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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Kapitalverbrechen und hatte auch nicht die Todesstrafe zur Folge.
    »Sie hatten niemanden, der sie verteidigt hätte. Niemanden außer mir.« Er verstummte geistesabwesend. Nach einer Weile und mit sichtbarer Anstrengung kehrte er in die Gegenwart zurück. »Nun ja, es spielt keine Rolle mehr. Was kann ich für die Polizei der Vereinten Nationen tun, Mister Hamilton?«
    »Oh, ich bin nicht als Beamter der ARM zu Ihnen gekommen. Ich bin hier, um … um …« Zur Hölle, ich wußte es selbst nicht so genau. Es war eine Nachrichtensendung gewesen, die mich zu diesem Besuch veranlaßt hatte. »Man plant einen weiteren Gesetzesentwurf über den Status Gefrorener«, sagte ich.
    »Wie bitte?«
    »Ein zweites Freezergesetz. Das eine andere Personengruppe betrifft. Die öffentlichen Organbanken scheinen wieder einmal leer zu sein«, erklärte ich bitter.
    Mister Restarick begann zu zittern. »O nein! Nein, nein, nein! Nicht schon wieder! Um Gottes willen, nicht schon wieder!«
    Ich faßte seinen Arm, um ihn zu beruhigen oder zu stützen.
    Er sah aus, als könnte er jeden Augenblick ohnmächtig werden. »Vielleicht wird der Entwurf ja abgelehnt«, versuchte ich ihn zu trösten. »Das erste Gesetz sollte den Organpaschern das Handwerk legen, aber es hat nicht funktioniert. Vielleicht stimmen die Bürger der Welt diesmal dagegen.«
    Ich verabschiedete mich, so schnell ich konnte.
     
    Der Entwurf des zweiten Freezergesetzes machte langsame, aber stetige Fortschritte. Eine nennenswerte Opposition gab es nicht.
    Ich verfolgte einen Teil der Entwicklung in meinem Holovid. Eine beunruhigend große Bürgerzahl bedrängte den Sicherheitsrat zu konfiszieren, was sie als ›die gefrorenen Leichen einer ganzen Reihe von Menschen, die wahnsinnig waren, als sie starben‹ bezeichneten. »Teile dieser Leichen könnten möglicherweise gerettet und als dringend benötigter Organersatz verwendet werden …«
    Diese Bürger erwähnten nicht, daß die besagten »Leichen« vielleicht eines Tages wiederbelebt und geheilt werden konnten. Dafür wiesen sie um so häufiger auf die Tatsache hin, daß besagte Leichen heute nur unter höchsten Risiken wiederzubeleben waren, und sie untermauerten ihre Behauptungen mit den Schriftstücken von Experten – Tausenden von Experten, die nur darauf warteten, ihre dementsprechenden Gutachten vorzutragen.
    Sie erwähnten nicht, daß Wahnsinn mit biochemischen Methoden heilbar war. Sie redeten statt dessen oft davon, daß die Welt keinen Bedarf an Verrückten habe, geschweige denn an Menschen, die entsprechende Gene in sich trügen.
    Sie wiesen unermüdlich auf den gewaltigen Mangel an Transplantationsmaterial hin.
    Irgendwann hörte ich auf, mir die Nachrichtensendungen anzusehen. Ich war ein ARM, ein Mitglied der Polizei der Vereinten Nationen, und als solches hatte ich mich nicht in die Politik einzumischen. Politik ging mich nichts an.
    Bis ich elf Monate später über einen Namen stolperte, der mir bekannt vorkam.
     
    Taffy beobachtete Leute. Ihr betont sittsames Benehmen täuschte mich nicht. In ihren warmen braunen Augen funkelte unauffällige Häme, und jedes Mal, wenn sie ihren Dessertlöffel zum Mund führte, blickte sie nach links.
    Ich versuchte nicht, ihren Blicken zu folgen, aus Furcht, ihre Deckung könnte auffliegen. Ich tat, als interessiere es mich nicht; und es war mir tatsächlich egal, wer in einem öffentlichen Restaurant an meinem Nachbartisch saß. Statt dessen steckte ich mir eine Zigarette an, nahm sie in meine imaginäre Hand (ihr Gewicht zupfte sanft an meiner Willenskraft) und lehnte mich zurück, um das Ambiente zu genießen.
    High Cliffs ist eine riesige Pyramidenstadt in Nordkalifornien. Das Midgard liegt auf der ersten Einkaufsetage, weit vom Rand entfernt, in der Nähe der Serviceschächte. Es gibt demzufolge keine Aussicht, doch das Restaurant entschädigt mit atemberaubender Wanddekoration dafür.
    Im Lokal gewinnt man den Eindruck, sich auf halber Höhe eines gewaltigen Baumstamms zu befinden. Eines Stammes, der hoch genug ist, um von der Hölle bis in den Himmel zu reichen. In verschwommener Ferne, auf den zahlreichen Ästen des Baums, tobt ein endloser Krieg. Die Kämpfenden sind merkwürdige Gestalten: Hin und wieder sind Kreaturen sichtbar, die so groß sind wie Welten. Ein Wolf, der in den Mond beißt, eine schlafende Schlange, die sich um das gesamte Restaurant ringelt, das Auge eines riesigen neugierigen Eichhörnchens, das plötzlich die Sicht durch eine ganze

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