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Ringwelt 05: Crashlander

Ringwelt 05: Crashlander

Titel: Ringwelt 05: Crashlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Antrieb brummte beruhigend und stetig hinter mir. Ich befand mich effektiv in freiem Fall, als ich das Sicherheitsnetz löste und mich aus meiner Liege schob.
    Ein leichter Stoß – und geisterhafte Hände griffen nach meinen Beinen. Zehn Pfund Gewicht zerrten an meinen Fingern, mit denen ich mich an der Rücklehne festhielt. Der Druck sollte rasch nachlassen. Ich hatte den Autopiloten so programmiert, daß er den Schub im Verlauf der nächsten beiden Minuten von zwei g auf null zurücknahm. Ich mußte nichts weiter tun, als mich in das Massezentrum begeben, in den Wartungsschacht, bevor die Beschleunigung auf null fallen konnte.
    Irgendetwas griff durch eine General-Products-Zelle hindurch nach dem Inneren des Schiffs. Vielleicht eine psychokinetische Lebensform, die auf einer Sonne mit einem Durchmesser von zwölf Meilen gestrandet war? Doch welches Lebewesen war imstande, eine derartige Gravitation zu überstehen?
    Vielleicht hing irgendetwas im Orbit um BVS-1 fest. Es gibt Leben im Weltraum: Outsider und Sternsamen und vielleicht auch noch andere, die wir bisher nicht entdeckt haben. Soweit es mich betraf, war vielleicht BVS-1 selbst lebendig. Es spielte keine Rolle. Ich wußte jetzt, was die X-Kraft vorhatte. Sie versuchte, das Schiff in Stücke zu reißen. Dann ließ der Zug auf meine Finger nach, bis er ganz verschwunden war. Ich stieß mich ab und landete mit durchgebogenen Beinen auf der hinteren Wand. Ich kniete über der Tür und blickte ins Heck/nach unten. Als die Schwerkraft erneut verschwunden war, schob ich mich hindurch und fand mich im Ruheraum wieder, von wo aus ich nach oben/vorn in die Steuerkanzel sehen konnte.
    Die Gravitation veränderte sich schneller, als mir lieb war. Die X-Kraft wurde immer stärker, je weiter sich die Stunde Null näherte, während der kompensierende Schub meines Antriebs nachließ. Die X-Kraft versuchte, das Schiff auseinander zu reißen; vorn in der Nase betrug sie zwei g, hinten am Heck ebenfalls, jedoch mit umgekehrtem Vorzeichen, und im Zentrum der Masse tendierte sie gegen Null. Jedenfalls hoffte ich das. Das Zigarettenpäckchen und das Feuerzeug hatten sich so verhalten, als hätte die Schwerkraft mit jedem Zoll zugenommen, den sie sich dem Heck genähert hatten.
    Die rückwärtige Wand war fünfzehn Fuß weit entfernt. Ich mußte die Lücke im Sprung überqueren, während sich mitten in der Luft die Gravitation änderte. Mit Händen und Füßen kam ich auf und prallte zurück. Ich war zu spät abgesprungen. Der Bereich freien Falls bewegte sich durch das Schiff wie eine Welle, während der Schub des Antriebs schwand. Er war an mir vorübergezogen und hatte mich zurückgelassen. Jetzt war die Rückwand für mich »oben«, genau wie der Wartungsschacht.
    Unter einer Schwerkraft von etwas weniger als einem halben g sprang ich in den Eingang des Schachts. Einen langen Augenblick starrte ich in die drei Fuß weite Öffnung hinauf, während ich mitten in der Luft zum Stillstand kam und mir mit erschreckender Deutlichkeit bewußt wurde, daß es nirgendwo einen Griff oder etwas anderes gab, woran ich mich hätte festhalten können. Langsam sank ich wieder zurück, doch dann spreizte ich Arme und Hände und verkeilte mich so gegen die Schachtwand. Das war alles, was ich gebraucht hatte. Ich schob mich langsam nach oben und kroch in den Schacht hinein.
    Das Diktafon befand sich fünfzig Fuß tiefer, außerhalb jeder Reichweite. Wenn ich General Products noch etwas mitteilen wollte, dann mußte ich es wohl persönlich tun. Vielleicht würde ich die Chance dazu erhalten. Denn jetzt war mir klar, welche Kräfte das Schiff erfaßt hatten.
    Es waren die Gezeiten.
     
    Der Motor war aus, und ich befand mich im Mittelpunkt des Schiffs. Meine Stellung – ich hatte mich mit ausgebreiteten Armen und Beinen im Wartungsschacht festgekeilt – wurde allmählich äußerst unbequem. Noch vier Minuten bis zum Perihel.
    Unter mir in der Kabine ertönte ein lautes Knarren. Ich konnte nicht sehen, was es war, doch ich erblickte deutlich einen glühend roten Punkt mitten in einem Wirbel aus radialen Linien, wie eine Laterne am Boden eines Brunnens. Zu den Seiten, zwischen dem Fusionsrohr, den Tanks und anderen Ausrüstungsgegenständen, funkelten die blauen Sterne mich in einem Licht an, das fast an Violett grenzte. Ich hatte Angst, zu lange hineinzusehen, denn ich war fest davon überzeugt, daß es mich blenden konnte.
    Unten in der Kabine mußten Hunderte von g geherrscht haben. Ich konnte

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