Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
Fensterreihe blockiert …
    »Ist das nicht Holden Chambers?«
    »Wer?« Der Name klang irgendwie bekannt.
    »Vier Tische weiter. Er sitzt allein an seinem Tisch.«
    Ich sah hin. Ein großer, hagerer Mann, ein gutes Stück jünger als die restlichen Besucher des Restaurants. Langes blondes Haar, ein schwach ausgeprägtes Kinn – er war wirklich der Typ, der sich besser einen Bart stehen ließ. Ich war nicht ganz sicher, ob ich ihn von früher kannte oder nicht.
    Taffy runzelte die Stirn. »Ich frage mich, was er allein hier macht. Meinst du, irgendjemand hat eine Verabredung platzen lassen?«
    Plötzlich machte es Klick. »Holden Chambers. Die Kidnapper-Geschichte. Er und seine Schwester wurden vor rund einem Jahr entführt. Der Fall wurde damals von Jackson Bera bearbeitet.«
    Taffy legte ihren Dessertlöffel zur Seite und sah mich neugierig an. »Ich wußte gar nicht, daß sich die ARM auch mit Entführungen beschäftigt.«
    »Das tun wir nicht. Kidnapping ist ein regionales Problem. Bera dachte …« Ich unterbrach mich, weil Chambers unvermittelt aufblickte – und mich direkt ansah. Er wirkte überrascht, und auf seinem Gesicht breitete sich Ärger aus.
    Mir war nicht aufgefallen, wie unhöflich ich ihn angestarrt hatte. Verlegen senkte ich den Blick. »Bera war der Meinung, eine Bande von Organpaschern könnte in die Sache verwickelt sein. Einige Banden hatten angefangen, ihr Geld mit Entführungen zu verdienen, nachdem ihnen der Markt durch die Freezergesetze unter den Füßen weggezogen worden war. Sieht Chambers noch immer in meine Richtung?« Ich spürte seine Blicke auf meinem Rücken.
    »Ja.«
    »Ich frage mich, warum.«
    »Ach, wirklich?« Taffy wußte Bescheid, das erkannte ich an ihrem Grinsen. Sie ließ mich ein oder zwei Sekunden schmoren, um die Spannung zu steigern, dann sagte sie: »Du zeigst schon wieder deinen Zigarettentrick.«
    »Oh. Richtig.« Ich wechselte die Zigarette in meine Hand aus Fleisch und Blut. Zu dumm, daß ich fast vergessen hatte, wie verblüffend dieses Kunststück auf andere Menschen wirkt; eine Zigarette oder ein Stift oder ein Bourbonglas, das mitten in der Luft zu schweben scheint: Ich hatte es selbst oft genug genau aus diesem Grund vorgeführt.
    »Er war in letzter Zeit häufig im Fernsehen zu sehen«, sagte Taffy. »Er ist der achte Korpsikel-Erbe weltweit. Wußtest du das nicht?«
    »Korpsikel-Erbe?«
    »Du weißt doch, was ein Korpsikel ist? Als die Freezergewölbe geöffnet wurden …«
    »Schon gut, ich weiß. Aber ich hatte keine Ahnung, daß dieses Wort wieder benutzt wird.«
    »Na ja, aber das wollte ich eigentlich gar nicht erzählen. Worauf ich hinauswill ist, daß nach Inkrafttreten des zweiten Freezergesetzes rund dreihunderttausend weitere Korpsikel offiziell für tot erklärt werden. Einige der Gefrorenen besitzen Geld, und dieses Geld wird dann an ihre Verwandten gehen.«
    »Oh. Und Chambers hat einen Vorfahren in einem der Gewölbe irgendwo?«
    »Irgendwo in Michigan. Ein Bursche mit einem biblischen Namen.«
    »Du meinst aber nicht Levitikus Hale?«
    Sie starrte mich überrascht an. »Woher zum Bliep wußtest du das?«
    »Ich habe geraten, weiter nichts.« Ich wußte nicht, warum ich auf ihn gekommen war. Der tote Hale war mir in Erinnerung geblieben, seines Namens und seines Aussehens wegen.
    Trotzdem merkwürdig, daß ich nie an Geld als Motiv für das zweite Freezergesetz gedacht hatte. Das erste Freezergesetz hatte nur die Mittellosen betroffen, die Freezeout-Kinder.
    Wir haben es hier mit Leuten zu tun, die sich aller Wahrscheinlichkeit nach an keine Gesellschaft anpassen können, ganz gleich, in welcher Zeit sie wiederbelebt werden. Sie konnten sich nicht einmal an ihre eigene Zeit anpassen. Die meisten von ihnen waren zudem auch nicht krank; diese Entschuldigung konnten sie also nicht beanspruchen, um sich einer nebulösen, besseren Zukunft aufzudrängen. Sie sind vor sich selbst in die Freezergewölbe geflohen. Wenn wir sie wiederbelebten, wären sie Mittellose, die für keine Arbeit geeignet sind; ungebildet nach jedem nur denkbaren gegenwärtigen oder zukünftigen Standard, unverbesserliche Tunichtgute.
    Junge, gesunde, für die Gesellschaft nutzlose Individuen, die nichts mit sich anzufangen wissen. Und unsere Organbänke sind leer …
    Die Argumente für das zweite Freezergesetz klangen nicht viel anders. Die Korpsikel, die nun betroffen waren, besaßen zwar Geld, doch sie waren geistig nicht gesund. Heutzutage gab es zwar biochemische

Weitere Kostenlose Bücher