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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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anderes als die Eroberung des Weltraums – ein Projekt, das hauptsächlich von den Beltern durchgeführt wurde und das die Bewohner der Erde geflissentlich zu ignorieren versuchten. Zu viele Interviews glichen sich: Der Interviewer erklärte seinem Gegenüber beispielsweise, daß ein Holovid nichts mit einem alten Fernseher gemeinsam hatte, sondern dreidimensionale Bilder produzierte.
    Das arme Gegenüber reagierte mit Verwirrung und ganz so, als sei ihm das alles zu hoch.
    Taffy saß mit gekreuzten Beinen auf dem Bett und bürstete sich das lange, dunkle Haar, das in weichen, glänzenden Kurven über ihre Schultern floß. »Sie ist eine von den ganz frühen«, sagte sie kritisch und deutete auf die Frau auf dem Bildschirm. »Vielleicht hat ihr Gehirn während des Kälteschlafs an Sauerstoffmangel gelitten.«
    »Das ist vielleicht das, was du siehst. Der normale Bürger sieht nur, wie sie sich verhält. Und sie ist offensichtlich nicht bereit oder fähig, in die Gesellschaft integriert zu werden.«
    »Verdammt, Gil, sie ist lebendig! Sollte das nicht für jeden Wunder genug sein?«
    »Vielleicht. Vielleicht sähe der durchschnittliche Wähler sie aber auch lieber tot.«
    Taffy bürstete sich das Haar mit wütender Inbrunst. »Aber sie sind lebendig!«
    »Ich frage mich die ganze Zeit, ob sie auch Levitikus Hale wiederbelebt haben.«
    »Levitikus …? Oh. Nein. Jedenfalls nicht am Saint Johns.« Das war das Krankenhaus, in dem Taffy arbeitete. Sie mußte es wissen.
    »Ich habe ihn nicht im Holovid gesehen«, sagte ich. »Wenn sie schon jemanden wiederbeleben wollten, dann hätten sie ihn auswählen sollen. Mit seinem patriarchalischen Gesicht würde er gewaltigen Eindruck machen. Er könnte sogar den Messias spielen. ›Jawohl, meine Brüder und Schwestern, ich bin von den Toten wieder auferstanden, um euch zu führen …‹ Bisher ist noch keiner der anderen auf diesen Gedanken gekommen.«
    »Keine schlechte Idee.« Ihre Bürstenstriche wurden ruhiger. »Viele starben während des Auftauens oder kurze Zeit darauf. Wegen zerplatzter Zellwände.«
    Zehn Minuten später stand ich auf und ergriff den Telefonhörer. Taffy beobachtete mich amüsiert. »Ist das denn so wichtig?«
    »Vielleicht nicht.« Ich wählte die Nummer vom Gewölbe der Ewigkeit in New Jersey. Der Gedanke würde mir kerne Ruhe lassen, bis ich mir Gewißheit verschafft hatte.
    Mister Restarick hatte Nachtschicht. Er schien froh, mich zu sehen. Er war wahrscheinlich froh, irgendjemanden zu sehen, der mit ihm redete. Seine Kleidung war noch immer ein Mischmasch aus alten Stilrichtungen, doch sie wirkte nicht mehr so anachronistisch wie noch ein paar Wochen zuvor. Im Holovid wimmelte es nur so von Korpsikeln, die ähnlich altmodisch gekleidet waren.
    Ja, er erinnerte sich an mich. Und ja, Levitikus Hale lag noch immer im Kälteschlaf. Die Krankenhäuser hatten zwei seiner Pflegebefohlenen abgeholt, und beide hatten überlebt, erzählte er mir stolz. Die Administratoren hatten auch Hale holen wollen; sie hatten Gefallen an seinem Aussehen geäußert und an seiner Wirkung auf die Öffentlichkeit – er sah mehr als jeder andere aus wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Doch sie hatten keine Genehmigung von seinen nächsten Verwandten erhalten.
    Taffy beobachtete mich, wie ich auf den leeren Schirm des Telefons starrte. »Stimmt etwas nicht?«
    »Der Chambers-Junge. Erinnerst du dich vielleicht an Holden Chambers, den Korpsikel-Erben? Er hat mich angelogen. Er hat dem Krankenhaus die Genehmigung verweigert, Levitikus Hale wiederzubeleben. Und das bereits vor einem ganzen Jahr!«
    »Oh.« Sie dachte darüber nach, und dann reagierte sie mit dem für sie so typischen Verständnis. »Er erbt schließlich eine ganze Menge Geld, indem er einfach nicht unterschreibt.«
    Im Holofernsehen lief ein alter Schinken, ein Remake eines Shakespeare-Stückes. Wir schalteten eine Panoramalandschaft ein und legten uns schlafen.
     
    Ich weiche zurück, weiter und weiter. Der Geist aus zusammengesetzten Körperteilen rückt näher und näher. Er besteht aus einem fremden Arm und einem fremden Auge, dem fremden Herzen aus Lorens Brusthöhle, einem fremden Lungenflügel, einem weiteren Lungenflügel, und ich kann all das in ihm spüren. Gräßlich. Ich greife tiefer hinein. Das Herz eines Fremden windet sich in meiner Hand wie ein zappelnder Fisch.
     
    Taffy fand mich in der Küche, wo ich heiße Schokolade machte. Für zwei. Ich weiß verdammt genau, daß sie nicht

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