Ringwelt 04: Brennans Legende
Motoren und Kühler überprüft hatte. Er war ein gewöhnlicher Mann. Er hielt sich in Form, weil das alle taten: Fett und schlaffe Muskeln wurden als persönliche Verwahrlosung betrachtet. Er hatte sich den Bart abrasiert, einen schönen, stattlichen Bart, nachdem Lawrence St. John McGee mit seinem Vermögen durchgebrannt war. Ein Mann, der für sein Geld arbeiten mußte, hatte nicht die Zeit, einen stattlichen Bart zu pflegen. Zweitausend im Jahr, und das lebenslang. Er konnte das Geld einfach nicht ablehnen.
Und jetzt saß er in einer Zwickmühle. Eingefangen von seinen eigenen Charakterfehlern. Verdammter Vandervecken! Und er hatte allem Anschein nach kooperiert, hatte sich selbst verkauft. Das auf der Nachrichtendisk war seine eigene Stimme gewesen.
Augenblick. Vielleicht bekam er gar kein Geld … vielleicht war alles nur ein billiges Versprechen, um »Vandervecken« ein paar zusätzliche Stunden zu verschaffen und Truesdale ein paar hundert Meilen nach Süden zu schicken.
Truesdale rief zu Hause an. Die Anrufe von vier Monaten warteten im Speicher seines Telefons. Er suchte nach Nachrichten von Barrett, Hubbard und Wu und wartete, während das System den Speicher durchsuchte.
Die Nachricht war da. Er hörte sie ab. Sie enthielt ungefähr das, was er zu hören erwartet hatte.
Er rief im Büro für Bessere Geschäfte an.
Ja, sie hatten eine Akte über Barrett, Hubbard und Wu. Es war eine seriöse Firma, ihren Aufzeichnungen zufolge, und spezialisiert auf Unternehmensrecht. Die Information gab ihm die Nummer.
Barrett war eine modisch gekleidete Frau im mittleren Alter. Ihr Benehmen war kompetent und brüsk. Sie zögerte zuerst, ihm überhaupt etwas zu erzählen, sogar dann noch, als er sich ausgewiesen hatte.
»Ich möchte nur eines wissen«, sagte er, »und zwar, ob Ihre Firma sicher ist, daß er seine Rechnungen bezahlt hat. Dieser Vandervecken hat mir fünfhundert im Vierteljahr zugesagt. Wenn er Ihre Rechnungen nicht bezahlt, dann wird er mir auch nichts zahlen, was meinen Sie? Unbeachtet der Tatsache, ob ich mich an die Abmachungen gehalten habe oder nicht.«
»Das trifft nicht zu, Mister Truesdale«, antwortete sie ernst. »Mister Vandervecken hat für Sie eine Jahresrente gekauft. Falls Sie die Abmachungen verletzen, die Sie mit ihm eingegangen sind, geht die Empfangsberechtigung für den Rest Ihres Lebens auf, warten Sie … auf das ›Studienzentrum für Kriminelle Rehabilitation‹ über.«
»Oh. Und die Bedingungen lauten, daß ich nicht versuchen soll herauszufinden, wer Mister Vandervecken ist?«
»Grob gesagt: ja. Es ist alles recht genau in einer Nachricht niedergelegt, die …«
»Ich habe sie bereits erhalten.«
Er legte auf. Und dachte nach. Zweitausend im Jahr, auf Lebenszeit. Und es war real. Kaum genug zum Leben, aber ein hübsches Zubrot zu seinem Gehalt. Er dachte bereits an ein halbes Dutzend Möglichkeiten, wie er die ersten Schecks verwenden konnte. Vielleicht sollte er sich in einem anderen Beruf umsehen …
Zweitausend im Jahr. Ein exorbitanter Preis für vier Monate Arbeit. Für die meisten Formen von Arbeit. Was hatte er in diesen vier Monaten getan!
Und woher hatte Vandervecken gewußt, daß es genug sein würde?
Wahrscheinlich habe ich selbst es ihm verraten, dachte Truesdale bitter. Selbstbetrug. Wenigstens hatte er nicht gelogen. Fünfhundert im Vierteljahr würden seinem Leben einen Hauch von Luxus verleihen … und er würde sich den Rest seines Lebens fragen, warum. Aber zur Polizei würde er nicht gehen.
Er konnte sich nicht erinnern, wann er je derart gemischte Gefühle empfunden hatte.
Nach einiger Zeit machte er sich daran, die restlichen Nachrichten in seinem Telefonspeicher abzuhören.
»Trotzdem haben Sie es getan«, sagte der ARM-Leutnant. »Sie sind hergekommen.« Er war ein muskulöser Mann mit breitem Kiefer und mit Augen, die nichts glaubten. Ein genauer Blick in diese Augen, und man bezweifelte selbst, was auch immer man ihm erzählt hatte.
Truesdale zuckte die Schultern.
»Warum haben Sie Ihre Meinung geändert?«
»Geld, wieder einmal. Ich hörte die Nachrichten in meinem Telefonspeicher ab. Ich hatte eine andere Mitteilung von einer zweiten Anwaltskanzlei. Sagt Ihnen der Name Mrs. Jacob Randall etwas?«
»Nein. Doch, warten Sie. Estelle Randall? Präsidentin des Struldbrugs-Clubs bis … hm.«
»Sie war meine Ururururgroßmutter.«
»Und sie starb im letzten Monat. Mein herzliches Beileid.«
»Danke sehr. Ich … ich … Verstehen
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