Ringwelt 07: Die Welt der Ptavvs
Wesen seiner Art aus dem Nebel auf. Die Kamera drehte sich einmal im Kreis, und überall waren die riesigen weißen Kreaturen zu sehen – formlose ›Landwale‹, die im Sand schwammen.
Ihre Hälse schwangen hin und her, und die stoppeligen Büschel flatterten, obwohl es vollkommen windstill war. Natürlich handelte es sich bei den ›Büscheln‹ um Sinnesorgane; und natürlich waren nur deshalb keine Mäuler zu sehen, weil die Kreaturen sie geschlossen hatten. Das war ungewöhnlich für Weißnahrung; doch daß das dort auf dem Bildschirm Weißnahrung war, stand außer Zweifel.
Bürgermeister Herkimer erschien wieder auf dem Schirm. »Diese Bilder sind mit natürlichem Licht aufgenommen worden, doch mit langer Belichtungszeit, was das verschwommene Bild erklärt. Für uns war tiefe Nacht. Winston Doheny, unser Biologe, hat sich diese Monster einmal angesehen und sie Bandersnatcher getauft. Seltsamer Name, ich weiß, aber so sind sie verdammt noch mal eingetragen worden. Harlow ist in einem Panzeranzug rausgegangen und hat eins der Viecher geschossen, um es sezieren zu können; der Rest der Wesen ist geflohen. Glücklicherweise hat Harlows Anzug dem Druck und den Temperaturen standgehalten.«
Mehrere Filme dokumentierten diese Aktion. Sechs panzerbrechende Geschosse aus angereichertem Uran flogen von jenseits des Kamerafeldes herbei und durchschlugen die Vorderseite eines Bandersnatchers. Die Kreatur senkte den Hals und starb schweigend. Die anderen weißen Gestalten verschwanden wie Geister im Nebel. Herkimer fuhr fort: »Sie bewegen sich ähnlich einer Puffotter, durch Muskelkontraktion im Bauchbereich, und wie Sie sehen können, bewegen sie sich verflucht schnell. Allerdings besitzen die Kreaturen im Gegensatz zur Puffotter keine Schuppen, anhand derer sie Halt im Boden finden, sondern Auswüchse, die man schon fast als Füße bezeichnen könnte.
Laut Doheny besteht dieses Tier aus einer einzigen großen Zelle. Seine Nervenstruktur ähnelt der eines Menschen, aber es besitzt keinen Zellkörper und keinen Kern, nichts, wodurch es sich von anderem spezialisiertem Protoplasma unterscheiden würde. Das Gehirn ist lang und schmal und sitzt in einem Knochengehäuse an der sich verjüngenden Spitze. Dieser ›Schädel‹ bildet den Abschluß eines gelenklosen, doch sehr flexiblen und starken Knochengerüsts. Alles in allem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß Gott bei der Erschaffung dieses Wesens nie daran gedacht hat, daß es jemals seine Körperhaltung verändern wollen könnte.« Garner zuckte ob dieser Blasphemie unwillkürlich zusammen. »Das Maul, das bei den lebenden Wesen auf dem Film geschlossen war, sitzt unmittelbar über den Fortbewegungsorganen am Bauch, und es ist zu nichts nütze, außer um Nährstoffe aus dem Ozean zu schaufeln.«
Der Film zeigte Einzelheiten der Sezierung des Bandersnatchers. Die beiden Polizisten an der Tür hatten beschlossen, sich das nicht anzusehen; doch Masney und Garner schauten interessiert zu. Autopsien waren nichts neues für sie. Das Tier wurde auf die Seite gelegt, um einen besseren Blick auf die Fortbewegungsorgane zu ermöglichen, und die mächtigen Kiefer wurden mit einem Flaschenzug auseinander gezogen. Dann folgten mehrere Bilder mit Gewebeproben. Die Kreatur besaß ein Kreislaufsystem mit insgesamt sechs Herzen, von denen jedes elf Pfund wog; an der linken Flanke saßen einige seltsame Organe, die nur Kzanol/Greenberg als Knosporgane erkannte. Konzentriert beobachtete er, wie der Schädelkasten geöffnet und das lange graue Gehirn freigelegt wurde, das in der Tat bemerkenswert verschlungen war. Die Form des Hirns war Kzanol/Greenberg vertraut, auch wenn er noch nie ein rohes gesehen hatte. Dann war es vorbei, und Bürgermeister Herkimer erschien wieder auf dem Bildschirm.
»Der Ozean ist von einer einheitlichen Schicht bedeckt, die einen Fuß dick ist. Das Zeug gleicht irdischer Hefe. Bandersnatcherherden halten sich am Ufer auf und fressen ständig davon. Der Strand eignet sich leider nicht zur Touristenfalle. Hier herrscht ewige Dunkelheit; dank der Hefe und der Schwerkraft gibt es keine Wellen, und die Bandersnatcher wandern am Ufer entlang wie die verlorenen Seelen uralter Berge. Wir wären am liebsten sofort aufgebrochen, doch Doheny konnte keine Sexualorgane entdecken, und deshalb wollte er noch einige Exemplare sezieren.
Wir haben Gleiter ausgesandt, um noch eins dieser Viecher zu besorgen, doch kein Gleiter kam nahe genug an einen
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