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Ringwelt 05: Crashlander

Ringwelt 05: Crashlander

Titel: Ringwelt 05: Crashlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Dinge, von denen ich nicht wollte, daß er sie jetzt schon erfuhr. »Genau so könnte er es gemacht haben, in Ordnung. Ich würde dich nur gerne auf eine Sache aufmerksam machen.«
    »Und die wäre?«
    »Du sagst immer wieder ›Bellamy hat dies getan, Bellamy hat jenes getan‹. Wir wissen noch nicht, ob er es wirklich war, und ich wäre dir dankbar, wenn du das nicht vergessen würdest. Denk daran, er ist ein Freund einer meiner Freunde. Ich will nicht, daß du ihn wie einen Kriminellen behandelst, bevor du ganz sicher weißt, daß er auch einer ist.«
    »In Ordnung«, erwiderte Emil, doch es gefiel ihm nicht. Er war sich seiner Sache sicher: Bellamy war ein Kidnapper. Er würde uns beide um Kopf und Kragen reden, wenn er seinen Mund nicht unter Kontrolle hielt.
     
    Im allerletzten Augenblick erhielt ich meine Chance. Es war nicht mehr als eine Fehlinterpretation seitens Emil, doch man schlägt kein Geschenk aus, das einem die Götter gesandt haben.
    Wir waren über sechs- oder siebenhundert Kilometer Steppe hinweggeflogen: blaugrünes Gras, auf dem in weiten Abständen Vieh graste. Die Herden hinterließen eine deutlich sichtbare Spur, denn das Gras (oder was auch immer; wir hatten es bisher nicht aus der Nähe gesehen) veränderte seine Farbe dort, wo es abgefressen worden war. Jetzt näherten wir uns einem Wald, doch er sah nicht aus wie die düsteren, üppig grünen Wälder auf der Erde. Der Wald vor uns war eine Orgie verschiedenster Farben: Flecken von Purpur, Grün, Magenta, Gelb. Die gelben Flecken waren mit tiefem Purpur getüpfelt.
    Vor dem Wald, am Rand der Steppe, lag das Lager der Jagdgesellschaft. Es sprang ins Auge wie ein Nudist bei einem Treffen der Schneiderinnung: eindeutig fremdartig in der grün-blauen Steppe. Ein kuppelförmiges Plastikzelt von der Größe eines Herrenhauses überragte das Lager. Durch die transparente Oberfläche hindurch waren Seitenwände erkennbar, die das Innere in mehrere Räume unterteilten. Eine winzige Gestalt saß vor dem Eingang und wandte den Kopf in Richtung des Überschallknalls in unserem Schlepp. Die Jacht stand ein Stück abseits.
    Sie war das schrill dekorierte Raumboot eines Playboys, mit einem leuchtend orangefarbenen Grundanstrich und knallbunten Verzierungen, die teilweise aussahen, als hätten sie eine Bedeutung. Damals, vor einem Jahr oder so, war Bellamy mir nicht als die Sorte Mensch erschienen, die ein solches Schiff besaß. Und doch – dort stand es, auf drei breiten Landestützen mit paddelförmigen Füßen, und zeigte mit der spitzen Nase auf uns.
    Es sah einfach lächerlich aus. Der Rumpf war zu dick, die Beine standen zu weit auseinander, und die großen professionellen Korrekturtriebwerke im Bug sahen aus wie die Nasenlöcher eines Possenreißers. Die Bemalung hätte vielleicht auf eine schlanke Raketenform mit schmalem, zurückgebogenem Leitwerk gepaßt, doch die gedrungene, flügellose Drunkyard’s Walk sah damit aus wie ein Clown auf einem Jahrmarkt.
    Das Lager blieb unter uns zurück, während wir immer noch mit Mach zwei unterwegs waren. Emil legte den Wagen in eine weite Kurve, während er bremste und sank. Als wir uns dem Lager zum zweiten Mal näherten, sagte er: »Bellamy hat keine Mühen gescheut, um sich vor uns zu verstecken. Oh.«
    »Was denn?«
    »Die Jacht. Sie ist nicht groß genug. Das Schiff müßte nach der Beschreibung Captain Tellefsens zweimal so groß sein.«
    Ein Geschenk der Götter, wie gesagt. »Das ist mir noch gar nicht aufgefallen«, antwortete ich unschuldig. »Aber du hast recht. Damit kommt Bellamy nicht mehr als Kidnapper in Frage.«
    »Sicher. Rede nur weiter. Sag mir, daß ich ein Idiot bin.«
    »Das ist nicht nötig. Warum sollte ich Schadenfreude wegen eines dummen Fehlers empfinden? Außerdem hätte ich den Trip nach hier draußen sowieso unternehmen müssen, früher oder später.«
    Emil seufzte. »Ich nehme an, damit willst du sagen, daß du Bellamy einen Besuch abstatten möchtest, bevor wir zurückfliegen.«
    »In Finagles Namen, Emil! Wir sind hier, oder vielleicht nicht? Ach so, noch etwas! Erwähne Bellamy gegenüber bitte nicht, warum wir hergekommen sind. Er könnte es als Beleidigung auffassen.«
    »Und zu dem Schluß kommen, daß ich ein Schwachkopf bin. Womit er sicherlich recht hätte. Mach dir keine Gedanken, ich sage nichts.«
    Das »Gras«, das die Steppe überzog, stellte sich als eine kniehohe Art von Farnen heraus, trocken und brüchig genug, um unter unseren Füßen zu zerbröseln.

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