Ringwelt 06: Flatlander
Flatlander-Politik bei dieser Geschichte im Spiel ist, und ich bin ein ARM im Rang eines Ubersleuth. Wenn jemand Mist gebaut hat, dann muß er sich mit zwei Regierungen auseinander setzen, nicht nur mit Shreve Development.«
»Ein überzeugendes Argument.«
»Mrs. Randall, wir haben alles mit Kameras aufgezeichnet«, sagte ich. »Denken Sie nur an die Filmrechte!«
»Das klingt allerdings nicht sonderlich überzeugend. Vielleicht besitzen wir die Rechte gar nicht. Schließlich hat sich das Unglück nicht auf unserem Gebiet ereignet. Hamilton, wir wollen unseren Apparat zurück!«
»Sprechen Sie im Auftrag von Shreve Development oder der Regierung?«
»Shreve«, antwortete sie.
»In welcher Funktion?«
»Ich gehöre dem Vorstand an.«
So alt hatte sie gar nicht ausgesehen. »Seit wann, wenn ich fragen darf?«
»Von Anfang an. Ich war einer der ersten sechs.«
»Sechs?«
Hecate reichte ein Tablett mit Kaffee herum. Randall nahm einen Becher und fügte Zucker und Milch hinzu. »Vor fünfunddreißig Jahren kam Max Shreve zu uns fünf anderen und zeigte uns die Konstruktionspläne für einen aktiven Strahlungsschild. Alles, was er uns erzählte, stellte sich als korrekt heraus. Er hat uns reich gemacht. Es gibt nicht viel, das ich nicht für Max Shreve tun würde.«
»Mister Shreve hat Sie also geschickt? Ist er so darauf bedacht, seinen Apparat zurückzubekommen?«
Sie fuhr sich mit einer langfingrigen Hand durch die kurzen Locken. »Max weiß überhaupt nicht, daß ich hier bin. Er hat sich am Telefon sehr aufgeregt. Ich weiß zwar nicht, warum er sich solche Sorgen gemacht hat, aber ich wurde nachdenklich. Wie viele Lunie-Polizisten mögen den Mark 29 angefaßt und untersucht haben? Und was muß ich tun, um das Ding zurückzukriegen?«
Auf Hecates Telefon blinkte ein neues Licht. Sie nahm den Anruf entgegen. Als sie fertig war, sagte sie: »Angeblich landet er jeden Augenblick. Randall, vermutlich klinge ich in Ihren Ohren einfältig, aber ich kann nicht glauben, daß Sie bereits so alt sein sollen …?«
Sie lachte. »Ich war damals sechsundzwanzig. Heute bin ich einundsechzig. Die Gravitation auf dem Mond ist freundlicher zu menschlichen Körpern.«
»Würden Sie sich noch einmal auf dieses Abenteuer einlassen?«
Sie dachte darüber nach. »Vielleicht. Ich bin nicht sicher, ob ein Trickbetrüger ein derart gutes Paket wie Max hätte schüren können. Außerdem war er ein Lunie. Wir hätten ihn jederzeit aufspüren können. Er hat einen sehr guten Abschluß an der Universität von Luna City hingelegt. Er konnte sehr schnell reden. Kandry Li wollte versuchen, eine kleinere Version des Schildes zu entwickeln, und wir waren dabei, als Max es ihr ausredete. Er zeichnete Diagramme, Tabellen und Modelle, alles aus dem Stegreif, und er spielte auf Kandrys Computer wie auf einem Dudelsack. Ich schätze, ich könnte die verdammte Vorlesung inzwischen selbst halten.«
»Dann tun Sie es.«
Sie starrte mich an.
»Ich war noch ein Kind, als der Shreveschild auf den Markt kam. Ich habe mir immer einen Schild gewünscht, der so klein ist, daß ich ihn tragen kann. Warum ist das nicht möglich?«
Sie lachte und brach wieder ab. »Nun ja, er läßt sich einfach nicht verkleinern. Man braucht eine größere Schablone, um den Hysteresiseffekt aufrechtzuerhalten, der die Neutronen einfängt. Sonst bricht der Schild einfach zusammen. Das ist es, was den Unterschied …« Sie unterbrach sich im letzten Augenblick.
»Richtig«, sagte ich.
Hecate Bauer-Stanson schaltete die Schallunterdrückung an ihrem Telefon aus. »Er ist gelandet«, verkündete sie. »Sie können den Apparat jederzeit aufladen. Soll ich ein paar Männer beauftragen, Ihnen zu helfen?«
»Dafür wäre ich Ihnen höchst dankbar«, erwiderte Geraldine Randall lächelnd. Sie mußte Sanchez nicht erst sagen, daß er sich um das Aufladen kümmern sollte; er war bereits aufgestanden und auf halbem Weg zur Tür. Zu mir gewandt fuhr sie fort: »Wir mußten sämtliche Schaltkreise rekonfigurieren. Das Fraktal des Mark 29 ähnelt dem eines normalen Schildgenerators nicht im geringsten. Es ist gänzlich anders. Absolut neu. Nun, ich möchte Ihnen beiden danken«, sagte sie und ging ebenfalls.
»Gil, Sie haben eine neue Nachricht!«
Hecate sah mir über die Schulter, als ich die Nachricht von der ARM in Los Angeles abspielte. Das Holofeld war geteilt: Neben Luke Garner in seinem Schwebestuhl war eine dreidimensionale Computeranimation des merkwürdigen
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