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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Fälle.«
    »Sicher. Nur, daß wir jeden dritten verlieren. Hale würde die Chance vermutlich ergreifen, wenn er die Wahl hätte. Aber er ist ja auch verrückt.« Ich blickte über Reihen langer, doppelwandiger Tanks hinweg, die mit Flüssigstickstoff gefüllt waren. Der Saal war riesig und hallte vor Echos wider, und wir befanden uns erst in einem Stockwerk. Dem obersten. Das Gewölbe der Ewigkeit reichte zehn Stockwerke tief in erdbebenfreien Fels hinab. »Sechstausend, haben Sie gesagt? Aber das Gewölbe sollte ursprünglich zehntausend Menschen aufnehmen, oder irre ich mich?«
    Er nickte. »Es steht zu einem Drittel leer.«
    »Gibt es heutzutage viele neue Kunden?«
    Er lachte auf. »Sie machen wohl Witze! Niemand läßt sich heutzutage noch einfrieren! Aus Angst, Stück für Stück wieder aufzuwachen.«
    »Genau deswegen habe ich gefragt.«
    »Vor zehn Jahren noch haben wir überlegt, neue Gewölbe anzulegen. All diese verrückten Kinder, vollkommen gesund, die meinten, sie könnten sich einfrieren lassen und würden in einer schönen neuen Welt wieder erwachen! Ich mußte hilflos mit ansehen, wie die Ambulanzen kamen und einen nach dem andern wegschleppten, um ihn auszuschlachten und so Transplantate zu gewinnen. Seit dem Inkrafttreten der Frostgesetze sind wir nur noch zu zwei Dritteln belegt!«
    Die Sache mit den Kindern war merkwürdig gewesen, zugegeben. Vielleicht eine Mode, eine Religion, irgendein verrückter Spleen – nur, daß es viel zu lange angehalten hatte.
    Die Freezeout-Kinder. Die meisten von ihnen waren Bilderbuchfälle für Verhaltensstörungen gewesen. Jugendliche im Teenageralter, die sich in einer unvollkommenen Welt gefangen gefühlt hatten. Die Geschichte hatte sie gelehrt (jedenfalls diejenigen, die zugehört hatten), daß frühere Zeitalter noch viel schlimmer gewesen waren. Vielleicht glaubten sie, daß sich die Erde immer weiter auf die Vollkommenheit zubewegte.
    Einige von ihnen hatten es riskiert. In keinem Jahrgang waren es viele gewesen, doch es hatte nicht aufgehört, seit das erste experimentelle Freezergewölbe seinen Betrieb aufgenommen hatte, eine Generation vor meiner Geburt. Es war besser als Selbstmord. Sie waren jung, sie waren gesund, sie hatten eine bessere Chance auf Wiederbelebung als irgendeines der gefrorenen Unfall- oder Krankheitsopfer aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Sie waren schlecht bis überhaupt nicht an ihre jeweilige Gesellschaft angepaßt. Warum also nicht das Risiko eingehen?
    Vor zwei Jahren war diese Frage beantwortet worden. Die Vollversammlung und ein Volksentscheid der ganzen Welt hatten den Gesetzesentwurf über den Status eingefrorener Personen verabschiedet.
    Wer sich ohne die Voraussicht hatte einfrieren lassen, einen Treuhänderfonds einzurichten, wer an den falschen Treuhänder geraten war oder in die falschen Aktien investiert hatte, der würde mittellos dastehen, wenn die gegenwärtige Medizin oder ein Wunder ihn heute wiederbelebte. Ohne Geld, ohne eine sinnvolle Ausbildung, und, in der Hälfte aller Fälle, ohne jede augenscheinliche Befähigung dafür, in irgendeiner Gesellschaft überleben zu können.
    Befanden sie sich nur in einer Art Kälteschlaf, oder waren sie tiefgefrorene Tote? Die Gesetze waren in dieser Hinsicht nie eindeutig gewesen. Das neue Gesetz hatte bis zu einem gewissen Punkt Klarheit geschaffen: Jede eingefrorene Person galt im rechtlichen Sinne als tot, wenn sie nicht selbst für sich zu sorgen vermochte – falls die Gesellschaft sich zu ihrer Wiederbelebung entschloß.
    Und ein Drittel aller Eingefrorenen der Welt, eins Komma zwei Millionen Menschen, waren aus den Gewölben in die Organbänke gewandert.
    »Hatten Sie schon damals die Aufsicht hier?«
    Der alte Mann nickte. »Ich führe die Tagschicht seit nunmehr vierzig Jahren. Ich mußte mit ansehen, wie die Ambulanzen dreitausend meiner Leute abtransportiert haben.« Er verstummte. Dann rechtfertigte er sich vorsichtig: »Ich betrachte sie nämlich als meine Leute, wissen Sie?«
    »Das Gesetz kann sich offensichtlich nicht entscheiden, ob Ihre Leute tot oder lebendig sind«, antwortete ich. »Denken Sie von ihnen, wie sie wollen.«
    »Menschen, die mir vertraut haben. Was haben diese Freezeout-Kinder angestellt, daß man sie mit dem Tod bestraft?«
    Sie haben sich verpißt, dachte ich, während andere sich den Rücken krumm schufteten, um die Welt in ein Paradies zu verwandeln. Sie wollten es aussitzen, freeze it out. Doch das war schließlich kein

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