Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven

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danach aus, als hätte Tiller der Killer überhaupt keinen Auftrag gehabt, wie?«
    »Das würde unsere ganze Theorie platzen lassen, nicht wahr? Ich habe eine ganze Menge wilder Hypothesen aus zwei grünen Lichtstrahlen abgeleitet, wie? Ein einzelner Ex-Organpascher versucht, ein Loch in einen ARM-Agenten zu brennen, und wir verwenden Zehntausende von Arbeitsstunden und jede Menge Rechenzeit darauf, einen Fall zu konstruieren. Falls die Bande vorgehabt hat, uns von irgendetwas abzulenken, dann ist es ihr jedenfalls bestens gelungen.«
    »Wissen Sie was? Ich glaube, Sie empfinden es als persönliche Beleidigung, daß Tiller auf Sie geschossen haben könnte, weil er Sie nicht mochte.«
    Ich mußte lachen. »Jetzt werden Sie aber ziemlich persönlich.«
    »Das gefällt mir schon besser. Und wenn Sie jetzt noch aufhören könnten, über dieser Sache zu brüten? Es ist schließlich nichts weiter als eine weit hergeholte Hypothese. Sie wissen selbst, wie Hausaufgaben manchmal sind. Wir unternahmen eine Menge Anstrengungen, weil unsere Hypothese gut aussah. Überlegen Sie nur, wie viele Organpascher darin verwickelt gewesen wären, wenn wir recht behalten hätten. Wir hätten eine Chance gehabt, sie alle auf einmal zu schnappen. Aber wenn unsere Pläne nicht aufgehen, warum gleich verzweifeln?«
    »Das zweite Freezergesetz«, sagte ich, als wüßte er es nicht selbst.
    »Der Wille des Volkes geschieht.«
    »Zensiert und zugenäht! Sie ermorden diese Leute in den Kältekammern!«
    Garners Gesicht zuckte merkwürdig. »Habe ich etwas Komisches gesagt?« fragte ich.
    Er ließ sein Lachen heraus. Es klang wie ein Hühnchen, das um Hilfe gackert.
    »Zensiert. Piep. Das waren früher keine Kraftausdrücke, sondern verhüllende Umschreibungen. Sie haben sie in Büchern oder im Fernsehen verwendet, wenn jemand ein Wort benutzte, das sie nicht ausstrahlen oder drucken wollten.«
    Ich zuckte die Schultern. »Na und? Worte sind oft eigenartig. Verdammt war einmal ein theologischer Begriff, wenn Sie es genau nehmen.«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber es klingt lustig. Wenn Sie anfangen, zensiert und piep zu sagen, verlieren Sie ihr maskulines Erscheinungsbild.«
    »Zensiertes maskulines Erscheinungsbild! Was sollen wir wegen der Korpsikel-Erben unternehmen? Sollen wir die Überwachung abbrechen?«
    »Nein. Wir haben bereits zu viel investiert.« Garner starrte nachdenklich auf eine leere Wand meines Büros. »Wäre es nicht schön, wenn wir zehn Milliarden Wähler überzeugen könnten, daß sie besser Prothesen anstatt Transplantate benutzen?«
    Schuldgefühle breiteten sich in meinem rechten Arm und meinem linken Auge aus. »Prothesen kann man nicht fühlen«, sagte ich. »Bestimmt hätte ich mich mit einer Armprothese zufrieden gegeben …« Verdammt, ich hatte damals sogar die Wahl! »… aber ein Auge? Luke, angenommen, es wäre möglich, Ihnen neue Beine zu transplantieren … Würden Sie sie nicht auch annehmen?«
    »Verdammt! Mußten Sie mir diese Frage wirklich stellen?« fuhr er mich giftig an.
    »Entschuldigen Sie. Ich ziehe die Frage zurück.«
    Er versank in dumpfes Brüten. Es war eine infame Frage gewesen, und er hatte noch immer daran zu kauen.
    Er konnte nicht darüber reden.
    »Hatten Sie einen bestimmten Grund, mich in meinem Büro aufzusuchen?« erkundigte ich mich.
    Luke schüttelte sich. »Jepp. Ich hatte den Eindruck, daß Sie diese ganze Geschichte wie eine persönliche Niederlage aufnehmen. Ich bin gekommen, weil ich Sie ein wenig aufmuntern wollte.«
    Wir lachten beide. »Hören Sie«, sagte er, »es gibt Schlimmeres als das Problem der Organbänke. Als ich jung war – in Ihrem Alter, mein Junge –, war es beinahe unmöglich, jemanden wegen eines Kapitalverbrechens zu verurteilen. Lebenslange Freiheitsstrafen dauerten nicht lebenslang. Die Psychologie und die Psychiatrie beschäftigten sich mit der Heilung oder Therapie von Kriminellen und gliederten sie wieder in die Gesellschaft ein. Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika hätte die Todesstrafe damals beinahe für verfassungswidrig erklärt.«
    »Klingt wundervoll. Und wie hat es in der Praxis funktioniert?«
    »Terror und Schrecken regierten die Welt. Viele Menschen wurden umgebracht. Zwischenzeitlich wurden die Transplantationstechniken immer besser. Schließlich kam Vermont auf den Gedanken, die Organbanken zum offiziellen Exekutionsinstrument zu machen. Die Idee fand rasch weltweiten Anklang.«
    »Jepp.« Ich erinnerte mich an meinen