Ringwelt 06: Flatlander
einer Schnalle, die Art von Verschluß, die sich automatisch festzieht. »Wir benutzen sie auf den Puffern, um unsere Ausrüstung auf dem Gepäckträger zu sichern. Sagt dir das etwas?«
»Nichts«, erwiderte ich.
»Vielleicht hat der Mörder den Leichnam im Staub versenkt«, mutmaßte Laura, »und dann das Gepäckband entdeckt. Er hat es einfach mit der Hand in den Staub gedrückt.«
Das würde bedeuten, daß der Täter in Eile war, dachte ich. Es bedeutete außerdem, daß dieses Band irgendeine Art von Beweisstück war – sonst hätte er es behalten. Aber wozu?
Jefferson rief Laura, und sie winkte mir und ging davon.
Ich erkannte Alan Watson an seiner Größe. Während die Beamten ihre Ausrüstung bereit machten, stellten Alan und ich unsere Anzugsender auf kurze Reichweite.
»Ich habe Neuigkeiten«, sagte ich. »Vielleicht gute, vielleicht aber auch nicht.«
»Wegen Naomi?«
»Genau. Sie war nicht hier, als irgendjemand Penzler in seiner Badewanne niedergeschossen hat. Sie war nicht einmal in der Nähe. Sie war weit draußen, beim Handelsposten des Belt.«
»Dann ist sie unschuldig! Aber warum hat sie das denn nicht vor Gericht gesagt?«
»Vermutlich weil sie dachte, daß sie zu diesem Zeitpunkt ein anderes Verbrechen beging, auf das die Todesstrafe steht.«
Alan verzog das Gesicht. »Das ist allerdings keine große Hilfe.«
Der Bagger kroch in den Staubtümpel und sank ein. Der Staub war tief. Das hatte ich gespürt.
»Vielleicht doch«, widersprach ich. »Wir müssen lediglich beweisen, daß jemand anders auf Penzler geschossen hat, ohne zu verraten, was Naomi tatsächlich während dieser Zeit getan hat. Dann wird sie aus dem Kältetank befreit.«
»Bei Gott, das könnten wir! Wenn das dort unten Penzlers Leichnam ist, dann hat der wirkliche Attentäter ihn doch noch erwischt.«
»Vielleicht auch nicht. Seine Methoden sind allem Anschein nach rauer geworden. Wir müßten immer noch beweisen, wie er von hier draußen mit einem Laser auf Penzler feuern und dann zurück in die Stadt oder wohin auch immer verschwinden konnte, ohne irgendeine Spur zu hinterlassen. Und warum ich ihn im Projektionsraum nicht entdecken konnte. Außerdem – vielleicht ist das ja gar nicht Penzlers Leiche dort unten. Ich weiß nur, daß da irgendeine Leiche liegt.«
»Hmmm.«
»Ich würde viel lieber zeigen, daß das, was Naomi zur fraglichen Zeit getan hat, kein Verbrechen war, auf das die Todesstrafe steht. Sie hätte von Anfang an mit ihrem Anwalt darüber sprechen sollen. Ich glaube, daß Sie …«
Der Bagger tauchte aus dem Staub auf, und ich unterbrach die Unterhaltung und sprang hinüber.
Der Leichnam steckte in einem hellblauen Hautanzug. Die rechte Hand war vier Zoll oberhalb der Handwurzel sauber abgetrennt. Das Gesicht war verschrumpelt, doch ich hätte den Leichnam auch ohne die Bemalung auf dem Hautanzug erkannt, den Bonnie-Dalzell-Greif, der die Erde in seinen Klauen hielt.
Ich schaltete meinen Helmsender ein und verkündete: »Er ist es. Chris Penzler.«
Jefferson untersuchte den abgetrennten Unterarm. »Sauberer Schnitt. Nachrichtenlaser auf hoher Intensität würde ich sagen. Falls sich am Tatort ein Fels hinter ihm befunden hat, müßten wir Brandspuren finden.« Er stellte einige seiner Beamten zur Suche ab.
Wir hielten uns nicht mit der Suche nach Fußspuren auf. Die Suchtrupps hatten zu viele eigene hinterlassen. Aber sie hatten keine Pufferspuren verursacht. Wir fanden eine Pufferspur und folgten ihrem Weg vom Staubtümpel zurück, bis sie auf nacktem Fels verschwanden.
Irgendjemand hinter uns meldete, daß er die Hand gefunden hatte. Jefferson ging zurück, ich nicht. Diese Spuren führten vielleicht vom schiefen Felsen hierher.
Sechs Nächte zuvor hatte Chris Penzler von seinem Fenster aus jemanden bei diesem Felsen gesehen. Nur für einen kurzen Augenblick … und hinterher hatte er nicht einmal mehr gewußt, auf welcher Seite dieses merkwürdigen Felsens er die Person gesehen hatte. Vielleicht war er nach draußen gegangen, um selbst nachzusehen.
Die flache Seite des Felsens lag in tiefstem Schatten. Ich verließ das grelle Sonnenlicht, trat ganz nah an den Felsen heran, und wartete darauf, daß meine verdunkelte Helmscheibe sich wieder klärte und meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. Dann leuchtete ich mit meinem Helmscheinwerfer über den Fels.
Mein lauter Ruf veranlaßte die anderen zum Rennen. Sie drängten sich um mich, um auf die letzte Nachricht des sterbenden Chris
Weitere Kostenlose Bücher