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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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sagt, er habe etwas gesehen, aber er kann nicht einmal bestimmen, um was für eine Art von Druckanzug es sich handelte. Hinter dem schrägen Felsen, eine menschliche Gestalt. Also lassen Sie uns zu diesem Felsen gehen. Wir nehmen uns Zeit und sehen uns gründlich um.«
    Wir gingen durch Mulden aus grellem Licht und tiefschwarzen Schatten, die nahtlos ineinander übergingen. Die Farbtöne der Umgebung blieben monoton: Braun, Grau und grelles Weiß dazwischen. Alan sagte: »Ich wünschte, wir wüßten, wonach wir suchen müssen. Wirklich schade, daß Naomi nicht irgendetwas verloren hat.«
    Ich zuckte die Schultern. »Wir suchen nicht nach etwas, das Naomi verloren hat. Das hier ist die Stelle, an der sich der Mörder befunden haben muß. Wir suchen die höher gelegenen Stellen ab. Dort hat er auf der Lauer gelegen, weil er nur dort einen ungehinderten Blick auf das Fenster von Chris Penzler hatte. Wir suchen nach Wagenspuren oder den Brandspuren eines Raketenmotors, irgendetwas, das ihn von hier wegbringen konnte, bevor die Polizei anfing, nach ihm zu suchen. Er hatte vielleicht zehn Minuten, kaum mehr. Und halten Sie nach Teilen eines Lasers Ausschau. Einen intakten Laser hätte ich sicher gefunden, aber vielleicht hat er ihn auseinander genommen.«
    »Sie meinen, mit Ihrem imaginären Arm?«
    Ein Skeptiker. Er würde schon noch Gelegenheit erhalten, über meine Gabe die Nase zu rümpfen. Dann nämlich, wenn ich vor Gericht gegen Naomi aussagte.
    Der Gedanke, daß Naomi in die Organbänke wandern sollte, machte mir gehörig zu schaffen. Doch wenn Liebe und Haß in ihrer Summe Gleichgültigkeit ergeben … dann war es wohl so, daß ich nichts mehr für Naomi empfand. Und trotzdem. Es war immer noch, als würde man mit einer Schere auf ein Gemälde von George Barr losgehen. Vandalismus.
    »Dieser flache Felsen«, sagte Alan, »auf dem sie gelegen hat, um die Sterne zu beobachten … er wäre der ideale Platz gewesen.«
    »Jepp. Ein perfekter Ausblick auf Chris Penzlers Fenster. Ich kann einfach nicht glauben, daß sie uns hergeführt hätte. Alan, würde ein Lunie auf dem Mond des Nachts eine Besichtigungstour unternehmen?«
    Er lachte. »Ein Lunie kann immer warten, bis es wieder Tag ist. Was sind schon zwei Wochen? Aber ein Tourist kehrt wieder nach Hause zurück.« Der grimmige Blick stand wieder in seinem Gesicht. »Die meisten Touristen kommen her, wenn es Tag ist. Es sieht ziemlich merkwürdig aus. Verdammt!«
    Licht und Schatten. Eine endlose Mondlandschaft und nicht der geringste Hinweis. Jedes Mal, wenn wir ins Sonnenlicht traten, mußte ich blinzeln, so hell war es. Mein Helmvisier benötigte lediglich Sekundenbruchteile, um sich zu verdunkeln, doch selbst das war noch zu lang. Wir suchten den leichtesten Weg, hielten jedoch immer wieder an und kletterten auf offensichtliche Aussichtspunkte.
    Das Schweigen zerrte allmählich an meinen Nerven. »Der Name Ihres Vaters«, sagte ich. »Wurde er nach der Stadt benannt?«
    »Oh … nicht ganz. Jacob Hovestraydt, der Mann, der diese Stadt gegründet hat, war mein Urgroßvater. Er besaß zwei Töchter, von denen eine kinderlos blieb. Die andere bekam meinen Vater und meine drei Tanten. Wir stammen in gerader Blutlinie von ihm ab. Vater wurde praktisch als Bürgermeister geboren. Wir haben oft darüber gesprochen, wie er aufgewachsen ist … Heh, bleiben Sie da weg! Sie wissen nicht, wie tief es ist!«
    Ich hatte Anstalten gemacht, durch einen Staubtümpel zu waten. Ich scharrte mit den Füßen, immer auf der Suche nach Bruchstücken eines Lasers. Doch Alan hatte natürlich recht.
    »Ich würde gerne noch einmal in den Projektionsraum zurückkehren«, sagte ich. »Könnten Sie das vielleicht einrichten?«
    »Ich denke schon.«
    »Haben Sie den Raum jemals Naomi gezeigt?«
    Er blieb stehen. »Warum? Wie kommen Sie auf diesen Gedanken?«
    »Ich habe nur laut gedacht, weiter nichts.«
    Eine Weile marschierten wir schweigend nebeneinander her. Dann sagte Alan: »jedes Mal, wenn irgendein wichtiger Außenweltler aufgetaucht ist, mußte er unbedingt das Kind kennen lernen. Mich. Einmal habe ich Vater gesagt, daß ich das nicht wollte. Er hat nur geantwortet, daß er als Kind bei seinem Vater das gleiche habe tun müssen, als Großvater Bürgermeister war. Und seine Mutter wählte immer aus, was er zu lernen hatte. Politische Wissenschaften, Lufterneuerungstechnik, Ökologie, Ökonomie. Seine erste Stelle war im Garten. Dann wurde er in die Wartung versetzt und mußte sich

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