augen und fluchte leise auf Griechisch vor sich hin. Die Tatsache, dass er nicht laut wurde, machte ihn nur noch furchterregender. Trotz ihres neu entdeckten Muts ging Tessa etwas auf Abstand. Sie wollte nicht noch einmal von seinen verführerischen Händen berührt werden.
„Das weißt du doch genau!“, wetterte er. „Ich will begreifen, warum du den Absatz über deine Vergütung aus dem Vertrag gestrichen hast!“
„Ach, das.“
„Ja, genau das.“
Überrascht zog sie eine Augenbraue hoch. „Ein Mann mit deinem Intellekt und deiner Erfahrung wird doch sicherlich von selbst darauf kommen?“
„Hör mit diesen Spielchen auf, Tessa! Worauf hast du es abgesehen?“
„Was, ich? Worauf ich es abgesehen habe?“ Es bereitete ihr echtes Vergnügen, ihn hinzuhalten. Eigentlich sollte sie ihn nicht derart provozieren. Aber sie war auch nur ein Mensch. Sie hatte genug davon, ständig ihre eigenen Gefühle und Schwierigkeiten zurückzustellen. „Wie redest du überhaupt mit deiner Ehefrau?“
Gereizt schnitt er eine Grimasse. Für einen
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