Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven

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Raumanzugs der toten Frau zu sehen.
    Luke war 188 Jahre alt und gelähmt; er war schon seit Jahren an seinen Schwebestuhl gefesselt und sah trotzdem noch gesünder aus als Maxim Shreve. Und zufriedener obendrein.
    Er begrüßte uns höflich und sagte dann: »Wir glauben, daß Ihr Anzug nach einem Modell gefertigt wurde, das damals zur Zeit der ersten Mondkolonie hergestellt wurde. Das Merkwürdige an der Geschichte ist, daß diese Anzüge ausnahmslos zu Studienzwecken an die NASA zurückgegeben wurden. Ihre Tote muß den Anzug also tatsächlich von der Erde haben. Er ist schätzungsweise neunzig bis hundert Jahre alt.
    Wahrscheinlich werden Sie sich jetzt fragen, warum sie sich nicht einfach einen neuen Anzug gekauft hat. Und die Antwort könnte folgendermaßen lauten.« Luke deutete mit einem Lichtgriffel auf das Modell des alten Druckanzugs. »Hier. Medizinische Sensoren. Diese frühen Anzüge waren nicht einfach nur dazu gedacht, einen Astronauten am Leben zu halten. Die NASA wollte wissen, was in ihren Körpern vorging. Falls einer starb, konnte man das beim nächsten vielleicht verhindern.
    Bei den frühen Raumfahrtprogrammen kamen invasive Sonden zum Einsatz. Sie würden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn Sie die Berichte lesen würden. Dieses Modell hier ist bereits weiter fortgeschritten. Andererseits hat die Tote die Sensoren möglicherweise selbst gegen modernere ausgewechselt. Jedenfalls benötigte sie die medizinischen Anschlüsse, die aus dem Anzug nach draußen führten. Selbstverständlich werden derartige Anzüge auch heute noch hergestellt, aber sie sind extrem kostspielig, und man würde sich an jeden Kunden erinnern, der ein solches Modell ersteht. Suchen Sie sich’s aus, Gil: Entweder, unsere unbekannte Tote wollte keine Spuren hinterlassen, oder sie besaß einfach nicht genügend Geld.
    Halten Sie mich auf dem Laufenden, ja? Und vergessen Sie nicht, Gil: Kriminelle mögen keine verschlossenen Türen. Wenn Sie also welche finden, werfen Sie einen genaueren Blick darauf.«
    Ich starrte auf die leere Stelle des Bildschirms, an der Luke kurz zuvor noch zu sehen gewesen war. »Hecate, hat Shreve nicht erzählt, daß Shreve Development Raumanzüge mit medizinischen Sensoren verwendet? Wir hätten uns denken können, daß …«
    »Ich wette, die Anzüge von Shreve Development sind nicht einmal annähernd hundert Jahre alt«, entgegnete sie. »Falls Sie sie trotzdem sehen möchten: Kein Problem. Ich kann das arrangieren.«

    Vier Techniker hatten uns die ganze Zeit über während ihres Feierabendkaffees bei unseren Mätzchen beobachtet. Jetzt verloren sie allmählich das Interesse. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. Ich erhob mich und ging ein wenig auf und ab, während ich darüber nachdachte, ob es noch etwas gab, das ich tun konnte.
    »Ich habe das Bild aus dem Orbit«, riß mich Hecate aus meinen Gedanken.
    »Legen Sie es auf den Schirm.«
    Eine Kamera schwenkte langsam über eine schrumpfende Mondoberfläche, die im Schein der Fusionsflamme eines startenden Frachtraumschiffs violett leuchtete. Der Del-Rey-Krater kam in Sicht, während er gleichzeitig keiner wurde. Das Innere des Del Rey war übersät von kleinen Kratern, die alle exakt die gleiche Größe besaßen. Im Zentrum jedes einzelnen war ein silbernes Glitzern zu erkennen. Drei bronzefarbene Käfer … nein, vier, krochen in der Nähe des südlichen Randwalls herum. Wir sahen hin, bis der Krater zum Rand des Hologramms gewandert und zu klein geworden war, als daß wir noch Einzelheiten hätten erkennen können.
    Dann spielte Hecate die Szene erneut ab, diesmal in Zeitlupe, und dann noch langsamer. »Sehen Sie es?« fragte sie.
    Es ist tatsächlich erstaunlich, was man alles vom Orbit aus sehen kann.
    Waldoschlepper hatten überall im südlichen Bereich des Del-Rey-Kraters ihre Spuren hinterlassen. Es sah aus wie das Tunnelgewirr in einem Ameisenbau. Von unten war nichts zu sehen gewesen, aber von oben …
    Irgendetwas auf dem südlichen Randwall hatte den Del Rey gesandstrahlt. Die Spuren reichten fast bis zum einschlagübersäten Hügel im Zentrum. Dort unten gab es Stellen, die vollkommen frei von Mondstaub waren. Scharf umrissene Kraterwälle, leicht abgeschliffen, Minikrater, die ganz ausradiert worden waren. Unten sah man nur Einzelheiten. Aus der Nähe hatte ich nichts von dem fächerförmigen Muster erkennen können.
    Ich konnte nicht glauben, daß die Sauerstofftanks eines Raumschiffs dazu imstande gewesen sein