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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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mir. »Es ist nur kompliziert. Ich könnte auf verschiedene Weise argumentieren. Entweder, daß Mrs. Mitchison nur der lunaren Rechtsprechung unterliegt – oder nur der der Vereinten Nationen. Was auch immer sie bevorzugen mag.«
    »Und?«
    »Die Vereinten Nationen würden sie zwangssterilisieren, glaube ich. Sie ist beides zugleich: Vater und Mutter. Man könnte argumentieren, daß sie zwei Geburtsrechte aufgebraucht hat. Die Sterilisation würde sie nicht daran hindern, einen zweiten Klon zu zeugen, also wird sie vielleicht noch nicht einmal etwas dagegen einzuwenden haben. Aus diesem Grunde könnte das Gesetz aber auch verlangen, daß man Naomi exekutiert. Allerdings glaube ich, daß ich das verhindern könnte.«
    »Wie sicher sind Sie?«
    »Nicht sehr sicher. Die Gesetze der Vereinten Nationen sind nicht mein Fachgebiet. Ich arbeite lieber mit der lunaren Rechtsprechung. Was das Kind angeht, es kann nicht ausgeliefert werden. Aber es sollte lieber niemals einen Fuß auf die Erde setzen.«
    »Wie sieht die Situation nach lunarem Recht aus?«
    »Im lunaren Recht gibt es nichts, das mit Ihren Fortpflanzungseinschränkungen vergleichbar wäre. Frauen, die ohne vorherige Heirat Kinder gebären, sind auf sich allein gestellt, es sei denn, der Vater klagt auf seine Rechte … aber das kommt ja wohl nicht in Frage. Allerdings haben de Campo und Mitchison gegen medizinische Bestimmungen des Mondes verstoßen. Ich denke, wir würden sie hier vor Gericht stellen wollen und dann bei den Vereinten Nationen auf doppelte Bestrafung plädieren.«
    »Und damit wäre sie in Sicherheit?«
    »Bis zu einem gewissen Punkt jedenfalls.« Boone hüstelte geziert. »Das Verhalten dieser Dame gegenüber Männern könnte ihrem Ansehen bei der Jury schaden. Außerdem gibt es da immer noch die Anklage wegen versuchten Mordes.«
    »Genau. Darüber wollte ich mit Ihnen reden«, sagte ich. »Ich habe sonst niemanden mehr, mit dem ich das könnte. Haben Sie vielleicht ein wenig Zeit?«
    »Ein wenig. Aber Sie wollen mir jetzt nicht erzählen, daß Sie heute Nachmittag im Alleingang beide Verbrechen aufzuklären gedenken?«
    »Warum nicht?«
    Boone grinste. »Ja, warum eigentlich nicht? Wenn ich Mrs. Mitchison erfolgreich verteidigen soll, brauche ich zumindest einen anderen Mordverdächtigen. Das größte Hindernis war Ihre Aussage vor Gericht.«
    »Daran kann ich nichts ändern. Außer Naomi war niemand draußen auf dem Mond, und ich fand keinen Laser.«
    »Und?«
    »Ich denke immer wieder, daß vielleicht Spiegel eine Rolle gespielt haben. Boone, ich wünschte wirklich, ich könnte dort draußen einen Spiegel entdecken. Das wäre ein handfester Hinweis darauf, daß sich sowohl Mörder als auch Tatwaffe ganz woanders befunden haben.«
    Boone hatte die ganze Zeit über gegessen und zwischen den einzelnen Bissen geredet. Für einen so schmalen Burschen hatte er wirklich einen gewaltigen Appetit. Er kaute, dachte nach, schluckte und sagte: »Aber der Spiegel hätte zumindest an der richtigen Stelle sein müssen.«
    »Erinnern Sie sich, was Penzler aussagte, als wir ihn fragten, welche Art von Druckanzug der Attentäter getragen hatte? Er schwitzte. Er schwankte. Er sagte, daß er möglicherweise nur einer optischen Täuschung aufgesessen sei.«
    »Es muß ein schreckliches Erlebnis für ihn gewesen sein. Vielleicht litt er an einer Gedächtnisblockade.«
    »Sicher. Und sechs Tage später hinterließ er uns sterbend eine Botschaft. Haben Sie davon gehört?«
    »N.A.K.F. Keine Ahnung, was es bedeuten könnte.«
    »Ich bin davon ausgegangen, daß er starb, bevor er die Botschaft vollenden konnte. Was wollte er uns mitteilen? NACKT?«
    »Auf dem Mond?« Boone lächelte.
    »Nackt im Vakuum«, sagte ich. »Chris stand in seiner Badewanne auf und sah jemanden draußen auf der Mondoberfläche, der keinen Druckanzug anhatte. Verstehen Sie denn nicht? Er blickte in einen Spiegel!«
    »Aber was hat er gesehen? Sich selbst?«
    »Nein. Er sah den Mörder. Der Mörder muß sich in einem der anderen Appartements aufgehalten haben. Der arme Chris. Wahrscheinlich hat er gedacht, er müsse den Verstand verlieren. Kein Wunder, daß er nicht darüber reden wollte.«
    Boone aß für eine Weile schweigend weiter. Schließlich sagte er: »Mrs. Mitchisons Zimmer lag auf der zweiten Ebene. Normalerweise geben wir Außenweltlern die oberen Zimmer. Waren alle Zimmer besetzt? Das könnten wir nachprüfen, aber Sie verstehen die Schlußfolgerungen? Der Mörder kann kein

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