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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Heilmittel für die meisten Formen des Wahnsinns, doch die eingefahrenen Denkmuster, die durch Paranoia oder Schizophrenie entstanden waren, würden zunächst bleiben und langwierige Psychotherapien erforderlich machen. Wo sollte man damit anfangen bei Menschen, deren Erfahrungswelt mindestens hundertvierzig Jahre weit in der Vergangenheit lag?
    Und unsere Organbänke sind wieder einmal leer …
    Sicher, ich konnte die Argumentationskette verstehen. Die Menschen wollten nicht sterben. Sie wollten ewig leben. Eines Tages würde auch ich, Gil Hamilton, denken wie sie.
    »Sie können einfach nicht gewinnen«, sagte ich.
    »Wie? Wovon sprichst du?«
    »Wenn du mittellos bist, wirst du nicht wiederbelebt, weil du nicht für dich selbst sorgen kannst. Wenn du reich bist, wollen deine Erben an dein Geld. Und es ist verdammt unmöglich, sich zu verteidigen, wenn man tot ist.«
    »Und jeder, der sie einmal geliebt hat, ist inzwischen längst tot.« Sie blickte eine Spur zu ernst in ihre Kaffeetasse. »Ich habe die Verabschiedung des ersten Freezergesetzes nicht besonders aufmerksam verfolgt«, gestand sie. »Im Krankenhaus wissen wir nicht, woher die Transplantate stammen: ob von Kriminellen, Korpsikeln oder aus den Bänken von gefangenen Organpaschern. Sie sehen alle gleich aus. Ich mache mir erst seit kurzem darüber Gedanken.«
    Taffy hatte erst kürzlich eine Lungentransplantation von Hand zu Ende geführt, nachdem die Maschinen in ihrem Krankenhaus in einem kritischen Augenblick den Dienst verweigert hatten. Eine zartbesaitete Frau hätte das nicht geschafft. Die Frage nach der Herkunft der Transplantate war ihr erst wichtig geworden, seit sie mich kannte. Eine erfolgreiche Transplantationschirurgin und ein ARM, der Organpascher jagte. Wir gaben wirklich ein seltsames Paar ab, wir beide.
    Als ich wieder hinsah, war Holden Chambers gegangen. Wir teilten uns die Rechnung, zahlten und verließen das Restaurant.
     
    Die untere Einkaufsetage vermittelte ein eigenartiges Gefühl. Als sei man halb drinnen, halb draußen. Wir traten hinaus auf eine breite Fußgängerallee. Laden reihte sich an Laden, Bäume säumten die Seiten, es gab Straßentheater und Straßencafés unter einem flachen Betonhimmel, der sich vierzig Fuß über uns befand und von dem bunte Lichter auf uns herableuchteten. Weit entfernt zeigte sich in einem schmalen Band zwischen Betonhimmel und Firmament ein sanft gekrümmter Horizont.
    Die Menschenmengen waren längst verschwunden, doch in einigen Straßencafés saßen noch Leute und beobachteten, wie die Welt an ihnen vorüberzog. Wir spazierten Hand in Hand und in gemütlichem Tempo auf den schwarzen Horizont zu. Es hatte keinen Sinn, Taffy zur Eile anzutreiben, wenn sie an Schaufenstern vorbeikam. Ich konnte nichts weiter tun als jedes Mal mit ihr stehen zu bleiben und dabei nachsichtig zu lächeln – oder nicht. Schmuck, Kleidung, alles glänzte verführerisch hinter polierten Scheiben …
    Sie zupfte meinen Ärmel und wandte sich ab, um die Auslage eines Möbelgeschäftes anzusehen. Ich weiß nicht, was sie dort sah; ich sah einen blendenden Impuls aus grünem Licht im Glas und dann eine grüne Stichflamme aus einem Kaffeetisch lodern.
    Sehr eigenartig, dachte ich. Beinahe surreal. Dann wurde mir klar, was ich gesehen hatte. Ich gab Taffy einen unsanften Stoß in den Rücken und warf mich in die entgegengesetzte Richtung. Ich rollte mich auf dem Pflaster ab, und erneut blitzte ganz nah grünes Licht auf. Ich blieb ruhig liegen. In meiner Kilttasche trug ich eine Waffe von der Größe eines doppelläufigen Derringers: zwei Patronen mit Druckluft, die Bündel von kristallinen anästhetischen Nadeln verschossen.
    Ein paar verblüffte Passanten waren stehen geblieben und beobachteten mich.
    Ich riß die Tasche mit beiden Händen auf. Der gesamte Inhalt fiel heraus, Münzen, Kreditkarten, mein ARM-Ausweis, Zigaretten, und – ich bekam meine ARM-Waffe zu fassen. Die Reflexion im Schaufenster war mein Glück gewesen. Normalerweise sieht man nicht, woher der Lichtimpuls eines Jagdlasers kommt.
    Grünes Licht blitzte an meinem Ellbogen auf. Das Pflaster zersprang unter lautem Knistern und überhäufte mich mit feinem Staub. Ich kämpfte gegen den Drang an, mich nach hinten und in Deckung zu werfen. Das Nachbild des Strahls leuchtete noch deutlich auf meiner Netzhaut: eine grüne Linie, dünn wie eine Rasierklinge – und es verriet die Position des Schützen.
    Er kniete in einer Querstraße, hatte die Waffe auf

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