Ringwelt 06: Flatlander
Unschuld zu beweisen, und darüber ich bin sehr froh.«
»Wups. Alan, weiß sie darüber Bescheid? Vielleicht hat sie mehr Angst, als eigentlich nötig ist.«
»Ach du meine Güte!« Er war entsetzt.
»Also haben Sie niemals mit ihr darüber gesprochen. Holen Sie es nach, so schnell wie möglich. Darf sie Besuch empfangen?«
»Sie steht in ihrem eigenen Zimmer unter Arrest. Das Telefon ist abgeschaltet, und das Türschloß reagiert nicht mehr auf ihre Stimme. Ich bin sicher, daß ein Polizeibeamter Zutritt zu ihr erhalten würde. Ich habe nicht nachgedacht, das ist alles. Die Verhandlung ist für Übermorgen angesetzt, und sie glaubt, das ist das Ende. Ich werde mit ihr reden, Gil. Gil, was machen Sie da?«
Wir hatten Hovestraydt City erreicht, und ich drückte mein Helmvisier gegen Chris Penzlers Fenster. »Ich betrachte den Ort des Verbrechens von der anderen Seite, mein Junge«, erwiderte ich.
Zufrieden stellte ich fest, daß ich mich im Blickfeld von drei Kameras befand. Unser verhinderter Mörder hatte möglicherweise noch vor, eine kleine Bombe am Fenster anzubringen.
Ich spähte nach drinnen. Chris lag rücklings auf seinem Bett. Er war vom Bauchnabel bis zum Kinn und von Schulter zu Schulter mit Plastikschaum bedeckt. Der mobile Doc thronte über ihm wie eine Krankenschwester aus poliertem Stahl.
»Alan, kommen Sie doch bitte für einen Augenblick her. Sehen Sie vielleicht eine Art Miniaturhologramm dort drinnen? An einer Wand oder auf dem Tisch?«
»Nein.«
»Genauso wenig wie ich. Verdammt.«
»Warum denn?«
»Vielleicht hat man es weggeschafft. Ich kann immer noch nicht glauben, daß unser Möchtegern-Killer das Gesicht in die Sonne gestreckt und sich selbst geblendet hat, bevor er schoß. Ich dachte, daß Penzler vielleicht ein Holo von seiner Mutter oder so an der Wand aufgehängt hatte und dessen Reflexion im Fenster entdeckte, bevor man auf ihn schoß. Aber da ist nichts.«
»Nein.«
Die Tür öffnete sich, und Harry McCavity trat ein. Der Arzt betastete seinen bewußtlosen Patienten ein wenig, dann ging er zum Bildschirm des Autodocs, gab einen Befehl über die Tastatur ein, las das Ergebnis ab, tippte erneut … dann fuhr er sich mit einer fahrigen Geste durch die Haare … drehte sich um – und sprang einen Yard hoch in die Luft, als er die beiden fremden Gestalten in den Raumanzügen sah, die ihn von draußen beobachten.
Ich deutete mit dem Arm nach links. Wir kommen durch die Luftschleuse rein. Er starrte uns genauer an und nickte schließlich. Zum Uranus!
Ein paar Minuten später klopften wir an die Tür, und er ließ uns ein. »Wir sehen uns nur ein wenig um«, sagte Alan lahm.
»Nach was suchen Sie?« fragte McCavity.
»Nach einem Hologrammporträt«, antwortete ich. »Es war meine Idee. Haben Sie vielleicht irgendetwas gesehen, das ein Hologramm sein könnte?«
»Nein.«
»Denken Sie nach. Es ist wichtig.«
»Nein!«
»Kann er bereits Fragen beantworten?« Ich deutete auf Chris Penzler.
»Nein. Lassen Sie ihn in Ruhe. Er erholt sich rasch. Morgen kann er bereits wieder aufstehen … er wird noch schwach sein, aber er kann sich bewegen. Fragen Sie ihn meinetwegen morgen. Gil, haben Sie heute Abend Zeit zum Essen?«
»Ja. Um welche Zeit wäre es Ihnen recht?«
»Sagen wir in einer halben Stunde? Wir könnten noch bei Mrs. Grünes anrufen. Falls sie nicht im Dienst ist, kann sie uns Gesellschaft leisten.«
5.
DER KONFERENZTISCH
Wir hatten einen Tisch in einer abgelegenen Ecke des Speisesaals ausgesucht. Lunies neigten dazu, sich beim Essen rings um den Garten zusammenzudrängen. Wir konnten den Garten kaum sehen, und niemand war in unserer Nähe, der unsere Gespräche hätte belauschen können. »Nicht nur, daß wir nicht verheiratet sind«, sagte McCavity und stieß mit stumpfen Eßstäbchen in die Luft. »Wir haben nicht einmal die gleichen Arbeitszeiten. Wir sind gerne zusammen … oder nicht?« Taffy nickte glücklich.
»Ich muß das immer wieder hören, meine Liebste. Gil, wir sind gerne zusammen, aber wenn wir uns sehen, dann in der Regel über einem Patienten auf dem OP. Ich freue mich für Taffy, daß Sie hier sind. Ist diese Art von Beziehung auf der Erde nicht die Regel?«
»Nun ja«, sagte ich. »Vielleicht ist es dort normal, wo ich gelebt habe … in Kalifornien, Kansas, Australien … In den meisten Gegenden der Erde trennen wir Sex und Fortpflanzung. Außerdem gibt es da noch unsere Fortpflanzungsgesetze. Die Regierung schreibt den Menschen
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