Ringwelt 06: Flatlander
schließlich. »Sind Sie ganz sicher, daß Sie in dieser Gegend waren?«
»Ich war genau dort auf diesem Felsen!«
Marion blickte befriedigt drein, Jefferson grimmig, und Alan Watson wirkte gehetzt. Ich kletterte hinter ihnen her, und ich wußte, was mich erwartete.
Die Oberseite war weitläufig und beinahe eben. Ein guter Platz, um sich lang auszustrecken und die Sterne zu beobachten. Ich blickte in Richtung Stadt, und Chris Penzlers »schräger Felsen« befand sich fast genau in meiner Sichtlinie, vorausgesetzt, daß es der richtige Felsen war. Ich konnte aus einer Entfernung von knapp vierhundert Yards genau in Penzlers Fenster sehen. Das grelle Sonnenlicht ließ mich blinzeln, doch in der Nacht würde dieses Fenster ein wunderbares Ziel abgeben.
Nachdenklich betrachtete ich die Szenerie. Dann sagte ich: »Hamilton hier. Ich würde mir gerne ein paar andere Dinge ansehen, falls niemand Einwände hat. Als erstes würde ich gerne einen Nachrichtenlaser abschießen.«
Ich benutzte den von Jefferson. Er zeigte mir, wie man das Transceiverkabel mit dem Helmmikro verbinden mußte und wie man mit dem Laser zielte. Zuvor jedoch überzeugte er sich, daß der Dimmerschalter auf größter Dämpfung stand. Wenn man die Leistung aufdrehte, ließ die eingebaute Sicherung dem Schützen fünf Minuten Zeit, bevor sie die Intensität automatisch wieder herabregelte – ansonsten bestand die Gefahr, daß man den Empfänger irrtümlich verdampfte. Man benutzte den Nachrichtenlaser nie mit größter Intensität, wie mir Jefferson erklärte, es sei denn, man versuchte, ein Raumschiff im Orbit anzufunken.
Er zeigte mir, wie ich den Watchbird-Satelliten finden und anrufen konnte. Ich erhielt eine Verbindung zu einem Computer, der mich mit den neuesten Nachrichten versorgte. Das Raumschiff Chili Bird war sicher vom Handelsposten in Richtung des Gefängnisasteroiden gestartet. Die Sonnenfleckenaktivität nahm kontinuierlich zu, doch bis jetzt hatten sich noch keine gefährlichen Sonnenausbrüche gebildet.
Ich wandte mich zu Jefferson um. »Diese Dinger lassen sich doch auch als Waffen einsetzen, wenn ich mich nicht irre?«
»Im Notfall, ja.«
»Und wie?«
Er zeigte mir, wie ich den Dimmer auf größte Intensität stellen konnte. Ich feuerte auf einen dunklen Felsbrocken, und für eine halbe Sekunde schoß eine Flammenlanze aus dem Lauf. Das Loch im Felsbrocken war drei Zoll tief und maß einen Viertelzoll im Durchmesser.
»Eine halbe Sekunde ist nicht gerade viel für eine Nachricht«, stellte ich fest.
Dann zeigte er mir, wie man die Sicherung außer Kraft setzen konnte. »Selbstverständlich brennt dabei der Sender durch. Es verbleibt gerade genügend Zeit, einen Hilferuf abzusetzen, doch das kann einem im Ernstfall das Leben retten.«
Ich gab ihm den Laser zurück. »Ich würde von hier aus gerne auf direktem Weg nach Hove City zurückgehen, und zwar mit einer Eskorte«, sagte ich. »Officer Watson, hätten Sie nicht Lust auf einen Spaziergang?«
»Meinetwegen«, sagte er. »Wir sehen uns später, Naomi. Mach dir keine Gedanken.«
Sie nickte steif. Ihr Gesicht zeigte den gleichen versteinerten Ausdruck wie die ganze Zeit zuvor.
Wir waren noch nicht weit gekommen, als Watson sagte: »Agent Hamilton, wir sollten unsere Helmmikrofone vielleicht so justieren, daß wir die anderen nicht stören.«
»Gute Idee. Ich weiß, wie es geht. Übrigens, nennen Sie mich Gil.«
»Ich heiße Alan.«
Wir stellten unsere Sender auf kurze Reichweite. »Irgendwann wurde mir bewußt«, sagte ich, »daß ich etwas Wichtiges übersehen hatte. Sie und ich, wir beide suchen nicht nach dem gleichen Mörder wie die anderen. Wir sind beide davon überzeugt, daß Naomi unschuldig ist, habe ich recht?«
»Sie würde niemals einen Menschen aus dem Hinterhalt umbringen.«
»Also suchen wir nach jemand anderem. Wenn wir weiter den Weg verfolgen, den Naomi genommen hat, finden wir ihn niemals. Sie hat nicht gesehen, wer den Schuß auf Penzler abgegeben hat.«
Er ging darauf ein – und entspannte sich ein wenig. »Sie kann uns noch nicht einmal verraten, wo er nicht gewesen ist. Diese Stelle, von wo aus sie die Sterne beobachtet hat … vielleicht ist er dort gewesen, nachdem sie wieder weg war. Penzler hat den Attentäter gesehen, oder nicht? Jedenfalls sagt Jefferson das.«
Ich hatte Naomi vor zehn Jahren gekannt, doch Alan Watson kannte sie heute. Er glaubte ihr. Konnte es sein, daß ich mich irrte?
Ich formulierte meine Frage. »Penzler
Weitere Kostenlose Bücher