Ringwelt 07: Die Welt der Ptavvs
anderen Fragen gnadenlos stritten. Aber wenn Weißnahrung schon immer intelligent gewesen war, dann war sie immun gegenüber dem Willen. Die Tnuctipun hatten durch ihre Schöpfung das Gesetz des Willensgebers gebrochen!
Wenn die Tnuctipun stärker als der Willensgeber waren, die Thrint stärker als die Tnuctipun, und der Willensgeber stärker als die Thrint …
Dann waren alle Priester Scharlatane, und der Willensgeber nur ein Mythos.
Intelligente Weißnahrung war Blasphemie.
Es war alles so verdammt seltsam.
Warum hätten die Tnuctipun ein intelligentes Nahrungstier erschaffen sollen? ›Intelligentes Nahrungstier‹: Die Phrase klang so harmlos wie ›Overkill‹ oder ›Euthanasie‹, aber wenn man genauer darüber nachdachte …
Die Thrint waren keine zimperliche Spezies. Aber …
Ein intelligentes Nahrungstier! Hitler hätte sich bei einem solchen Gedanken übergeben und wäre geflohen.
Nein, die Tnuctipun waren in der Tat nie zimperlich gewesen. Allein die nette Einfachheit ihrer mutierten Rennvirpin war typisch für ihre Arbeitsweise. Die ursprüngliche Kreatur war schon das schnellste, lebende Tier gewesen; die Tnuctipun hatten nur wenig ändern müssen. Sie hatten den Kopf des Tieres schmaler und die Nase spitzer gemacht, wobei sie den Aufbau der Nüstern dem eines Triebwerks angepaßt hatten, und sie hatten die Haut geradezu unglaublich glatt gemacht, um den Luftwiderstand zu reduzieren, doch das alles hatte sie noch nicht befriedigt. Also hatten sie mehrere Pfund überflüssigen Gewichts entfernt und es durch zusätzliche Muskeln und Lungengewebe ersetzt. Das entfernte Gewicht stammte fast ausschließlich aus dem Verdauungstrakt. Ein mutierter Rennvirpin hatte ein stromlinienförmiges Maul besessen, durch das Sauerstoff ohne Umwege in die Blutbahn hatte gelangen können.
Die Tnuctipun waren stets sehr effizient, doch niemals grausam gewesen.
Warum hätten sie Weißnahrung intelligent machen sollen? Um wie befohlen das Gehirn vergrößern zu können? Aber warum hätten sie die Kreaturen dann dem Willen gegenüber immun machen sollen?
Und er hatte Weißnahrung-Fleisch gegessen.
Kzanol/Greenberg schüttelte energisch den Kopf. Masney brauchte Aufmerksamkeit, und es gab einige Dinge, auf die er sich vorbereiten mußte, oder? Mußte er planen oder sich nur Sorgen machen?
Würde der Verstärkerhelm mit einem menschlichen Gehirn funktionieren?
Würde er den zweiten Anzug rechtzeitig finden?
»›Ihn finden‹«, zitierte Garner. »Das paßt. Er sucht nach etwas, weil er glaubt, es dringend zu benötigen.«
»Aber das wußten Sie doch bereits. Das hilft uns nicht weiter.«
»Mrs. Greenberg, der Grund, warum ich hier bin, ist, daß ich alles wissen will, was Sie mir über Ihren Mann sagen können.«
»Dann sollten Sie besser mit Dr. Snyder sprechen. Er ist heute Morgen hier angekommen. Wollen Sie seine Nummer?«
»Danke, die habe ich bereits. Er hat mich auch schon angerufen. Kennen Sie ihn gut?«
»Sehr gut sogar.«
»Ich würde auch noch gerne mit Charley reden, dem Delphin-Anthropologen. Aber jetzt fangen wir erst einmal mit Ihnen an.«
Judy wirkte unglücklich. »Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll.«
»Irgendwo.«
»Okay. Er hat drei Hoden.«
»Verdammt. Das ist ziemlich selten, nicht wahr?«
»Und manchmal auch sehr lästig – medizinisch gesehen –, aber Larry hatte nie irgendwelche Probleme. Wir haben es immer ›sein kleines Extra‹ genannt. Ist das die Art Information, die Sie haben wollen?«
»Sicher.« Luke wußte es nicht. Er wußte nur, daß sich seine Chancen, den Mann zu fangen, drastisch verbessern würden, je mehr er über ihn wußte – egal was. Das hatte schon damals funktioniert, vor Jahrzehnten, als er noch Bulle gewesen war. Jetzt konnte es zumindest nichts schaden. Also ließ er Judy reden und unterbrach sie nur selten.
»Ich habe nie bemerkt, daß er eine ausgeprägte Ader für Streiche hat, bis er begann, mit den Delphinen zu arbeiten; dann hat er mir einige von den Sachen erzählt, die er an der Uni angestellt hat. Er muß der Schrecken des ganzen College gewesen sein. Er war ein miserabler Mannschaftssportler, aber er spielt recht gut Squash und Tennis …« Garner mußte sie nicht weiter anspornen. Judy erzählte ihm ihr ganzes Leben in einer Flut von Worten – ihr Leben mit Larry Greenberg.
»… Er muß eine Menge Frauen gekannt haben, bevor er mich getroffen hat. Ich vermute, daß er nicht wirklich an Weissagung glaubt – jedenfalls nicht als
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