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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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schoß ihm die Hand weg, und er richtete den Armstumpf auf mich und bespritzte mich mit seinem Blut. Ich war geblendet. Als ich mein Visier gesäubert hatte, war er verschwunden. Ich suchte nach ihm, um seinen Anzug abzudichten und ihn ins Krankenhaus zu schaffen, doch als ich ihn endlich gefunden hatte, war er bereits tot.«
    »Mmm-hm.«
    Alan war jetzt leichenblaß. Er sah mich überhaupt nicht mehr. Er erzählte weiter: »Das Blut sprudelte noch immer aus seiner Wunde.«
    »Sie können Chris vorwerfen, daß er sich von seinem Geschlechtstrieb hat leiten lassen. Man kann Hove vorwerfen, daß er versucht hat, ihn umzubringen. Es hat nicht funktioniert, aber dadurch fing Chris Penzler an, über seine Kinder nachzudenken. Sicher machen Sie sich Vorwürfe, Alan, aber Sie können am allerwenigsten dafür.«
    »Schön. Und was jetzt?«
    »Falls die Wahrheit ans Licht käme, würde nicht einmal der Teufel die politischen Auswirkungen aufhalten können. Ganz sicher würden Sie in die Organbänke wandern. Ich möchte nicht, daß es soweit kommt, aber ich möchte auch nicht, daß Sie in eine politische Machtposition kommen. Und es gibt keine Möglichkeit für Sie, auf dem Mond zu bleiben, ohne daß man Sie zum Bürgermeister macht. Ich gebe Ihnen eine Woche Zeit, um von hier zu verschwinden. Sind Sie dann noch hier, lasse ich Sie auffliegen.«
    »Ich nehme an, Sie haben irgendwo einen Brief hinterlassen, für den Fall, daß Ihnen etwas zustoßen sollte?«
    »Halten Sie den Mund und verschwinden Sie.«
    Er starrte mich an. »Aber … Sie geben mir eine Woche Zeit, um Sie umzubringen!«
    Ich stand auf. »Dazu sind Sie nicht der Typ. Und ich meine, was ich sage. Ich meine es todernst«, sagte ich und ging davon.
     
    Die neuen Vorschriften, die das Komitee im Verlauf der folgenden Woche erließ, enthielten Empfehlungen für die regelmäßige Überprüfung der lunaren Rechtsprechungspraxis. Keiner der Delegierten war ausgesprochen glücklich über die Ergebnisse. Den Lunies gefielen sie am allerwenigsten, doch was konnten sie schon einwerfen, nachdem Naomi vor der Konferenz ausgesagt hatte? Sie trugen unseren Kompromiß zähneknirschend mit.
    Am Tag nach Alan Watsons Abreise zum Ceres erklärten wir die Konferenz für beendet. Ich hätte es vorgezogen, seinem Abflug beizuwohnen, doch ich hatte keine Zeit, und es spielte keine Rolle. Wenn man bedachte, wer er war, hatte er sicherlich eine Polizeieskorte gehabt. Er war definitiv abgereist.
    Am Abend brachte Laura das Thema zur Sprache. »Naomi Mitchison ist mit ihm gegangen«, sagte sie.
    »Gut.«
    »Meinst du das im Ernst?«
    »Sicher. Ich bin für klare Verhältnisse.«
    Naomi hatte ein paar Tage zuvor erneut einen Antrag auf Einbürgerung in den Belt gestellt, und Hildegard Quifting hatte ihn mit Freuden erteilt. Naomis Anwesenheit hätte sowohl auf der Erde als auch auf dem Mond eine ständige Peinlichkeit bedeutet. Ihre Abschiebung in den Belt machte das Leben für viele Leute leichter.
    Einschließlich Naomi selbst. Ihre alten Freunde auf der Erde würden sich an die Naomi erinnern, die sie einmal war. Sie würde sich nicht wegen illegalen Klonens vor Gericht verantworten müssen. Und ihre kleine Tochter würde auf sie warten.
    Vielleicht war sie sogar in Alan Watson verliebt. Futz, der Gedanke gefiel mir. Mochte es so sein.

 
DIE FRAU IM DEL-REY-KRATER
(THE WOMAN IN DEL REY CRATER)
     
    Wir sanken der Mondoberfläche entgegen. Es ist jedes Mal aufs Neue ein mulmiges Gefühl, und in einem Lemmy fühlte ich mich unsicher und verletzlich. Ein Lemmy ist ein Raumfahrzeug, aber ein sehr kleines; es ist nicht einmal imstande, einen lunaren Orbit zu erreichen.
    Die Konstablerin Bauer-Stanson schaltete die Korrekturtriebwerke ein. Der Lemmy drehte sich auf den Rücken und ermöglichte uns einen Blick auf den Mond. »Da, Hamilton«, sagte sie und winkte in Richtung des knochenweißen Lands über unseren Köpfen. »Einschließlich des alten ›VERBOTEN‹-Schilds darauf.«
    Es war am vierten T-Tag nach Sonnenaufgang, und die Schatten waren noch immer lang. Der Del Rey lag ziemlich weit zu unserer Seite, sechs Kilometer im Durchmesser, und das Kraterrund wurde flacher und flacher, je tiefer wir fielen. Überall im Innern gab es Punkte aus stumpfem Silber, und im Zentrum ballten sie sich besonders. Ein grober Graben zog sich von einem Rand bis zum anderen genau durch das Kraterzentrum. Der Boden lag in tiefstem Schatten. Dieser Graben und das Kraterrund bildeten das

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