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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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mit der Lufterneuerung befassen.«
    »Und Sie? Werden Sie ebenfalls für das Amt des Bürgermeisters erzogen?«
    »Vielleicht. Vater war auch bei der Polizei. Eine Weile jedenfalls. Ich bin nicht sicher, ob ich Hovestraydt City jemals regieren möchte … ich weiß nur, daß Vater mich nicht zwingen würde. Ich bin nicht einmal sicher, ob ich es könnte. Ich will es im Augenblick auch gar nicht wissen. Ich will reisen. Sehen Sie, Gil, wir sind fast bei dem schrägen Felsen angekommen. Wir sind viel zu nah.«
    »Ich bin da gar nicht so sicher. Hauptsächlich, weil ich dem Entfernungssinn der Belter hier auf dem Mond nicht vertraue.«
    »Hmmm … ja. Wenn man es genau betrachtet, dann hätte Penzler den Mörder um so besser sehen können, je näher dieser bei Penzlers Fenster war. Und Naomi kann es nicht gewesen sein. Sie war zu weit westlich. Der Attentäter könnte direkt hinter dem Felsen gelauert haben.«
    »Ja. Genau deswegen werden wir nachsehen.«
    »Er muß sich im Sonnenlicht befunden haben, oder nicht? Sonst hätte Penzler ihn bestimmt nicht gesehen.« Alan ging in die Hocke und sprang hoch. Graziös wie eine Gazelle schoß er empor. Der Scheitelpunkt seiner Flugbahn befand sich genau dort, wo sich die rundliche Oberseite des schrägen Felsens befand. Er klammerte sich mit allen Vieren daran fest und begann seine eigene Spurensuche. Aus meiner Warte sah er aus wie ein lauernder Jäger auf einem wackligen Hochsitz.
    Von Penzlers Zimmer aus hatte der schiefe Felsen ausgesehen wie ein lang gestrecktes Ei, doch die Seite, die im Schatten lag, war nahezu eben. Ich suchte sie mit dem Strahl meines Helmscheinwerfers ab. Die Oberfläche war rau und weiß.
    Ich fuhr mit den Fingern darüber. Krümeliges weißes Material blieb am Handschuh haften. Es löste sich auf und verschwand, während ich hinsah. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
    »Keine Laserteile, keine Fußabdrücke, keine Pufferspuren, nichts«, sagte Alan von oben. »Und viel zu viel Staub ringsum. Falls er auch nur ein bißchen Verstand besessen hat, ist er nirgendwo herumgelaufen, wo sich Staub befand. Gil, wir müssen wieder zurück.«
    »Nein. Ich denke nicht, daß Chris seinen Mörder gesehen hat.«
    »Was?«
    »Warum sollte sich der Mörder im hellen Licht aufgehalten haben? Er wäre halb blind gewesen in der Helligkeit. Es war gerade Dämmerung. Der größte Teil der Region lag noch im Schatten. Er hätte nach Sonnenlicht suchen müssen, um sich so hinzustellen, daß Penzler ihn sehen konnte. Das ist nicht nur unwahrscheinlich, das ist verrückt!«
    »Aber was hat Penzler dann gesehen?«
    »Das weiß ich auch noch nicht. Ich möchte noch einmal einen Blick in Chris’ Zimmer werfen.«
    »Gil, welche Ziele verfolgen Sie eigentlich in dieser Geschichte?«
    »Ästhetik. Sie ist viel zu schön, um in der Organbank zu landen.« Eine leichtfertige Antwort. Ich versuchte es noch einmal. »Ich habe sie einmal geliebt, und ich habe sie einmal gehaßt. Heute ist sie nur noch eine alte Freundin, die in Schwierigkeiten steckt. Und Sie?«
    »Ich liebe sie.«
     
    Wir suchten inzwischen nicht mehr nach Spuren. Der schräge Felsen lag hinter uns, und Penzler konnte hier unmöglich etwas gesehen haben. Alan Watson kannte sich auf diesem Teil der Oberfläche aus wie ein Indianer in seinen Jagdgründen oder der Straßenräuber in seinem Revier. Seinen Blicken wäre nichts Sehenswertes entgangen. Für mich war alles nur Mondlandschaft.
    Ich brachte ihn dazu, über die Konferenz zu reden.
    »Sechs von zehn Teilnehmern sind Außenweltler!« schimpfte er. »Wir haben nicht einmal die einfache Mehrheit! Ich kann sehr gut verstehen, warum das einigen Bürgern mißfällt. Aber sie haben unrecht. Der Mond ist eine Art Zwischenstation zwischen den Menschen auf festem Boden und denen, die zwischen den Sternen leben … zwischen der Erde und dem Belt. Uns erwachsen nicht wenige Vorteile daraus, aber wir müssen Sie auch beide zufrieden stellen. Das Organbank-Problem macht die Sache nicht leichter.«
    Sein belehrendes Gehabe ließ ihn irgendwie älter erscheinen, als er war. Falls er in die Politik ging, stand ihm eine glänzende Zukunft bevor.
    »Dürfte ich erfahren, ob Ihr Vater diese Ansichten teilt?«
    »Wir haben darüber gesprochen. Glauben Sie nicht, daß ich ihn nur zitiere.« Er lächelte. »Nach der letzten Konferenz wurden die Kältetanks eingeführt. Selbst wenn man Naomi verurteilt, geht sie zuerst für sechs Monate in den Tank. Sechs Monate Zeit, um ihre

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